Heidelberg: Muss jetzt das Handschuhsheimer Feld dran glauben?
Nach dem Aus für die Campus-Bahn wird nach Alternativen gesucht, um den Verkehr ins Neuenheimer Feld zu entlasten. In Handschuhsheim befürchtet man schon das Schlimmste und macht mobil.

Auch das Handschuhsheimer Feld ist vom Masterplan des benachbarten Campus Neuenheim betroffen. Nun gab es hier einen Informationsrundgang. Foto: Bechtel
Von Manfred Bechtel
"Wir wollen die Heidelberger Bevölkerung davon überzeugen, dass man hier vor der Haustür etwas hat, was man nicht verlieren darf!", so begrüßte Hans Hornig die Teilnehmer am Informationsrundgang durch das Handschuhsheimer Feld. Im Sinne der vom Gemeinderat beschlossenen Bürgerbeteiligung hatten vier Vereinigungen zu einem Sonntagsspaziergang geladen: die Gärtnervereinigung, der Verein Feldkultur, der Obst- und Gartenbauverein und der NABU Heidelberg. Sie sind Mitglieder im "Bündnis für Bürgerbeteiligung Masterplan Neuenheimer Feld" - und um den Masterplan geht es auch bei der heutigen Sitzung des Gemeinderates.
"Durch die Ablehnung der Campusbahn ist alles auf null zurückgefahren", stellt Birgit Müller-Reiss, eine der Sprecherinnen des Bündnisses fest. "Die Werte der Universität und der Universitätskliniken sind unbestritten, aber es geht darum, dass auch die Werte der anderen Gebiete gesehen werden." Deshalb steht das Bündnis für eine stadtweite Bürgerbeteiligung, will sich "breit aufstellen" und dafür eintreten, dass "alle gehört werden".
Rund 70 Interessierte waren der Einladung am Sonntagnachmittag gefolgt, darunter Betroffene aus den anderen Stadtteilen, Stadträte und der BUND. Es ging um die Erhaltung der Vielfalt in diesem Grüngebiet im Nordwesten der Stadt. "Wir sehen im Masterplan die Bedrohung, dass der Klausenpfad hier als Verkehrsstraße ausgebaut wird, vielleicht noch ein Zubringer hinzukommt", gab Sprecher Hans Hornig zu bedenken.
Und er fährt fort: "Es gibt immer mehr Leute, die erkennen, dass der Verkehr nicht weniger wird, wenn wir neue Straßen bauen. Auch wollen wir zeigen, dass Verkehrsmaßnahmen und bauliche Maßnahmen immer auch Auswirkungen auf andere Stadtteile haben. Hier im Feld besteht bei weiterem Flächenverbrauch die Gefahr, dass nicht mehr wirtschaftlich gearbeitet werden kann, beispielsweise, weil der Nutzwasserverband nicht mehr genügend Mitglieder hat. Nicht zuletzt ist hier ein Naherholungsgebiet zum Spazierengehen für alle."
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Treffpunkt und erste Station war der Ökogarten der Pädagogischen Hochschule am Klausenpfad, ein Schaufenster in die Naturvielfalt. Anschließend warb Sebastian Olschewski aus Sicht des Naturschutzes für das Mosaik von Gartenanlagen, Hecken, Gebüschen und Feldgehölzen mit seiner Lebensvielfalt auf relativ engem Raum. Der Körnerbock und andere seltene Käfer krabbeln dort, Wendehals und eine Vielfalt von Vögeln brüten, Fledermäuse finden in der reich strukturierten Kulturlandschaft ihren Lebensraum.
Einen "sehr heiklen Punkt" machte Robert Bechtel vom Verein Feldkultur mitten im Handschuhsheimer Feld aus: Im Gewann Hühnerstein könnte gebaut werden. Das lässt ein alter Bebauungsplan zu, der einmal unter anderen Voraussetzungen beschlossen wurde. Damals sollte eine Erweiterung der Universität oder Verlegung des Botanischen Gartens möglich gemacht werden. Robert Bechtel regte einen "mutigen Schritt" der Gemeinderäte an, diesen Bebauungsplan "rückzuentwickeln" und die Fläche wieder dem Handschuhsheimer Feld einzugliedern.
Einblicke in biologischen Pflanzenschutz und ökologischen Gartenbau gab Elke Koppert. Auch hob sie die Nähe zu den Verbrauchern hervor. "Das ist ein Paradebeispiel für regionalen Anbau, viele Heidelberger wollen Gemüse von hier." In den Gewächshäusern der Gärtnerei Stockert im Gewann Fischpfad erfuhren die Informationsspaziergänger schließlich, wie in Handschuhsheim Tomaten angebaut werden.
Ein weiteres Argument brachte Frank Wetzel vom Obst- und Gartenbauverein in die Diskussion: die Bedeutung der Grünfläche für das Stadtklima: Aus dem Feld streicht kühlere Luft in die heißeren bebauten Gebiete. Auch deshalb forderte er ein Ergebnis, "mit dem die zukünftige Generation gut leben kann. Das geht nur, wenn der Klausenpfad zum Rubikon wird!". Mit anderen Worten: Er muss wie bisher die Grenze der Bebauung markieren.