Bürgermeister Andreas Buske ist seit 100 Tagen im Amt
Von einem, der angekommen ist: Der 47-Jährige sieht sich nach wie vor als Lernender, weiß aber auch, was er kann.

Von Philipp Weber
Weinheim. Es ist schon gut ein dreiviertel Jahr her. Aber das Bild hat sich eingebrannt: Als der damalige Bewerber um das Amt des Ersten Bürgermeisters, Patrick Walter, im Frühjahr 2023 ankündigte, sich im Falle einer Wahl für eine Vernetzung der technischen Ämter einzusetzen, klatschten die Mitarbeiter im Zuschauerraum spontan Applaus. Der Gemeinderat wählte nicht ihn, sondern Andreas Buske (47). Doch bei dem rannten die veränderungswilligen Mitarbeiter offene Türen ein. Das zeigte sich am Dienstag im Pressegespräch. Buske stellte seine Bilanz der ersten 100 Tage im Amt vor.
> Zugewandt und effizient: In einem der ersten Gesprächspunkte erklärt Buske, wie wichtig ihm das Miteinander sei – nicht zuletzt, wenn es um die zwei Dutzend Amts- und Abteilungsleiter in der technischen Verwaltung geht. Buske hat mit ihnen ein Arbeits- und Führungsverständnis erarbeitet. Ein gemeinsames Datenlaufwerk soll den bisher per Mail gepflegten Austausch vereinfachen. Den ständigen Änderungen, denen die technischen Normen unterliegen, will Buske mit einem Computerprogramm beikommen. Dieses nimmt die Änderungen auf und verarbeitet sie Mitarbeiter-gerecht. "Wenn man aus der Privatwirtschaft kommt, prüft man ständig die Effizienz." Dabei gehe es ihm weniger um Tempo; vielmehr sollten sich die Mitarbeiter durch einen kreativen Umgang mit Vorschriften entlastet fühlen.
> Die Zusammenarbeit mit dem Gemeinderat: Diese erlebe er bislang als sinnstiftend, betont Buske. Er hat die Fraktionen zu Beginn seiner Amtszeit besucht. Hierbei erlebte er eine positive Überraschung. Die Grünen hatte im letzten Frühjahr eine eigene Kandidatin für das Amt des Ersten Bürgermeisters ins Rennen geschickt. Trotzdem hätten sie ihn in die Fraktionssitzung eingeladen und dort angekündigt, bei Null anfangen zu wollen, berichtet Buske. In der Politik ist das keine Selbstverständlichkeit.
Wenn er Beschlussvorlagen für städtische Projekte erstellt, wolle er den "Lebenszyklus" eines Bauwerks und die damit verbundenen Kosten erfassen, betont er. So gehe es bei der Sanierung des Viktor-Dulger-Bads in Hohensachsen erst einmal um neun Millionen Euro Baukosten. Über die Jahrzehnte hinweg koste der Betrieb aber um die 70 Millionen Euro. Er verhehlt indes nicht, dass er hier und da dazulernen muss. "Dass die Feuerwehr Ersatz für ihren Kommandantenwagen braucht, war für mich eine Selbstverständlichkeit", sagt er zu der Diskussion um den vermeintlichen Totalschaden eines Opel Mokka, der durch einen Audi Q 3 ersetzt werden sollte. An seiner früheren Wirkungsstätte, dem Münchner Flughafen, hätte niemand über so etwas diskutiert. Er werde Vorlagen aus dem Bereich der Feuerwehr in Zukunft sehr genau prüfen und bearbeiten. Apropos Feuerwehr: Was die Nachfolge von Kommandant Bernd Meyer betrifft, könnte im Gemeinderat schon bald eine Entscheidung anstehen.
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> Die Rolle des Bürgermeisters: Tagsüber leitet man ein mittelständisches Unternehmen, abends und am Wochenende repräsentiert man eine Stadt. Dieses Bonmot stammt von OB Manuel Just, aber Buske hat es sich zu Herzen genommen. Wie sein Vorgesetzter schwärmt auch er von dem großen Engagement der Weinheimer. Er verschweigt jedoch nicht, dass politische Debatten anstrengen können. "Man muss manchmal sehr aufpassen, dass die Dagegen-Fraktion nicht den gesamten Dialog beherrscht", sagt er.
Man merkt ihm durchaus an, dass es ihn gefuchst hat, dass die Gedanken zu einer Flüchtlingsunterbringung in der Nähe des Heisenberg-Gymnasiums durch eine Indiskretion publik wurden. "Plötzlich wurde mit einer angeblichen Erweiterungsfläche der Schule argumentiert, ohne das jemand gefragt hat, ob die betreffende Fläche überhaupt Schulgelände ist", sagt er zum bisherigen Ablauf der Diskussion. Auch bei Runden, die sich mit Nachhaltigkeit und Klimaschutz befassen, dringt man mit Fakten nicht immer durch, hat er festgestellt (s. Bericht unten).
> Buske: Sein System und der Mensch: Privat ist der Erste Bürgermeister gern mit seiner Frau und seinem Sohn zusammen. Er genießt es, nur wenige Schritte von seinem Arbeitsplatz entfernt zu wohnen. Bei der TSG trainiert er Karate, Joggen gehört eh dazu. Problemen wendet er sich strukturiert zu. "Ich versuche, die Komplexität und die Lösungsansätze so zu veranschaulichen, dass es sich rasch erschließt", erklärt er. Das führe dann auch die Diskussion auf ein höheres Niveau. Als Beispiel zeigt er eine Tabelle, die veranschaulicht, warum es an Wohnraum fehlt, welche Potenziale (Baulücken, Leerstände) vorhanden sind. Die Kampagne "Vermiete doch an Deine Stadt" sei ein nahe liegender Weg gewesen, erklärt er. Aber man musste ihn gehen. Welche Projekte langfristig helfen können, und wie sich Buske Nachverdichtung vorstellt: All das passt auf ein Blatt Papier, und doch werden Äpfel nicht mit Birnen verwechselt.