Mannheimer Fahrlachtunnel

Großübung als Schritt zur Wiedereröffnung

In dem Tunnel wurde ein Fahrzeugbrand simuliert. 138 Kräfte waren dabei im Einsatz.

24.04.2023 UPDATE: 24.04.2023 06:00 Uhr 2 Minuten, 32 Sekunden
Wenn im Fahrlachtunnel ein Auto brennt und Rettungskräfte bindet, muss der Schutz der Stadt Mannheim auch darüber hinaus weiter gewährleistet sein. Das war ein wesentliches Thema der Übung. Foto: Gerold

Von Volker Endres

Mannheim. Kaum 21 Monate nach der überraschenden Schließung wegen erheblicher Sicherheitsmängel steht der Mannheimer Fahrlachtunnel vor seiner Wiederanbindung an das Verkehrsnetz.

Zwischen dem 8. und 20. Mai könnten die beiden knapp 500 Meter langen Tunnelröhren wieder für den Verkehr freigegeben werden. Das letzte Wort haben dabei die Fachleute. Zu den Richtlinien gehört auch die Vorgabe einer groß angelegten Übung der Rettungskräfte, die es nun im Fahrlachtunnel gab.

Nichts soll mehr schiefgehen bei der Wiedereröffnung, werden doch die RABT zumindest jetzt konsequent abgearbeitet. Die "Richtlinien für die Ausstattung und den Bereich von Straßentunneln" sind seit 2006 als Bundesgesetz in Kraft. Es legt die verbindlichen Sicherheitsstandards von Straßentunneln fest.

Auch der Malteser Hilfsdienst rückte zur Übung im Fahrlachtunnel an. Foto: Gerold

Erfüllt hat die Stadt diese Standards etwa in Sachen Entlüftung, Fluchttüren oder Lautsprechersysteme nie. "Wir sind alle sehr froh, dass nie etwas passiert ist", bekannte Bürgermeisterin Diana Pretzell (Grüne), die selbst erst seit 2022 im Amt ist, das Problem also von ihren Vorgängern geerbt hat.

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Ein "Gesamtversagen" in der Verwaltung habe letztlich die Sperrung verursacht, so das Ergebnis einer internen Untersuchungskommission, die die Versäumnisse parallel zur baulichen Sanierung aufarbeiten sollte, aber ohne konkrete Ergebnisse endete.

Um so erfreulicher, dass nun nach Abarbeitung der Mängelliste an dem 1994 eröffneten Bauwerk die baldige Wiedereröffnung in Aussicht stehe, so Pretzell und Projektleiter Alexandre Hofen-Stein beim Ortstermin vor der südlichen der beiden Tunnelröhren.

Steuerungstechnik, neue Absperrungen, Fluchtwege und Lüftungssysteme wurden installiert oder ertüchtigt. Das hatte durch Pandemie und Lieferschwierigkeiten ein paar Monate länger gedauert als die ursprünglich für das dritte Quartal 2022 angedachte einspurige Wiedereröffnung. Aber dafür können rund 60.000 Pendler wieder zweispurig durch beide Röhren rollen, wenn sie denn freigegeben werden.

Beide Tunnelröhren waren Schauplatz der gemeinsamen Großübung von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk (THW) und medizinischen Rettungsdiensten. "Eine regelmäßige Feuerwehrübung ist Bestandteil der RABT", verriet Hofen-Stein.

Genau wie die Brandversuche, die bereits in den Tagen vor der Großübung stattgefunden hatten. "Es geht uns weniger um das Szenario als um die Übung für das Leitungsteam", erläuterte Kommandant Thomas Näther, der auch den großen Personalaufwand von 138 Übungsteilnehmern (etwa doppelt so viele wie bei einem tatsächlichen Schadensereignis im Einsatz gewesen wären), rechtfertigte: "Wir brauchen so viele Kräfte, um während der Übung auch die Sicherung der Stadt zu gewährleisten."

Kollegen von den Freiwilligen Feuerwehren hatten den Dienst auf den Wachen übernommen, während ihre festangestellten Kollegen im Tunnel übten.

Dort hatten sie alle Hände voll zu tun. Einen Pkw-Brand nach einem Unfall am Stauende hatten sich die Übungsleiter einfallen lassen. Zehn Personen hatten sich dabei mehr oder weniger schwer verletzt, mussten aus der verrauchten Tunnelröhre geborgen werden. "Bis auf den heißen Rauch ist das alles ein sehr realistisches Szenario", lobte Näther.

Davon war von draußen allerdings nichts zu sehen. Bis auf den großen Blaulicht-Fuhrpark, der in respektvollem Abstand zum tatsächlichen Einsatzort parkte, drangen nur die Durchsagen der (neu installierten) Lautsprecher nach draußen, mahnten zur Ruhe und forderten die Autofahrer dazu auf, in ihren Fahrzeugen zu bleiben.  Außerdem dröhnten die Ventilatoren.

Zehn sind es nach der Sanierung in jeder der beiden Tunnelröhren – zwei mehr als vor der Schließung. Sie bliesen den Rauch in Richtung Osten. Das Westportal blieb quasi rauchfrei. Ein gutes Zeichen für die Funktionsfähigkeit der Technik.

Diese soll nach der erfolgreich abgeschlossenen Großübung in den kommenden Tagen weiter auf Herz und Nieren geprüft werden – eben ganz nach den RABT-Vorschriften. Und dann, wenn auch die letzten Fachleute grünes Licht gegeben haben, soll der Tunnel wieder für Autofahrer öffnen und damit vor allem die Anwohner in der Neckarauer Straße entlasten.

Die müssen sich allerdings noch auf einen neuen Kraftakt einstellen, denn mit der Steubenstraße wird die zweite große Verkehrsachse aus dem Süden Mannheims gesperrt, weil die MVV hier die Fernwärmeleitung erneuert.

Und auch der Verkehr aus dieser Straße wird sich dann auf der Neckarauer Straße stauen. Der Zeitpunkt für die Sperrung steht dabei mit dem 8. Mai schon fest. Unabhängig von der Öffnung des Fahrlachtunnels.

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