Attraktive Innenstadt?

Jetzt sprechen auch die Eigentümer in der Mannheimer City mit

Ein Netzwerk wurde auf Betreiben der Stadt ins Leben gerufen. Vereinsgründung im Dezember geplant.

22.11.2023 UPDATE: 22.11.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden
Ende des Jahres schließt mit dem Eiscafé Fontanella ein Publikumsmagnet und beliebter Treffpunkt in den Planken. Der Standort sei wirtschaftlich nicht mehr haltbar, begründeten die Betreiber ihre Entscheidung. Foto: Gerold

Von Alexander Albrecht

Mannheim. Wie sich Geschäftsleute, Anwohner und Passanten die Zukunft der Innenstadt vorstellen, das ist aus Umfragen einigermaßen bekannt. Doch was nützen die schönsten Ideen, wenn eine entscheidende Gruppe außen vor bleibt?

Die Eigentümer von Immobilien waren in der Diskussion um Aufenthaltsqualität, mehr Sicherheit und Sauberkeit in der City lange eine unbekannte Größe. Dabei bestimmen sie über den Branchenmix, welche Läden, Restaurants und Dienstleister in ihre Häuser einziehen – und darüber ob und wie Leerstände beseitigt werden. Das wollte die Stadt ändern und hat im Frühjahr die Weichen für eine Dialogplattform gestellt.

Nach einem "Kick-off", von Experten durchgeführten Interviews und einem größeren Treffen soll noch im Dezember aus dem Eigentümer-Netzwerk ein Verein entstehen. Gemeinsam wollen die Akteure dann ein Positionspapier verabschieden. Die Stadt erhofft sich davon zweierlei: Investitions- und Planungssicherheit für die Eigentümer und eine Art "Frühwarnsystem", etwa wenn Mietverträge auslaufen.

Ein Beteiligter hat einen Leerstand, ein anderer ein Angebot, das er nicht bedienen kann. Man tauscht sich aus, findet eine Lösung. Solch eine Win-win-Situation hat es laut Projektleiterin Penelope Wasylyk von der Wirtschaftsförderung bereits in der Entstehungsphase des Netzwerks gegeben, wie sie am Dienstag im Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Soziales des Gemeinderats berichtete.

Auch interessant
Mannheim: Thalia schließt Filiale am Paradeplatz
Mannheim: Dario Fontanella erklärt, warum er sein Traditionscafé aufgibt
Mannheim: Eiscafé Fontanella und andere Geschäfte verlassen die Planken
Attraktive Innenstadt?: "Wenn es dunkel wird, geht niemand gerne nach Mannheim"

19 Eigentümer von Schlüsselimmobilien in 30 Quadraten arbeiten derzeit mit. Ihnen gehören die meisten Flächen an den Haupteinkaufsstraßen Planken, Kunststraße, Breite Straße und Fressgasse. Zum Sprecher des Bündnisses ist Engelhorn-Geschäftsführer Andreas Hilgenstock gewählt worden. Bei der Beteiligung sei noch Luft nach oben, räumte Wasylyk ein. In den Verein sollen nicht nur "institutionelle" Fonds und Firmen aufgenommen werden, sondern auch Privatpersonen.

Das Image der Einkaufshochburg Mannheim hat in den vergangenen Monaten nach den angekündigten Schließungen prominenter Geschäfte wie Fontanella in den Planken und Thalia am Paradeplatz spür- und sichtbar gelitten. "Viele Bürger und Leute von außen fragen mich: Was ist denn bei Euch los?", berichtete Stadträtin Christiane Fuchs (Mannheimer Liste) in der Sitzung. Sie wollte wissen, ob die Verwaltung die Arbeit des Netzwerks beziehungsweise des Vereins überwache und wann mit Zwischenergebnissen zu rechnen sei.

Tatsächlich spielt die Stadt in Zukunft nur eine Nebenrolle. "Wir fungieren nicht als Mitglied, sondern betreiben die Geschäftsstelle – die ist in meinen Arbeitsbereich integriert", erklärte Wasylyk. Mit 100.000 Euro aus dem Bundesprogramm für lebenswerte Innenstädte (Futurraum; Gesamtvolumen: drei Millionen Euro) habe die Stadt die Anschubfinanzierung des inzwischen ausgelaufenen Projekts geleistet. Professor Alfried Wieczorek (CDU) erkundigte sich, weshalb Eigentümer aus den Quadraten C1, P1 und E1 rund um den Paradeplatz noch nicht im Boot seien. "Da gibt es doch große Veränderungen."

Beim E1-Quadrat musste die Wirtschaftsförderin passen. Die Probleme der Signa-Unternehmensgruppe von René Benko (besitzt Immobilien in P1) seien durch die Medien gegangen. Immerhin: Man befinde sich in Gesprächen. Der Eigentümer des Gebäudes mit der Thalia-Filiale in C1 hätte zunächst keinen Bedarf gesehen, zeigt aber nach der Geschäftsaufgabe des Buchhändlers nun starkes Interesse an der Mitarbeit.

Zwei große Spieler auf dem Immobilienmarkt nannte Wasylyk namentlich: die Aachener Grundvermögen, der nach eigenen Angaben aus dem Jahr 2021 sieben Einzelhandelshäuser in den Planken gehört, und die Familie Engelhorn. Hilgenstock, der Chef des Modeunternehmens, ist auch im Beirat der Werbegemeinschaft Mannheim City. Gegenüber dem Einzelhandelsverband und den Geschäftsleuten wolle der Verein in spe "nicht elitär" auftreten, kündigte Wasylyk an.

Aktiv einbringen sollen sich die Eigentümer in der von Oberbürgermeister Christian Specht (CDU) in seiner Haushaltsrede gestreiften "Initiative Fressgasse 2025". Sie soll nach dem umstrittenen und unglücklich kommunizierten Verkehrsversuch im nächsten Jahr ein Konzept für die wichtige Einkaufsstraße entwickeln.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.