Proteste aus aller Welt über Stellenabbau bei SAP
3000 Jobs sollen gestrichen werden. Die Arbeitnehmervertretungen sprechen von einer Entscheidung "ohne Mitgefühl".

Walldorf. (mk) Die Proteste gegen den Abbau von weltweit 3000 Stellen bei SAP reißen nicht ab. "3000 Kolleginnen und Kollegen, die 2022 zum Erfolg der SAP beigetragen haben, gehen 2023 nach Hause!", schimpfen Vertreter von weltweit 24 Arbeitnehmervertretungen des Softwarekonzerns in einer E-Mail an rund 53.000 von ihnen vertretene Beschäftigte. Man sei der Meinung, dass der Stellenabbau nicht mit den Aussagen des Vorstands über Mitgefühl und Respekt für die Angestellten in Einklang gebracht werden könne.
Ende Januar hatte Vorstandssprecher Christian Klein bei der Bilanzpressekonferenz den Abbau von weltweit 3000 Arbeitsplätzen angekündigt – trotz Milliardengewinnen und IT-Fachkräftemangel. Die Maßnahme diene einer notwendigen "Straffung" des Unternehmens, die dazu beitragen solle, sich mehr auf Zukunftsbereiche zu konzentrieren.
Arbeitnehmervertreter hatten hinter den Stellenstreichungen aber von Anfang an eine Sparmaßnahme vermutet, um die an den Finanzmärkten gemachten Versprechen halten zu können.
Unzufrieden zeigen sich die Betriebsräte auch mit der internen Kommunikation des Jobabbaus. "Die meisten von uns wurden erst nach der öffentlichen Ankündigung dieser Maßnahme informiert, und danach begannen die Beratungen", heißt es in der Mail. "Wir sehen dies als eine schwere Erosion des aufgebauten Vertrauens über die Jahre".
Zudem seien die Maßnahmen in den Ländern, in denen es keine betriebliche Mitbestimmung gebe, ohne das nötige Maß an Respekt, Empathie und Mitgefühl umgesetzt worden. Man fordere das Management deshalb auf, sich wieder zu einem echten Dialog mit den Sozialpartnern zu verpflichten.
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"Wir sind geschlossen der Meinung, dass ein Stellenabbau nach diesem guten Jahresabschluss nicht nachvollziehbar ist", sagte am Freitag auch Andreas Hahn, Vorsitzender des SAP SE Betriebsrats (Europa). Kürzlich habe SAP erklärt, dieses Jahr weiter aktiv einstellen zu wollen.
Es dauere acht bis zwölf Monate, bis ein neu eingestellter Beschäftigter wirklich produktiv arbeiten könne. In solch einem Zeitraum wären entsprechende Qualifizierungen vorhandener Mitarbeiter längst vollzogen. "Warum greift man nicht auf diese zurück, sondern entlässt sie?", fragt Hahn.
Auch er empfindet den Umgang mit Betriebsräten und anderen Sozialpartnern im Unternehmen als nicht zufriedenstellend. "Die rechtzeitige und umfassende Information der Sozialpartner, sowie deren rechtzeitige Einbindung, ist bei dem angekündigten Stellenabbau unserer Ansicht nach nicht erfolgt", meint Hahn, der auch im Vorstand der Verdi-Betriebsgruppe bei SAP ist. Für einen erfolgreichen sozialen Dialog auf Augenhöhe sei dies jedoch unabdingbar.
"Ich schätze die positive Grundeinstellung und die bisherigen Initiativen für eine erfolgreiche Sozialpartnerschaft seitens unseres CEOs Christian Klein", so Hahn. "Was jedoch auf der operativen Ebene erfolgte, entspricht leider nicht dem, was wir erwarten."