"Eine Zitterpartie"

Hochwasser hinterließ in Ladenburg und Edingen-Neckarhausen Spuren

Aus der Bevölkerung gab es ein großes Lob für die Einsatzkräfte in den beiden Gemeinden am Neckar.

05.06.2024 UPDATE: 05.06.2024 22:00 Uhr 3 Minuten, 28 Sekunden
Hätten die Fluten nur die Minigolfanlage überschwemmt, wäre es nicht so tragisch gewesen. Allerdings wurden auch die Hütte und einige Geräte in Mitleidenschaft gezogen. Foto: stu

Von Max Rieser

Ladenburg/Edingen-Neckarhausen. Der Pegel des Neckars sinkt nach dem Hochwasser der letzten Tage mittlerweile rasant. Doch die Schäden, die die Überflutungen mit sich gebracht haben, sind noch da. In Doppelgemeinde und Römerstadt laufen die Aufräumarbeiten bei den Betroffenen auf Hochtouren.

> Ladenburg: Nach drei strapaziösen Tagen im Hochwasserdauereinsatz, zu dem auch noch ein größerer Brand kam, konnte Feuerwehrkommandant Pascals Löffelhardt am Mittwoch Entwarnung geben: "Die Situation hat sich entspannt." Am Dienstag habe es noch zusammen mit dem Technischen Hilfswerk (THW) eine Begehung im Bereich des Neuwegs gegeben, wo der Bach über die Ufer getreten war. "Da konnten wir aber wenig machen, denn wenn man das Wasser zurück in den Bach gepumpt hätte, wäre es 100 Meter weiter wieder raus geflossen", so Löffelhardt. Das THW beobachte die Situation an der Stelle weiter.

Wo sonst die Badbesucher entspannen, stand das Wasser am Montag brusthoch. Foto: stu

Auch Bürgermeister Stefan Schmutz teilte auf RNZ-Anfrage mit, dass das Hochwasser nach den Erwartungen der Stadt verlaufen sei und es keine größeren Schäden an städtischen Gebäuden gebe. Auch die Wohnhäuser seien durch die Vorkehrungen der Stadt bis zu einem Hochwasser mit der Kennzahl HQ 100, was bedeutet, dass es nur alle 100 Jahre vorkommt, geschützt. Die neuerliche Überflutung entsprach ungefähr einem zehnjährigen Hochwasser. Auch die für Donnerstag geplante Sundowner Party könne ganz normal auf der Festwiese stattfinden.

Stolz könne die Wehr vor allem darauf sein, dass sie in Zusammenarbeit mit dem Bauhof, der DLRG und freiwilligen Helfern das Freibad gerettet hat: "Das war eine Zitterpartie", sagte Löffelhardt. Warum erklärte der Vorsitzende des Fördervereins Freibad Ladenburg, Walter Dehnel: "Wenn das kontaminierte Wasser in die Becken kommt, können die Filter das nicht reinigen. Das Wasser hätte man ablassen müssen, was wegen des hohen Grundwasserspiegels aber nicht gegangen wäre." Das Freibad hätte für sechs Wochen schließen müssen. Neben den fehlenden Einnahmen wären die Reparaturkosten in die Zehntausende gegangen, schätzt Löffelhardt.

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Einen Schaden gab es aber doch. Laut Dehnel fiel die Pumpe der Rutsche aus: "Da müssen wir jetzt abwarten, ob es nur die Elektrik ist oder ob die Pumpe kaputt ist. Das würde dann rund 6000 Euro kosten." Bürgermeister Schmutz erklärt, dass die Aufräumarbeiten im Freibad seit Dienstag laufen. Neben dem Abtransport der 1500 Sandsäcke stünden Reparatur-, Reinigungs- und Inspektionsarbeiten an. Aktuell gehe die Verwaltung davon aus, dass das Bad in der kommenden Woche wieder öffnet. "Sofern keine neuen Schäden entdeckt werden und der Probebetrieb reibungslos verläuft", so Schmutz.

