Die Dilsberger Jugendherberge ist gerettet
Eine Spende ermöglicht die millionenschwere Sanierung. Der Gönner will jedoch anonym bleiben.

Die Jugendherberge am mittelalterlichen Torturm wird saniert; 2018 sollen Übernachtungen wieder möglich sein. Foto: Alex
Von Nikolas Beck
Neckargemünd-Dilsberg. Zuerst war die Situation aussichtslos, dann keimte Hoffnung auf. Und am gestrigen Freitag wurde es offiziell: Die Jugendherberge auf dem Dilsberg ist gerettet. Ende November hatte der Landesverband des Deutsche Jugendherbergswerks (DJH) den Betrieb eingestellt. Erforderliche Brandschutzmaßnahmen und dringende Sanierungsarbeiten waren dem DJH mit 1,8 Millionen schlicht zu teuer.
Gemeinsam mit der Stadt, in deren Besitz der alte Torturm ist, wurde nach einem Käufer gesucht. Nun aber die Kehrtwende: Wie das DJH am gestrigen Donnerstag mitteilte, hat der Vorstand des Herbergswerks seinen Schließungsbeschluss zurückgenommen, im kommenden Jahr soll die Sanierung stattfinden. Möglich geworden ist dies durch einen großzügigen Spender, der anonym bleiben möchte.
"Den Namen nehme ich mit ins Grab", verspricht Bürgermeister Frank Volk, Wort zu halten. Fest steht allerdings, dass es sich bei dem Gönner oder der Gönnerin um jemanden handeln muss, dem Neckargemünd und der Dilsberg mit seiner Burgfeste und dem mittelalterlichen Flair sehr am Herzen liegt. Denn die Spende gehe laut Volk zwar direkt an das DJH, kommt aber ausschließlich der Dilsberger Herberge zugute.
So sei es auch die Stadt gewesen, die den Kontakt hergestellt hatte. Die Spende bringt aber nicht nur die kurzfristige Rettung mit sich. Sie ist auch ein langfristiges Versprechen. "Denn die Zuwendung lief nur unter der Voraussetzung, dass die Herberge mindesten 25 Jahre offen bleiben muss", verrät Frank Volk. Über den genauen Betrag der Spende will der Rathauschef auch nicht zu viel verraten. Es ist aber zu vermuten, dass der allergrößte Teil der benötigten fast zwei Millionen Euro durch die Zuwendung abgedeckt ist.
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In der Stadt am Neckar und ganz besonders im Ortsteil könnte die Freude über die gute Nachricht jedenfalls nicht größer sein. "Das ist ein Segen für den Dilsberg", sagt Ortsvorsteher Bernhard Hoffmann und spricht sogar von Euphorie. Die Schließung und der angekündigte Verkauf habe die Menschen auf dem Dilsberg bewegt. Häufig sei er auf der Straße angesprochen worden, immer wieder habe man sich nach dem aktuellen Stand erkundigt.
Der Dilsberger Wilfried Schouwink war sogar einen Schritt weiter gegangen. Er gründete die "Bürgerinitiative zur Erhaltung der Dilsberger Jugendherberge" und machte sich auf die Suche nach Unterstützern. "Die Unterschriftenaktion können wir nun natürlich stoppen", freut sich Bernhard Hoffmann und berichtet von bis zu 2000 Unterzeichnern. Egal, ob Schouwink, die Dilsberger, die involvierten Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein und Albrecht Schütte, Bürgermeister Volk oder er selbst - Hoffmann ist stolz: "Wir haben gut gekämpft."
Von den intensiven Bemühungen zeigt sich auch das DJH beeindruckt: "Wir waren vom Engagement des Ortsteils und der Stadt für die Wiedereröffnung der geschlossenen Jugendherberge sehr positiv überrascht", erklären die Vorsitzende Dr. Susanne Pacher und Geschäftsführer Karl Roser. Umso mehr freue man sich daher nun, durch die Spende die Möglichkeit zu haben, den Standort zu modernisieren und weiterzuführen.
Ihren Teil dazu beitragen wird auch die Stadt. Man werde die ohnehin anstehenden Sanierungsarbeiten am Torturm nun vorziehen und schon im kommenden Jahr angehen, erklärt Frank Volk. Man müsse das Eisen schmieden, so lange es heiß ist. Daher werde man sich im nächsten Schritt mit dem DJH und dem verantwortlichen Planer zusammensetzen. Die Gesamtmaßnahme solle in der Hand eines Planers liegen. Es werde keine "Luxussanierung", dennoch rechnet der Bürgermeister mit rund 300.000 Euro, die für die Stadt anfallen werden.
"Ambitioniert" nennt Volk das Vorhaben, die Sanierung in rund einem Jahr über die Bühne zu bringen. Aber DJH und Stadt sind fest entschlossen, den Herbergsbetrieb mit 70 Betten, jährlich rund 10.000 Übernachtungen und 5000 Jugendlichen aus der ganzen Metropolregion Anfang 2018 wieder aufnehmen zu können. Im Rahmen eines Austauschs waren auch immer Grundschüler aus der französischen Partnerstadt Évian-les-Bains auf dem Dilsberg untergebracht. Zuletzt mussten diese aber nach Heidelberg ausweichen. "Das hat an der Ehre gekratzt", sagt Neckargemünds Stadtsprecherin Petra Polte.