Nach Umweltkatastrophe soll "Aktionsprogramm Jagst" Schäden beheben

Modellcharakter: Aus dem Giftunglück sollen Lehren und Konsequenzen gezogen werden - Der Fischbestand wird genau untersucht

09.02.2016 UPDATE: 10.02.2016 06:00 Uhr 1 Minute, 17 Sekunden

Die Idylle trügt: Die Jagst, einst ökologisches Juwel im lieblichen Jagsttal, hat unter dem Gifteintrag durch Löschwasser gelitten. Jetzt soll der Fluss wiederbelebt werden. Foto: Endres

(end) Das vom Regierungspräsidium Stuttgart im Auftrag des Umweltministeriums und des Naturschutzministeriums erarbeitete "Aktionsprogramm Jagst" wurde jetzt von Umweltminister Franz Untersteller in Schöntal-Bieringen (Hohenlohekreis) vorgestellt. Anlass für das Aktionsprogramm war, dass ammoniumnitrathaltiges Düngemittel nach dem Mühlenbrand in Kirchberg im Landkreis Schwäbisch Hall am 23. August 2015 mit dem Löschwasser in die Jagst geflossen war und ein massives Fischsterben ausgelöst hatte.

Umweltminister Franz Untersteller zeigte sich zuversichtlich, dass die beeinträchtigten Flussabschnitte wiederbelebt werden können: "Das Aktionsprogramm soll dazu dienen, die eingetretenen ökologischen Schäden zu beheben und die Widerstandskraft der Jagst zu stärken. Darüber hinaus hat das Programm auch Modellcharakter, das heißt, wir wollen die Lehren aus den an der Jagst gemachten Erfahrungen ziehen, um künftig im unerwünschten Fall eines ähnlichen Ereignisses besser vorbereitet zu sein."

Das Land selbst hat bereits zeitnah erste Maßnahmen in Angriff genommen, um die Lebensbedingungen von Fischen und Kleintieren in der Jagst zu verbessern. So hat der Landesbetrieb Gewässer zum Beispiel im Bereich der Stadt Langenburg vergangenes Jahr die Jagst an elf Stellen naturnah umgestaltet. Zudem läuft bereits seit dem Sommer eine landesweite Überprüfungsaktion von mehreren Hundert Düngemittellagern in Gewässernähe.

"Nach ersten Rückmeldungen der Behörden vor Ort hat die Aktion bereits jetzt Anlagenbetreiber sensibilisiert und dazu geführt, dass Betreiber ihre Sicherheitsmaßnahmen verbessert haben", erklärte Untersteller. Außerdem zeichne sich ab, dass vielfach keine ausreichende Löschwasserrückhaltung vorhanden sei. Er gehe davon aus, dass das Ministerium noch im ersten Halbjahr 2016 eine Auswertung der bis Ende März laufenden Prüfaktion vorlegen könne, sagte Minister Untersteller. "Die hierbei gewonnenen Erkenntnisse werden wir bei der Überarbeitung der bundesweiten Regeln zur Löschwasserrückhaltung einbringen."

Für dieses Frühjahr ist ein weiteres Fisch-Monitoring geplant. Erst wenn dessen Ergebnisse vorliegen, wird klar sein, wie sich der Fischbestand tatsächlich über den Winter entwickelt hat und welche Maßnahmen zur Wiederherstellung der Artenvielfalt notwendig sind.

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Info: Das Aktionsprogramm Jagst ist im Internet auf der Homepage des Regierungspräsidiums abrufbar unter: https://rp.baden-wuerttemberg.de /rps/ Dialog/Seiten/default.aspx.

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