Plus Heidelberger Lammerskopf

Freude über "Bürgerwindpark" statt Großkonzern-Windräder

Freude im Gemeinderat über Vergabe an Konsortium: "Jetzt haben wir Einfluss". CDU-Antrag für komplettes Verbot von Windrädern im FFH-Gebiet scheitert klar.

14.10.2023 UPDATE: 14.10.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 15 Sekunden
Blick von der Ziegelhäuser Brücke auf den Lammerskopf: Auf dessen Kuppe sollen in den nächsten fünf Jahren zehn bis 15 Windräder errichtet werden. Foto: Philipp Rothe

Von Denis Schnur

Heidelberg. Statt Großkonzernen werden die Stadtwerke und Energiegenossenschaften den Windpark auf dem Lammerskopf planen und vermutlich irgendwann betreiben. Die Nachricht über den Erfolg des Konsortiums bei der Ausschreibung kam gerade rechtzeitig einen Tag vor der Gemeinderatssitzung – und sorgte dort bei den Allermeisten für Erleichterung und Freude. Nur Stadträte aus drei Fraktionen wollen jegliche Windenergie-Aktivität in dem FFH-Schutzgebiet ausschließen. Ein entsprechender Antrag der CDU fand jedoch keine Mehrheit.

Der Rest des Gremiums zeigte sich zwar nicht begeistert davon, dass die zehn bis 15 Windräder im Artenschutzgebiet errichtet werden sollen – sie vertrauen jedoch auf die aufwendige Umweltverträglichkeitsprüfung, die das Konsortium in die Wege leiten muss. "Da werden harte naturschutzfachliche Kriterien angelegt", erklärte Ursula Röper (Grüne). Und das Ergebnis sei keineswegs klar: "Wenn am Ende starke artenschutzfachliche Argumente gegen einen Windpark sprechen oder für eine Reduktion der Pläne, ist das halt so. Dann halten wir uns da auch dran."

Dass das Konsortium den Zuschlag erhalten habe, sei aber gerade für den Natur- und Artenschutz eine gute Nachricht, ist Anke Schuster (SPD) überzeugt: "Hätte irgendein Investor die Fläche bekommen, hätten wir null Einfluss gehabt. Denn sie gehört dem Land."

Über die Stadtwerke könne man nun jedoch mitreden – und eben einen Schwerpunkt auf den Erhalt schützenswerter Gebiete legen. Denn auch ihre Partei tue sich schwer damit, die Windkraftanlagen im Wald zu errichten. "Wir sind da genauso zerrissen wie viele Bürgerinnen und Bürger."

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In die Freude über die Vergabe an das Konsortium wollten nur einige wenige Stadträte nicht einstimmen. "Letztendlich ist egal, wer das FFH-Gebiet zerstört. Es wird zerstört und das wollen wir nicht", erklärte Matthias Kutsch (CDU) – dabei hatte der Stadtrat das geplante Leuchtturmprojekt des Konsortiums im März noch als "sehr durchdacht" gelobt. Nun stellte er jedoch – wie schon im Klimaausschuss – einen Antrag, dass sich der Gemeinderat komplett gegen den Bau von Windrädern in FFH-Gebieten aussprechen soll.

Stattdessen sollten Flächen in der Ebene weiterverfolgt werden. Doch wie im Klimaausschuss stimmten nur Stadträte von CDU, Bunte Linke und AfD dafür – und selbst die CDU-Fraktion votierte nicht geschlossen mit.

Neben vielen Gegenstimmen bekam Kutsch auch viel Gegenrede. So intervenierte etwa Klimabürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain, weil er die Aussagen des CDU-Rates "so einfach nicht stehen lassen" könne. "Da wird kein FFH-Gebiet zerstört. Das stimmt einfach nicht", betonte der Grünen-Politiker. "Ja, ein Windpark bedeutet einen Eingriff in das FFH-Gebiet."

Aber deshalb gebe es ja die umfangreichen Prüfungen. "Das Ziel ist zu gucken, wie man es im Einklang mit einem FFH-Gebiet hinbekommt. Wenn das nicht geht, wird es keinen Windpark geben", versprach Schmidt-Lamontain.

Auch SPD-Fraktionschefin Schuster wunderte sich über den CDU-Vorstoß. Schließlich sei der Vorschlag, auf dem Areal einen Windpark zu ermöglichen, einstimmig vom grün-schwarzen Landeskabinett beschlossen worden. "Da hoffe ich doch, dass die CDU-Fraktion auch entsprechende Anträge an ihre Landtagsfraktion und ihr Ministerium gestellt hat."

Deutlich einiger waren sich alle Anwesenden, dass es nun darum gehen müsse, die Bürger über die Planungen zu informieren. Bisher habe man da vor allem das Land als Eigentümer in der Pflicht gesehen. Nun sei die Stadt jedoch über ihre Stadtwerke involviert – "und damit liegt der Ball auch ein Stück weit bei uns", so Schmidt-Lamontain.

Es sei offensichtlich, dass es ein riesiges Informationsbedürfnis gebe. Um dieses zu stillen, werde es bald Infoveranstaltungen, aber auch Exkurse zum Greiner Eck oder zu möglichen Standorten der Windräder geben. Bis die sich drehen, sei es aber ohnehin noch ein langer Weg: "Wir freuen uns jetzt natürlich erstmal über den Erfolg unseres Konsortiums. Aber wir haben auch noch viel Arbeit vor uns."

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