Uniklinik-Verbund soll so eng wie möglich werden
Von vier Modellen ergeben allerdings nur zwei auch wirklich Sinn.

Von Alexander Albrecht
Mannheim/Heidelberg. Eine Fusion der beiden Universitätskliniken Mannheim und Heidelberg ist bis auf Weiteres vom Tisch, die Landesregierung plant stattdessen einen Verbund und prüft dazu aktuell vier Varianten. Bis Ende dieses Monats, so hat es Wissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) angekündigt, soll eine grundsätzliche Entscheidung vorliegen.
> Die Modelle: Olschowskis Haus hat auf eine Kleine Anfrage der beiden Landtagsabgeordneten Martin Rivoir (SPD) und Dennis Birnstock (FDP) die vier Optionen für den Verbund näher erläutert. Zwei Modelle sind eher unwahrscheinlich, weil sie kaum wirtschaftliche Vorteile brächten. Heidelberg und Mannheim blieben zudem Wettbewerber. Dass die Kartellbehörde einer dieser Varianten zustimmt, erscheint fraglich.
Modell eins ist ein einfaches, rein schuldrechtliches kooperatives Verbundmodell. Beide Häuser blieben rechtlich und wirtschaftlich vollkommen eigenständig. Das Mannheimer Klinikum wäre weiterhin eine Tochter der Stadt, das Land nur über die medizinische Fakultät beteiligt.
Auch das zweite Modell würde an den Trägerschaften nichts ändern. Laut Wissenschaftsministerium gäbe es einen Geschäftsbesorgungs-/Management- oder Unternehmenspachtvertrag, der über das rein Schuldrechtliche – also die Frage, wer was zahlt – hinausginge.
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Bei der dritten Variante stiege das Heidelberger Klinikum als Gesellschafter der GmbH der Mannheimer Uniklinik ein. Dadurch blieben die Standorte zwar juristisch eigenständig – ansonsten wäre es ja eine Fusion –, könnten aber als medizinische und wirtschaftliche Einheit agieren.
Die vierte Variante geht noch einen großen Schritt weiter und sieht eine Betriebsaufspaltung in Mannheim vor. Die Immobilien gingen an eine Betriebsgesellschaft. Diese Lösung wäre nach Angaben des Ministeriums mit weiteren Fragen verbunden, auf die es heute noch keine Antwort gibt, zum Beispiel nach der Trägerschaft.
Klar ist hier, dass die Heidelberger Klinik und damit das Land mehr Verantwortung in der Quadratestadt übernehmen würde. "Nur die beiden letztgenannten Modelle beseitigen die Wettbewerbssituation der zwei Standorte", sagte Jochen Schönmann, Regierungsbeauftragter im Mannheimer Rathaus, der RNZ.
Das Ministerium machte in seiner Stellungnahme deutlich, dass bei allen vier Optionen die Kliniken "vollwertig" blieben, es käme also zu keiner Fusion im krankenhausrechtlichen Sinne. Doch genau das wünschen sich alle Beteiligten in der Kurpfalz. Da das Land einen Zusammenschluss jedoch ablehnt, sehen sie den größten Nutzen in einem "möglichst engen, gesellschaftsrechtlichen Verbund" für die Krankenversorgung, für Wissenschaft und Lehre sowie als "international sichtbarer Leuchtturm der Medizin und Lebenswissenschaften in Deutschland", schreibt das Ministerium.
> Das Geld: Bis 2030, so schätzen die vom Land eingeschalteten Wirtschaftsprüfer, könnten Heidelberg und Mannheim dank des Verbunds eine schwarze Null schreiben. Und das selbst ohne die Neue Mitte in der Quadratestadt.
Das Mannheimer Krankenhaus schreibt seit langem große Verluste, die strukturellen Defizite liegen durchschnittlich bei über 40 Millionen Euro pro Jahr. Und sie lassen sich auch nicht rasch beseitigen, wie Ministerin Olschowski kürzlich bei ihrem Vor-Ort-Besuch betonte (die RNZ berichtete). Das würde im Umkehrschluss bedeuten, dass der Gemeinderat in den nächsten sieben Jahren erneut riesige Zuschüsse für das Krankenhaus freigeben müsste.
In der Antwort von Olschowski an die beiden Abgeordneten heißt es lediglich: "Dies bedarf einer vertieften Betrachtung, bei der auch die Leistungsfähigkeit der Stadt in den Blick zu nehmen ist." Laut Schönmann laufen aber im Hintergrund bereits "sehr konstruktive" Gespräche zwischen Kommune und Land. Wenn Stuttgart an dieser Stelle den Geldhahn aufdreht, ist der Aufschrei an anderen Klinikstandorten programmiert.
Im Fall von Mannheim und Heidelberg unterstützt das Land aber die Standorte bei ihrer "Health und Life Science"-Alliance. Experten der sieben Partner aus den zwei Städten forschen künftig in einem "Innovationscampus" zu medizinischen Themen.
Synergieeffekte bringen könnte nach Ministeriumsangaben eine angestrebte "bedarfsorientierte Anpassung" bei den Bettenzahlen. Diese dürfe aber nicht zu Lasten der Patientenversorgung gehen. Die dringend benötigten Studienplätze in Mannheim sollen erhalten bleiben. Eine Fusion der beiden Medizinischen Fakultäten gilt als wahrscheinlich.
> Die Neue Mitte: Derzeit ist die Mannheimer Uniklinik noch geprägt von weit verstreuten, zum Teil maroden Gebäuden. Ändern soll das ein neuer zentraler Klinikbau, zu dessen Finanzierung sich das Land bekannt hat. In einem ersten Schritt soll das sogenannte Apothekengebäude (Haus 25) um zweieinhalb Stockwerke erhöht und zwei andere Immobilien abgerissen werden. Das ist aber nur der Auftakt für das Megaprojekt und dient vor allem dazu, die Baustelle einzurichten. 2030 soll der erste Abschnitt der Neuen Mitte fertig sein.




