Campusbahn: Ein Kompromiss liegt in weiter Ferne
Unirektor Eitel schreibt Brief an alle Stadträte: Stadtverwaltung habe Vergleichsvorschläge nicht umgesetzt

Wird das Neuenheimer Feld jemals eine Straßenbahn bekommen? Momentan sieht es nicht danach aus. Foto: Kay Sommer
Von Holger Buchwald
In Sachen Straßenbahn ins Neuenheimer Feld sind die Differenzen zwischen der Universität Heidelberg und der Stadt größer als gedacht. Während es im Dezember noch so aussah, dass die beiden Kontrahenten einen Vergleich schließen könnten, rückt dieser nun in weite Ferne. Unirektor Bernhard Eitel schrieb einen Brief an alle Stadträte, der in der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Verkehrsausschusses am Mittwochabend verteilt wurde.
Eitel freut sich über die grundsätzliche Bereitschaft, auf die Universität zuzugehen. Zugleich habe er in Gesprächen mit Stadträten aber auch "mangelnde Kenntnis und Unsicherheit in Bezug auf die Faktenlage und die Argumente der Kläger gegen den derzeitigen Planungsstand für eine Straßenbahn ins Neuenheimer Feld" festgestellt. Daher wolle er mit seinem Brief die Haltung der Universität darlegen.
Eitel beklagt in dem Schreiben Kommunikationsprobleme. So habe ihn Oberbürgermeister Eckart Würzner Ende März darum gebeten, den Änderungsanträgen der RNV zur Campusbahn zuzustimmen, ohne dass diese Unterlagen der Universität bekannt waren. Am 11. Mai habe das Amt für Verkehrsmanagement dann Pläne vorgelegt, gleichzeitig aber mitgeteilt, dass diese in Abstimmung mit dem Regierungspräsidium noch einmal überarbeitet worden seien. "Nach Auskunft von Stadt und RNV entsprechen die beantragten Planänderungen den konsentierten Punkten in den von Frau Ministerin Bauer initiierten Vermittlungsgesprächen Ende vergangenen Jahres. Nach erster Prüfung der Unterlagen kann ich dieser Darstellung jedoch nicht zustimmen." In der Folge nennt der Rektor die strittigen Punkte.
> Im Bereich Hofmeisterweg soll zwar die Trasse verlegt werden, um - wie von der Uni gewünscht - den Botanischen Garten zu schonen. Bisher fehle aber die offizielle Zustimmung des Universitätsklinikums zum Abriss eines Gebäudes.
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> Das punktförmig gelagerte Masse-Feder-System, das die empfindlichen Geräte der Universität vor Erschütterungen schützen sollte, solle nun doch nicht auf den vereinbarten 590 Metern, sondern nur noch auf 180 Metern verbaut werden. Eitel ärgert sich besonders, dass der sensible Bereich am Physikalisch-Chemischen Institut und am Institut für Geologie ausgespart werden soll.
> Eine Reduzierung der elektromagnetischen Felder sehe der neue Plan ebenfalls nicht vor. Statt unterhalb der Trasse Leitungen zu verlegen, wolle die RNV nun lediglich den Abstand der Oberleitungsmasten erhöhen.
> Der Autoverkehr dürfe nicht auch noch durch die Straße "Im Neuenheimer Feld" geführt werden. Eitel pocht auch nach wie vor auf eine Gewährleistung für den Schutz der wissenschaftlichen Einrichtungen. Diese beiden Punkte waren bei den Vergleichsverhandlungen mit der Stadt noch strittig.
Die Universität sei nicht grundsätzlich gegen eine Straßenbahn, der "einmalige natur- und lebenswissenschaftliche Campus" dürfe aber nicht zerschnitten und kontaminiert werden. Große Hoffnungen setzt Eitel auf einen Masterplan für das Neuenheimer Feld, der im Juni auf den Weg gebracht werden soll.
Verwundert reagierten die drei großen Fraktionen im Heidelberger Gemeinderat auf die mangelnde Kommunikation zwischen Stadtverwaltung und Universität. CDU-Fraktionsvorsitzender Jan Gradel ging eigentlich davon aus, dass alle Details in die Änderungsanträge geschrieben werden, die bei den Vergleichsgesprächen vereinbart wurden. Er will sich nun auf den Masterplan konzentrieren: "Alles andere wird vor Gericht entschieden."
Der Gemeinderat habe alles getan, dass sich Uni und Stadt gütlich einigten, kommentierte die SPD-Fraktionschefin Anke Schuster den Brief. Es mache keinen Sinn, über den von der Universität gewünschten Masterplan nachzudenken, wenn der wichtigste Bestandteil, die Campusbahn, noch in der Schwebe sei. Etwas anders sieht dies Beate Deckwart-Boller (Grüne). Es könne doch nicht sein, dass die Stadt nur häppchenweise Informationen an die Uni weiterreiche: "Ich weiß nicht, was sich der OB dabei denkt." Jetzt müssten beide Seiten "endlich in die Pötte" kommen und sich so schnell wie möglich zusammensetzen.