In Kirchheim entsteht endlich eine neue städtische Kita
Nach erheblicher Verzögerung wird an der Stettiner Straße gebaut. 70 Kinder sollen in der neuen Kita Platz finden, Betreuer sind aber Mangelware.

Von Alexander Wenisch
Heidelberg. Kirchheim bekommt eine neue Kita. Endlich, muss man sagen. Denn die Einrichtung in der Stettiner Straße ganz im Norden des Stadtteils sollte längst fertig sein. Doch von Anfang an war der Wurm drin. Erst verzögerte sich der Baubeginn, dann stiegen die Kosten. Doch seit dieser Woche geht es schnell voran: Innerhalb weniger Tage wurden die Außenwände gestellt, am Mittwoch bereits die ersten Dachteile montiert.
Platz für 70 Kinder in vier Gruppen entsteht hier. Dies soll den Kinderbetreuungsbedarf in dem familienreichen Stadtteil entlasten. Doch ob es so kommt, wird spannend. Denn just zum Presserundgang an der Stettiner Straße machte eine weitere Neuigkeit die Runde: Nur ein paar Hundert Meter weiter, in der Kita Hegenichstraße, kann nur noch eine Betreuung mit reduzierten Öffnungszeiten angeboten werden. Die ist nur ein Beispiel von vielen: An den Heidelberger Kitas, nicht nur den städtischen, herrscht extreme Personalknappheit. Und so ist auch für die neue Einrichtung in der Stettiner Straße, die im Spätherbst 2024 bezugsfertig sein soll, nicht klar, ob dann auch genug Erzieherinnen und Erzieher zur Verfügung stehen.
Zwei Gruppen werden in der neuen Kita starten, das steht schon fest. Denn die derzeitige Einrichtung in der Hardtstraße, nur einen Steinwurf entfernt, wird geschlossen. 40 Kinder und ihre Betreuer werden von dort in den Neubau umziehen. Doch sechs neue Erzieherinnen oder Erzieher müssen erst noch gefunden werden, betont Silke Berkholz, die stellvertretende Abteilungsleiterin der städtischen Kitas. Die Stadt arbeitet seit einer Weile an einem Konzept, um den Erzieher-Beruf attraktiver zu machen und mehr Bewerber anzulocken.
Die neue Kita entsteht auf 600 Quadratmetern komplett in Holzbauweise. Eigentlich hätte Baubeginn schon im Sommer 2021 sein sollen, Einweihung im Herbst 2022. Doch auf die Ausschreibung der Stadt reagierte keine Firma. Zweimal musste verlängert werden. "So was habe ich noch nie erlebt", sagt Harald Heußer, Leiter des Hochbauamtes und von Haus aus Architekt. Zusätzlich kam die Pandemie hinzu und der Krieg in der Ukraine ließ die Holzpreise explodieren. Jetzt wird der Neubau 7,6 Millionen Euro teuer – 2,15 Millionen mehr als ursprünglich veranschlagt. Zudem konnten eingeplante Bundesmittel von gut 351.000 Euro nicht voll ausgeschöpft werden, dafür hätte der Neubau bis Ende des Jahres fertig sein müssen.
Auch interessant
Übernommen hat den Auftrag letztlich eine Firma aus dem Sauerland. Mit einem Schwerlastkran wurden die vorgefertigten, riesigen Bauteile in den vergangenen Tagen in Position gebracht. Millimeterarbeit. Aufgrund des engen Zuschnitts des Grundschnitts konnte hier – anders als zuletzt bei der Kita im Breisacher Weg in Rohrbach – nicht im eigentlich favorisierten Baukasten-Prinzip gearbeitet werden. In den kommenden Monaten erfolgt nun der Innenausbau.
Neben den Gruppenräumen – einen für Krippenkinder von eins bis drei Jahren, drei für Kinder zwischen drei und sechs – wird es einen Raum für Sportaktivitäten geben, eine Küche, einen Essbereich. In der zweiten Etage sind zwei Terrassen eingeplant und eine Brücke. Die führt über die Stettiner Straße, einem schmalen Rad- und Fußweg, zum Nachbargrundstück, wo auf 1000 Quadratmetern die Freifläche für die Kinder angelegt wird.
Eine weitere neue städtische Kita für Kirchheim befindet sich im Übrigen bereits in Planung, wie Amtsleiter Heußer erwähnt. Sie soll zwischen Franzosengewann und Karl-Menges-Straße am Rande eines großen Spielplatzes entstehen. Aber wann es losgehen soll? Nach der Erfahrung an der Stettiner Straße will Heußer da momentan lieber kein Datum nennen.