Plus Baden-Württemberg

Bund vor Einstieg bei Volocopter

Das Bundesverkehrsministerium will sich angeblich mit 150 Millionen Euro an dem Flugtaxiunternehmen aus Bruchsal beteiligen.

08.04.2024 UPDATE: 08.04.2024 12:25 Uhr 1 Minute, 55 Sekunden
Foto: dpa

Von Matthias Kros

Bruchsal. Trotz Warnungen von Experten und knappen Steuergeldern will Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) gemeinsam mit dem Freistaat Bayern mit 150 Millionen Euro bei dem Flugtaxiunternehmen Volocopter mit Sitz in Bruchsal einsteigen. Das berichtet das Magazin "Der Spiegel". Das Verkehrsministerium wolle sich demnach die Summe mit dem Freistaat teilen, wobei der Bund in Vorleistung gehen werde. Das Geld solle noch im April fließen.

Auf Anfrage äußerte sich das Bundesverkehrsministerium zu den angeblichen Plänen nicht. Auch Volocopter nahm keine Stellung. Das Start-up stellt neuartige Fluggeräte her, die senkrecht starten und landen können. Zwei Menschen haben darin Platz. Die notwendige Musterzulassung für den angestrebten kommerziellen Passagierbetrieb durch die Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit Easa steht allerdings noch aus.

Die Förderung mit Steuergeldern ist auch deshalb umstritten: Die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers (PWC) in Frankfurt sollen Wissing nach "Spiegel"-Informationen "deutlich davor gewarnt" haben. In einem geheimen Gutachten soll von einem "Hochrisiko-Investment" gesprochen worden sein. Dieses Risiko hatte nach RNZ-Informationen bereits die baden-württembergische Landesregierung unter Winfried Kretschmann (Grüne) veranlasst, eine Beteiligung an einer Bürgschaft in Höhe von 150 Millionen Euro für das Bruchsaler Unternehmen abzulehnen. Zu hoch sei das finanzielle Risiko, hieß es vor einigen Wochen aus Stuttgart. Scheitern die Pläne von Volocopter wären die Steuergelder verloren.

Das Unternehmen hatte Anfang März vom Luftfahrtbundesamt die Zulassung erhalten, seine Flugtaxis vom Typ Volocity in Serie herzustellen und Piloten an den Fluggeräten auszubilden. "Dies ist ein weiterer bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur Einführung von elektrischen Flugtaxis in Städten auf der ganzen Welt", hatte der für die Zertifizierung zuständige Volocopter-Manager Oliver Reinhardt laut einer Mitteilung erklärt. "Damit haben wir erneut unter Beweis gestellt, dass wir ein ernst zu nehmendes Luftfahrtunternehmen sind."

Allerdings steht die wichtige Musterzulassung für den angestrebten ersten kommerziellen Passagierbetrieb bei den Olympischen Spielen in Paris weiterhin aus. Diese beginnen am 26. Juli.

Es gebe Verzögerungen im Zulassungsverfahren, hatte eine Sprecherin des Unternehmens Ende Februar eingeräumt. Volocopter halte an den Plänen zwar grundsätzlich fest, diese seien aber inzwischen "sehr ambitioniert". Die Verzögerungen im Zulassungsverfahren hatte sie darauf zurückgeführt, dass zum ersten Mal derartige Fluggeräte zugelassen würden. Man sei mit der zuständigen Agentur der Europäischen Union für Flugsicherheit Easa aber in einem konstruktiven Prozess.

"Da die Volocopter GmbH bereits viele Test- und Demonstrationsflüge durchgeführt hat, spricht aus technischer Sicht nichts gegen einen Flugbetrieb bei den Olympischen Spielen", hatte ein Sprecher des Verkehrsministeriums im März gesagt. Dreh- und Angelpunkt für den regulären Betrieb sei aber die Musterzulassung, die die Easa erteilen müsse. Dafür seien in der Regel jahrelange Prüfprozesse zu durchlaufen.

Mit Blick auf die genehmigte Serienproduktion hatte der Parlamentarische Staatssekretär im Verkehrsministerium, Oliver Luksic (FDP), im März gesagt: "Das Fliegen mit Flugtaxis rückt in greifbare Nähe." Die Zulassung zeige, dass Deutschland bei der Herstellung von Flugtaxis Weltspitze sei. Mit der Industrie arbeite die Politik an einer Strategie für den Betrieb von Flugtaxis, in der alle technischen und rechtlichen Fragen unbürokratisch geklärt würden.

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