Frisches Geld gibt Volocopter Auftrieb
Nach den gescheiterten Verhandlungen um staatliche Bürgschaften legen die privaten Investoren nach.

Bruchsal. (mk) Aufatmen bei dem Flugtaxi-Hersteller Volocopter mit Sitz in Bruchsal. Nachdem sich das Unternehmen viele Wochen vergeblich um staatliche Bürgschaften bemüht hatte, werden nun die bestehenden Anteilseigner zusätzliches Geld investieren. "Die weitere Finanzierung Volocopters ist durch bestehende Aktionäre gesichert", teilte das Unternehmen am Mittwoch auf RNZ-Anfrage mit und bestätigte damit Informationen der "Süddeutschen Zeitung".
Aufgrund bestehender vertraglicher Verpflichtungen könne man die Namen der Investoren und die Summe zum jetzigen Zeitpunkt allerdings noch nicht nennen. An Volocopter sind unter anderem die Autohersteller Mercedes-Benz und Geely beteiligt. Auch der Vermögensverwalter Blackrock und DB Schenker halten Anteile.
Bei dem Flugtaxi-Hersteller hatte sich vor einigen Wochen eine Finanzierungslücke aufgetan. Unternehmenschef Dirk Hoke hatte deshalb bei den Landesregierungen Baden-Württemberg und Bayern sowie dem Bund um Bürgschaften gebeten, scheiterte damit allerdings. Angeblich ging es um 150 Millionen Euro.
Dabei galt Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) als Unterstützer einer Bürgschaft, den Bundesländern war das Unterfangen aber wohl zu riskant. Deshalb hatte Hoke die Gefahr einer Insolvenz ins Spiel gebracht. Dem Vernehmen nach war er sogar bereit, den Unternehmenssitz von Volocopter von Bruchsal nach Bayern zu verlegen, wenn der Freistaat eine Bürgschaft eingegangen wäre. Doch Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) war nicht umzustimmen.
Die Finanzmärkte hätten sich gedreht, hatte Hoke die Notwendigkeit einer Bürgschaft begründet. Sie konzentrierten sich auf Firmen, "die bereits Umsätze erzielen, oder besser noch sogar schon Gewinne, es sei denn, es geht um Software oder KI". Volocopter sei "in der ungünstigsten Kategorie, die man überhaupt nur haben kann", so Hoke.
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Die Bruchsaler entwickeln elektrisch angetriebene Flugtaxis, mit denen Passagiere Staus auf den Straßen ausweichen sollen. Die Multicopter mit einem markanten Ring für die Rotoren auf dem Dach können senkrecht starten und landen, zwei Menschen haben darin Platz.
Das Unternehmen hatte Anfang März vom Luftfahrtbundesamt die Zulassung erhalten, seine Fluggeräte vom Typ Volocity in Serie herzustellen und Piloten an den Fluggeräten auszubilden. Allerdings steht die wichtige Musterzulassung für den angestrebten kommerziellen Passagierbetrieb durch die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit Easa noch aus. Dieser sollte eigentlich bei den Olympischen Spielen in Paris im Sommer beginnen. Laut "Süddeutscher Zeitung" werden die Flugtaxis von Volocopter bis Ende Juli aber allenfalls vorläufig zugelassen sein.
Es gebe Verzögerungen im Zulassungsverfahren, hatte Ende Februar auch eine Volocopter-Sprecherin eingeräumt. Volocopter halte an seinen Plänen zwar grundsätzlich fest, diese seien aber inzwischen "sehr ambitioniert". Die Verzögerungen im Zulassungsverfahren hatte sie darauf zurückgeführt, dass zum ersten Mal derartige Fluggeräte zugelassen würden.
Man sei mit der Easa aber in einem konstruktiven Prozess. In der Stellungnahme vom Mittwoch gab sich das Unternehmen weiterhin optimistisch: "Unser Ziel ist und bleibt: Die Musterzulassung unseres Volocity 2024", heißt es. "Und im Sommer in Paris zu fliegen".