Die Anlage des Minigolfclubs hat es voll erwischt. "Wenn nur die Bahnen unter Wasser gestanden hätten, wäre es nicht so schlimm gewesen", erklärte Pächterin Karin Schmit-Utz. Allerdings stieg das Wasser noch höher, sodass auch die Hütte, in der die kleine Gastronomie untergebracht ist, in Mitleidenschaft gezogen wurde. "Ich hoffe, dass der Kühlschrank, der Rasenmäher und der Geschirrspüler wieder funktionieren, wenn sie getrocknet sind", sagte Schmit-Utz seufzend. Viel Arbeit sei es jetzt erst mal, die Bahnen und das ganze Gelände vom zentimeterhohen Schlamm zu befreien, der auf allem liegt. Trotzdem ist die Pächterin zuversichtlich und sagt: "Das ist schon hart, aber es wäre schlimmer gewesen, wenn es Wohnhäuser getroffen hätte."

Das Clubhaus des Vereins der Hundefreunde, wo auch das Lokal Heimatrock untergebracht ist, ist ebenfalls betroffen: "Wir standen schon am Sonntag auf dem Platz und haben alle Elektrogeräte weggeräumt", berichtete Vorsitzender Nicolas Freund. Dann erreichte das Wasser aber doch Haus und drang in den Keller, in dem der Clubraum ist, ein. "Dort sind auch unsere Toiletten und Kühlhäuser", sagte Heimatrock-Betreiberin Sabine Gantner. Zudem sei der Keller ausgebaut mit Tresen und Einbauschränken aus Holz – das alles stand knietief im Wasser. Gemeinsam mit der Feuerwehr pumpten Freund, der eigentlich hätte arbeiten müssen, und Gantner am Montag das Wasser ab. Auch am Mittwoch mussten noch die Lagerräume des Heimatrock abgesaugt werden. Am Donnerstag erwarteten der Vorsitzende und die Pächterin einen Gutachter, danach wisse der Verein auch, was an Kosten auf ihn zukäme. Gantner nervt, dass die Versicherungen die Verantwortlichkeit dauernd hin und her schiebe und sich niemand zuständig fühle. Trotzdem bleibt sie gelassen: "Man kann ja nix machen." Das Restaurant bleibt geöffnet, auch die geplanten Veranstaltungen am Wochenende finden statt.

Positiv sieht Löffelhardt die Resonanz aus der Bevölkerung. "Wir kriegen wahnsinnig viel Lob und Dank. Das ist wirklich schön und macht für die ehrenamtlichen Einsatzkräfte einen großen Unterschied. Da hat sich die Arbeit rentiert." In das Lob stimmt auch Bürgermeister Schmutz ein: "Großer Dank gilt allen Helferinnen und Helfern, der Freiwilligen Feuerwehr Ladenburg, dem Bauhof, der DLRG und dem Freibad Förderverein sowie der Freiwilligen Feuerwehr Dossenheim und der Werkfeuerwehr Freudenberg, die uns mit Sand und Sandsäcken versorgt haben."

> Edingen-Neckarhausen: Nachdem die Freiwillige Feuerwehr der Doppelgemeinde fast alle ihre Einsätze schnell beenden konnte, wurde sie am Mittwochvormittag nach 35 Stunden auch aus der Graf-von-Oberndorff-Schule abgezogen, berichtete Bürgermeisterreferentin Lisa Schoofs. "Wir mussten kontinuierlich abpumpen, weil immer noch Wasser nach lief", sagte Feuerwehrsprecher Jeremy Eckstein. Vor allem ein Schacht musste die ganze Zeit abgesaugt werden, da darüber das Wasser abfließen konnte: "Wenn der vollläuft, dann kommen überall kleine Fontänen aus dem Boden und den Wänden." Der Unterricht konnte laut Schoofs die ganze Zeit über uneingeschränkt stattfinden. Ihr seien keine Schäden an den gefluteten Räumlichkeiten oder Materialien, die dort gelagert waren, bekannt.

Da die Wege an der Fischkinderstube ebenfalls unter Wasser standen, bleibt das Areal wohl noch einige Tage gesperrt, bis alles wieder hergestellt ist.

Wäre das Wasser in die Becken geflossen, hätte das Bad für sechs Wochen schließen müssen. Foto: stu
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