Softwarekonzern

SAP-Anwender fordern mehr Verlässlichkeit

Die DSAG reagiert auf die angekündigten Einschnitte des Softwarekonzerns bei den Programmen für Vertrieb und Marketing.

04.02.2023 UPDATE: 04.02.2023 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Jens Hungershausen, Vorstandsvorsitzender der DSAG. Foto: DSAG

Von Barbara Klauß

Walldorf. Mehr Zuverlässigkeit und Sicherheit hat die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe DSAG vom Walldorfer Softwarekonzern gefordert. "Wenn wesentliche Komponenten des Produktportfolios entgegen der bisherigen öffentlichen Kommunikation zurückgefahren werden, stellt das SAP als grundsätzlich vertrauensvollen Anbieter in Frage", sagte der Vorstandsvorsitzender der DSAG, Jens Hungershausen, laut Mitteilung.

Die Anwendergruppe reagierte damit auf Ankündigungen von SAP-Chef Christian Klein bei der Bilanzpressekonferenz in der vergangenen Woche. Demnach will das Management sich stärker auf zukünftige Wachstumsbereiche konzentrieren. So sind etwa Einschnitte bei Programmen für Vertrieb und Marketing (CRM) geplant, während das Geschäft mit Software für die Steuerung von betriebswirtschaftlichen Prozessen (ERP), zumeist betrieben in der Cloud, gestärkt werden soll. In diesem Geschäft ist der Konzern, vor allem dank des Programms S/4 Hana, seit Jahren stark.

Auch ein Stellenabbau ist mit dieser Fokussierung verbunden: Konzernchef Klein kündigte vergangen Donnerstag an, dass weltweit rund 3000 der knapp 112.000 Stellen wegfallen sollen, bis zu 200 davon in Deutschland. "Wir fokussieren uns weiter auf die Bereiche unseres Portfolios, wo wir am stärksten sind", so Klein.

Nach Kritik von Arbeitnehmervertretern am geplanten Stellenabbau meldete sich nun die Interessenvertretung von mehr als 3800 SAP-Kunden zu Wort und forderte "mehr Verlässlichkeit statt weiterer Risiken". Die geplante Stärkung des ERP-Geschäfts sei ein positives Signal, kommentierte DSAG-Vorstand Hungershausen. Allerdings werfen die Ankündigungen aus Sicht der Anwender Fragen auf – etwa, was es bedeute, wenn Komponenten an Priorität verlören.

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Hintergrund ist, dass Konzernchef Klein den Umbau von Europas größtem Softwarekonzern hin zum Cloud-Unternehmen vorantreibt. Beim Cloud Computing wird die Software nicht auf den Rechnern der Kunden installiert, sondern über das Internet genutzt.

Die Einschätzung des Software-Herstellers, jetzt ein richtiges Cloud-Unternehmen zu sein, könne die DSAG allerdings noch nicht teilen, hieß es dort. Die Anwendergruppe beharrt darauf, dass beim Kernprodukt S/4 Hana Innovationen und Erweiterungen nicht nur in der Public (also öffentlichen) Cloud erfolgen dürften. Die Nutzung über private Clouds oder On Premise (also installiert auf den Rechnern der Kunden) darf ihrer Ansicht nach nicht vergessen werden. "Hier braucht es zum Schutz getätigter Investitionen verbindliche Zusagen", so Hungershausen. Zumal ein Cloud-only-Ansatz mit den Realitäten in den Unternehmen nicht in Einklang zu bringen sei.

SAP habe auf dem DSAG-Jahreskongress 2022 ein klares Bekenntnis zu hybriden Architekturen und damit auch zu SAP S/4 Hana On Premise gegeben, erklärte eine Unternehmenssprecherin dazu. "Dieses Produkt hat eine Wartungszusage bis 2040, dies ist in der IT-Branche hinsichtlich Investitionssicherheit einmalig. " Dem Konzern sei bewusst, dass einige Kunden ihre Kern-ERP-Prozesse "bis in absehbarer Zukunft entweder On Premise oder in der Private Cloud betreiben werden", fügte sie hinzu. Von daher könne man die Forderung der DSAG nachvollziehen. "Allerdings sind wir der Meinung, dass wir mit der Roadmap für SAP S/4 Hana On-Premise / Private Cloud hierauf bereits eine passende Antwort gegeben haben."

Die DSAG begrüßte, dass SAP im vergangenen Jahr angekündigt habe, sich auf hybride Szenarien auszurichten. Wenngleich es hier noch Interpretationsspielraum gebe.

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