Lobbachs Bürgermeister Edgar Knecht scheidet früher aus dem Amt
"Ich muss kürzertreten", sagt der Rathauschef. Leider ist die lebensbedrohliche Krankheit noch nicht besiegt.

Von Christoph Moll
Lobbach. "Dieser Schritt fällt mir persönlich unsagbar schwer", erklärt Edgar Knecht. "Lange, vielleicht schon zu lange habe ich mit mir gerungen, denn gerne hätte ich meine verbleibende Amtszeit zum Wohle der Gemeinde eingesetzt." Eigentlich würde die Amtszeit des Lobbacher Bürgermeisters im Frühjahr 2025 enden. Nun hat der 62-Jährige entschieden, dass er am 1. Dezember dieses Jahres vorzeitig in den Ruhestand wechselt.
"Ich muss kürzertreten", betont Knecht, bei dem vor über einem Jahr Leukämie diagnostiziert wurde. "Nicht alle Therapien haben so wie gewünscht und medizinisch notwendig angeschlagen", berichtet er. Noch ist die lebensbedrohliche Krankheit nicht besiegt.
"Ich bin wieder bei 80 Prozent – und die Chancen stehen gut, dass es bald wieder 100 Prozent sind", hatte Knecht noch im Februar bei seiner Rückkehr ins Rathaus gesagt. Über ein halbes Jahr nach der niederschmetternden Blutkrebs-Diagnose, mehreren Chemotherapien und einer lebensrettenden Stammzellentransplantation war er wieder regulär im Dienst. Doch schon damals war klar, dass der Weg noch lang sein wird.
Im Februar wurde dann, erzählt Knecht, bei einer Untersuchung des Knochenmarks festgestellt, dass zehn Prozent seiner alten Stammzellen noch nicht verschwunden waren – und 20 Prozent davon wiederum waren bösartig. Es war ein Rückschlag, denn noch im Dezember hatte alles vielversprechend ausgesehen. Es folgten von März bis Mai mehrere Zyklen einer ambulanten Chemotherapie. "Jeden Morgen zwei Spritzen und viele Tabletten", zählt Knecht auf.
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Übernächste Woche folgt die entscheidende Untersuchung: "Diese wird zeigen, ob die Therapie erfolgreich war", erklärt der Bürgermeister. Falls ja, geht es im Herbst in die Reha. Falls nicht, steht eine weitere Behandlung an. Für beide Fälle gilt: Knecht wird länger ausfallen. "Ein Bürgermeister muss aber 100 Prozent für seine Gemeinde da sein können", betont der 62-Jährige. "Alles andere bringt nichts." Dass seine erste Amtszeit auch seine letzte sein wird, hatte Knecht bereits vor einem Jahr beschlossen. Nun entschied er zusammen mit seiner Familie, dass früher Schluss ist. Auch die Ärzte und Therapeuten hätten "eindringlich" zu diesem Schritt geraten. Der 30. November ist Knechts letzter Arbeitstag, danach ist er in Pension.
"Es gab einen Denkprozess", berichtet Knecht. "Die letzte Behandlung hat etwas in mir ausgelöst." Diese habe ihn vor wenigen Wochen körperlich massiv eingeschränkt. "Äußerlich ist mir nicht viel anzusehen", sagt der Rathauschef. "Innerlich sieht es anders aus." Die Doppelbelastung aus Bürgermeisteramt und Behandlung sei nicht mehr möglich. Vor wenigen Tagen kontaktierte er seine beiden Stellvertreter Jörg Bürgermeister und Ludwig Christ, seine engsten Mitarbeiter im Rathaus und die Kommunalaufsicht. Am Donnerstagabend eröffnete Knecht dann dem Gemeinderat hinter verschlossenen Türen seinen Plan. "Alle haben gesagt, dass die Entscheidung richtig, konsequent und durchdacht ist", erzählt der Bürgermeister. "Das gesamte Gremium steht hinter mir."
Nun wird Edgar Knecht die Wahl seiner Nachfolgerin oder seines Nachfolgers mitorganisieren. Doch dabei gibt es ein Problem: "Die Gemeindeordnung und das Kommunalwahlrecht wurden geändert", gibt Knecht zu bedenken. So soll es künftig nur noch zwei Kandidaten in einem zweiten Wahlgang geben. Das Ganze gilt ab August. "Doch es gibt noch keine Durchführungsverordnung", erklärt Knecht. Unklar sei zum Beispiel, wie die Wahl bekanntgemacht und konkret organisiert wird. Lobbach wäre zudem die erste Kommune im Rhein-Neckar-Kreis, die nach den neuen Reglungen wählt. "Wir wollen die Wahl zu 100 Prozent rechtskonform durchführen", erklärt Knecht. "Wir haben da keinen Druck, denn ich habe zwei gute Stellvertreter und meine Mitarbeiter sind Spitzenklasse." Ziel sei, die Wahl so schnell wie möglich auszuschreiben und zwischen September und November stattfinden zu lassen.
Am 1. August blickt Knecht auf 45 Jahre im öffentlichen Dienst zurück. Seine Ausbildung hatte er 1978 begonnen – im Lobbacher Rathaus. Gerne hätte er hier noch weitergearbeitet. "Es gibt einen Stapel mit Projekten, die ich mir vorgenommen hatte", so Knecht. Diesen übergibt er nun – zum Wohle der Gemeinde.