Dario Fontanella erklärt, warum er sein Traditionscafé aufgibt
Die Eisdielen-Legende erklärt, warum er sein Traditionscafé nach fast 70 Jahren aufgibt. Er will sich auf den Standort in Q6/Q7 konzentrieren.

Von Olivia Kaiser
Mannheim. Die Entscheidung ist ihm nicht leicht gefallen: "Schweren Herzens" und nach "reiflicher Überlegung" habe er sie getroffen, sagt Dario Fontanella. Nach fast 70 Jahren gibt die Familie das mitten auf den Planken in O4 gelegene Eiscafé auf. Der Mietvertrag ist für Ende des Jahres gekündigt, das Café nur noch bis Ende Oktober geöffnet.
Die Nachricht hat bei vielen Menschen für Bedauern gesorgt. Doch auf Fontanella-Eis muss niemand verzichten, denn das Café Intermezzo auf dem Münzplatz im Durchgang des Einkaufsquartiers Q 6/Q 7 bleibt weiterhin geöffnet.
Dario Fontanella hat den Aufschwung der Planken erlebt, deren Umgestaltung zur Fußgängerzone im Buga-Jahr 1975 der Einkaufsmeile so richtig Schub gab. Sein Vater hatte das Café 1954 eröffnet, nachdem der Wiederaufbau der vom Krieg zerstörten Quadrate den Umzug des Eiscafés aus P 3 nötig gemacht hatte.
Doch seit etwa zehn Jahren hat er mit Widrigkeiten zu kämpfen, die dem Standort zusetzen. "Die vergangenen Jahre waren durch Umbaumaßnahmen im Umfeld des Cafés geprägt", erklärt Fontanella. Zunächst wurde in direkter Nachbarschaft das Gebäude der BW Bank abgerissen und neu aufgebaut. Dann startete die Sanierung der Planken. Das hatte massive Auswirkungen auf seine Außengastronomie.
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Danach hätte man eigentlich so richtig durchstarten können, doch dann kamen die Corona-Pandemie und der monatelange Lockdown. Die Schließungen und anschließenden strikten Auflagen hätten nicht zu einer Erholung der Lage beigetragen, konstatiert der Erfinder des Spaghetti-Eises. "Nach dem Ende der Pandemie hatten wir die Hoffnung auf einen guten Start. Die Besucherfrequenz in der Innenstadt ist aber deutlich zurückgegangen."
Einen Hauptgrund sieht Dario Fontanella in der Verkehrslage: "Die Brückensituation Richtung Ludwigshafen, die Baustellen im Umfeld von Mannheim und zusätzlich auch der Verkehrsversuch der Stadt mit Sperrungen der Durchfahrt von Fressgasse und Kunststraße haben die Kunden aus der Pfalz und von der Bergstraße abgehalten, in die Innenstadt von Mannheim zu kommen." Zudem sei von einigen Gästen die Sauberkeit der Planken moniert worden.
Das Eiscafé gehört zu den wenigen seiner Art, die ganzjährig geöffnet haben. Während der kalten Jahreszeit halten sich die meisten Gäste natürlich im Innenraum auf, doch es gibt auch Hartgesottene, die draußen einen Espresso genießen. In jedem Fall ist die Außengastronomie für ein Eiscafé enorm wichtig, doch auch dabei stieß Fontanella zusehends auf Schwierigkeiten.
Seinen Vorstellungen für die Ausstattung seiner Außenflächen machte die strenge Gestaltungsrichtlinie der Verwaltung einen Strich durch die Rechnung. Die Abstandsregelung zu den Straßenbahnschienen und der Hausfassade machten eine Veränderung der Fläche notwendig, sodass nun weniger Tische gestellt werden müssen. "Da machen schon ein paar Zentimeter große Unterschiede", weiß Dario Fontanella.
Zudem darf er im Winter nur fünf Heizstrahler aufstellen, für seine nun lang gezogene Außenfläche seien das jedoch nicht genug. Auch beim Windfang gab es Beanstandungen. Die Glasscheiben werden von den Herstellern in einer Norm von 1,70 bis 1,80 Metern angeboten. Die Stadt habe aber die Höhe von 1,60 Metern gefordert. Dass es Regeln geben müsse, sehe er ein, allerdings müssten die den unterschiedlichen Bedürfnissen der Gastronomen Rechnung tragen.
Am Ende sei der Standort an den Planken "wirtschaftlich nicht mehr haltbar gewesen", erklärt das Bloomaul, betont aber: "Es ist kein Abschied von unserer Heimatstadt Mannheim." Schließlich hat die Familie Fontanella mit dem Café Intermezzo ein zweites Standbein am Münzplatz, dort gibt es nicht nur Eis, sondern beispielsweise auch Pasta-Gerichte.
Ein großer Vorteil: Die Münzgasse ist überdacht und bietet so einen guten Wetterschutz. "Die großzügige Innenfläche erlaubt es uns, weiterhin unsere Gäste und Fans des Original-Spaghetti-Eises zu empfangen und zu bewirten", betont Dario Fontanella.
Auch die Eis-Manufaktur in L11 bleibe bestehen, versichert der 71-Jährige. Dort wird das Eis hergestellt, "nicht nur für unser Café, sondern auch für Gastronomie, Supermärkte und Einsätze mit unseren Eiswagen auf verschiedenen Veranstaltungen." Die Fontanella-Tradition bleibt also erhalten.




