Breitbandausbau Epfenbach

Ausbau "auf unbestimmte Zeit verschoben"?

Gewerbegebiete haben Vorrang und sollen schon 2017 ans Netz gehen - Ganze Backbone-Trasse soll Mitte 2018 in Betrieb gehen

19.10.2017 UPDATE: 20.10.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 12 Sekunden

Es tut sich gerade nichts in Sachen innerörtlicher Erschließung mit Glasfaser. Sehr zum Leidwesen der Bürger Epfenbachs, die extrem unterversorgt sind, aber damit rechneten, bis Ende 2017 mit 50 Mbit versorgt zu werden. Foto: Barth

Von Christiane Barth

Epfenbach. "Wir schaffen nicht alle gleichzeitig", wehrte Thomas Heusel vom Zweckverband ab. Dass es in Sachen schnelles Internet doch nicht so schnell geht, wie erhofft, sorgte im Gemeinderatsrund für heftigen Unmut. "Man muss doch davon ausgehen, dass auch das gesprochene Wort etwas gilt", machte Manfred Hafner seinem Ärger Luft.

Seine Bitte an den Zweckverband High-Speed-Netz Rhein-Neckar äußerte er mit Nachdruck: die innerörtliche Breitbanderschließung auch in Wohngebieten zeitnah voranzutreiben, Synergien mit der derzeitigen Verlegung der Leerrohrtrasse durch den Stromversorger Syna zu nutzen und Epfenbach auf der Prioritätenliste nach oben zu rücken.

"Ich nehme die Botschaft mit und schaue, wo der größte Schmerz ist", rang sich Thomas Heusel ein Zugeständnis ab. Doch es blieb bei eher vagen Aussagen: "Ich kann heute nicht zusagen, dass Epfenbach 2019 drankommt". Bis Ende 2017 können jedoch Häuser, die an der "richtigen Straßenseite" der beiden bereits erschlossenen Kabelverzweiger liegen, ans Netz gehen. Ebenso die beiden Gewerbegebiete.

Die Vision des Zweckverbandes, der 2015 mit dem Vorhaben startete, alle 52 Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises bis spätestens 2030 mit Glasfaserkabel, zeitgemäßen Übertragungsraten und alle Haushalte mit einem FTTH-Hausanschluss ("Fiber to the home") zu versorgen, sei wohl zu hoch gegriffen gewesen, gestand Heusel: "Ein sehr politisches Projekt. Vielleicht haben wir zu viel versprochen." Das hatten sich die Gemeinderäte anders vorgestellt.

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Vorrang habe die Fertigstellung der Backbone-Trasse, so Heusel. Kapazitätsprobleme, eine seit 2014 sehr veränderte Marktsituation, das "Reingrätschen" der BBV Deutschland, eine komplizierte Förderpolitik und nicht zuletzt die Deutsche Telekom, die eine Markterkundung blockieren könne, mögen die ursprüngliche Marschrichtung des Zweckverbandes zu einer neuen Ausrichtung gezwungen haben.

Heusel: "Wir sind in Kooperation mit der BBV". Hätte das Unternehmen aber weiterhin auf eine vertragliche Bindung der Kommunen bestanden, "wäre das Fördermodell zusammen gebrochen". Dass die BBV nun auch ohne Vertragsbindung ihre Bereitschaft, die Gemeinden ohne deren finanzielle Beteiligung ans Netz zu bringen, erklärt habe, mache diese zwar nicht zum Freund, räumte Heusel ein, aber auch nicht unbedingt zum Konkurrenten. "Darüber können wir erst mal reden." Der Zweckverband müsse sich "justieren": Er sorge dafür, dass jedes Haus einem Anschluss bekomme, möglicherweise auch mit einem anderen Unternehmen. Die Möglichkeit, dass die BBV Epfenbach, die vermutlich erst im Januar 2018 in die Vorvermarktung starten werde, als besonders lukrativ auserwählen werde, hielt Hausel nicht für ausgeschlossen.

Manfred Hafner erinnerte an die "Historie": Der Zusammenschluss der Gemeinden Epfenbach, Spechbach, Eschelbronn und Lobbach als "Breitbandinitiative" habe überhaupt erst die Gründung eines Zweckverbands im Jahr 2014 ins Rollen gebracht. Hafner erinnerte Heusel an das Versprechen, das der Zweckverband der Gemeinde Epfenbach damals gegeben habe: Nämlich als eine der ersten Kommunen den innerörtlichen Ausbau realisiert zu bekommen. Die Erwartungshaltung der Bürger sei, bis Ende 2017 mit 50 Mbit versorgt zu werden. Hafner: "Wir haben einen Standortnachteil ohne Ende." Er fühle sich in der Verantwortung und machte Heusel Druck: "Andere bekommen den Ausbau, in Epfenbach ist er auf unbestimmte Zeit verschoben. Ich fühle mich hinters Licht geführt."

Auch Dirk Rosenzopf verbarg seine Enttäuschung nicht: "Hand aufs Herz: So marginal versorgt ist in den anderen 51 Kommunen kaum jemand." Epfenbach müsse teils mit gerade mal 0,3 Mbit auskommen. "Das ist schon ein starkes Stück." Im ersten Halbjahr 2018 werde die Feinplanung fertiggestellt, so Heusel, und in einer Verbandsversammlung jene Prioritätenliste erstellt.

Versprechen könne er nicht, dass Epfenbach bei den Ersten sei, denn es gebe noch andere weiße Flecken. "Es schreien viele." Hafner drängte darauf, Bürgermeister Bösenecker solle bei der Versammlung 2018 den Antrag stellen, Epfenbach im Dringlichkeitsranking Vorrang zu geben.

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