Weghorst kommt nach Hoffenheim
Niederländischer Nationalstürmer spielte in der englischen Premier League. Er war ein Torgarant in der Bundesliga.

Könnte bald für Hoffenheim jubeln: Wout Weghorst traf am 15. Februar 2020 für den VfL Wolfsburg gegen die TSG. Foto: dpa
Von Nikolas Beck
Zuzenhausen. Der Stellenwert des Transfer-Coups, der der TSG Hoffenheim am Dienstag gelungen ist, lässt sich vielleicht am besten mit einem Blick auf den vergangenen Mai beschreiben. Am letzten Wochenende des Wonne-Monats beendete "Hoffe" mit einem 1:1 in Stuttgart eine Saison, die sie am liebsten ganz schnell vergessen würde.Wout Weghorst dagegen wurde ein letztes Mal bei seinem alten Arbeitgeber eingewechselt: Für den englischen Nationalspieler Marcus Rashford, im Trikot von Manchester United. Vom englischen Rekordmeister zum Fast-Absteiger in die Bundesliga – so etwas kommt gewiss nicht alle Tage vor.
Am Mittwochvormittag meldete die TSG den Vollzug des Wechsels. Der 23-malige niederländische Nationalspieler wird für ein Jahr vom Premier-League-Aufsteiger FC Burnley ausgeliehen, wie der Fußball-Bundesligist bestätigte. "Ich denke, ich übertreibe nicht, wenn ich diesen Transfer als beachtlich und außergewöhnlich bezeichne. In jedem Fall ist er das für uns", sagte TSG-Geschäftsführer Alexander Rosen. Man verspreche sich "von seiner Mentalität, Erfahrung und Treffsicherheit einen Schub für das gesamte Team".
Für Weghorst, der am Montag 31 Jahre alt wurde, ist der Wechsel aber ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. Denn zur Wahrheit gehört auch, dass der Stürmer in der Premier League nicht an seine Leistungen beim Ex-Klub VfL Wolfsburg anknüpfen konnte. Ende Januar 2022 hatte der FC Burnley den niederländische Nationalspieler für 17,5 Millionen Euro aus der Autostadt auf die Insel gelockt. Nach nur einem halben Jahr und nur zwei Toren in 20 Einsätzen ging es im vergangenen Sommer per Leihe zu Besiktas Istanbul.
Am Bosporus traf Weghorst in jedem zweiten Spiel, sodass Manchester United im Januar die Leihe übernahm. Bei den "Red Devils" wurde der 1,97 Meter große Mittelstürmer aber nie richtig glücklich, blieb ohne Liga-Treffer und hatte auch bei den Fans einen schweren Stand. Mit einer Rückkehr ins deutsche Fußball-Oberhaus hatte er daher schon länger geliebäugelt.
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Nun also der Dorfklub. Dieser hat den Transfer zwar noch nicht offiziell bestätigt. Nach RNZ-Infos absolvierte "Hoffes" neuer Sturmführer am Dienstagmittag aber bereits seinen Medizincheck am Olympiastützpunkt Rhein-Neckar und traf am Nachmittag in Zuzenhausen ein. Dort wird TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo mit Hochdruck daran arbeiten, Weghorst ins System zu integrieren. Ein Mittelstürmer mit diesem Profil fehlt dem 45-Jährigen bislang im Kader. In den sechs Testspielen der Vorbereitung, von denen 1899 drei verloren hat, wurde augenscheinlich, wie gut sie einen "Knipser" gebrauchen kann.
Die Chancenverwertung war zu oft unbefriedigend. Andrej Kramaric hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr zum Vorbereiter auf einer etwas zurückgezogeneren Position entwickelt. Und mit dem in seinen dreieinhalb Jahren im Kraichgau sportlich nie wirklich glücklich gewordenen Munas Dabbur sowie Kasper Dolberg, der während seiner Leihe alles andere als überzeugen konnte, haben die TSG zwei Stürmer in dieser Transferperiode bereits verlassen.
Wout François Maria Weghorst, so sein voller Name, war die absolute Wunschlösung der TSG-Verantwortlichen um Sport-Geschäftsführer Alexander Rosen, den neuen Lizenzspieler-Leiter Pirmin Schwegler und den neuen Technischen Direktor Bastian Huber.
Beim FC Burnley steht der Blondschopf, der 22 Mal das Oranje-Trikot getragen hat (fünf Tore), noch bis 2025 unter Vertrag. Seine Dienste hat sich die TSG daher leihweise zunächst für eine Saison gesichert. Dass Weghorst in der Bundesliga ein Unterschiedsspieler sein kann, ist hinlänglich bekannt. Für die "Wölfe" gelangen ihm zwischen Juli 2018 und Januar 2022 in 118 Liga-Spielen 59 Treffer und 22 Vorlagen, im DFB-Pokal sogar deren sieben in neun Einsätzen. Dem Vernehmen nach hat Hoffenheim keine Mühen gescheut, Weghorst den Wechsel schmackhaft zu machen. Letztlich mit Erfolg.
Die Kaderplanungen für die anstehende Runde, die am kommenden Montag mit der ersten Pokalrunde beim VfB Lübeck beginnt, sind deswegen aber noch nicht abgeschlossen. Wenngleich Marius Bülter seine Sache dort ein ums andere Mal gut erledigt hat: Eine Neuverpflichtung für die linke Außenbahn ist nach wie vor nicht ausgeschlossen. Des Weiteren arbeitet die TSG nach wie vor an einer Rückholaktion – ebenfalls per Leihe – von Georginio Rutter. Der 21 Jahre alte Franzose war im Januar für knapp 30 Millionen Euro zu Premier-League-Absteiger Leeds United gewechselt. Dass man den Weg von der Insel ins Dorf finden kann, hat Wout Weghorst ja schon mal vorgemacht.
Update: Mittwoch, 9. August 2023, 10.59 Uhr