Tonnenweise Baum statt Beton
Die Stadt pflanzt 14 neue Bäume auf den Marlene-Dietrich-Platz. Diese Pflanzen sind teils 30 Jahre alt. Finanziert wird die Aktion mit den Restmitteln der IBA.

Von Sarah Hinney
Heidelberg. Bei drei Grad und eisigem Wind fällt es schwer, sich an den Sommer zu erinnern – und an die Hitze, die den Aufenthalt auf dem Marlene-Dietrich-Platz vor dem neuen Karlstorbahnhof in der Südstadt unerträglich gemacht hat. Aber der nächste Sommer kommt bestimmt und mit ihm – wenn alles gut geht – auch Schatten. Für Letzteren sollen 14 neue Bäume sorgen, die in den vergangenen Tagen auf dem Marlene-Dietrich-Platz gepflanzt wurden, zusätzlich zu den 16 Bäumen, die bereits rings um den Platz herum stehen. So richtig neu sind die neuen Bäume allerdings gar nicht. Der Amberbaum etwa, den der riesige, rote Kranwagen am Donnerstagmittag an armdicken Ketten in die vier Mal vier Meter große Pflanzgrube hob, ist schon 30 Jahre alt, und die große Eiche, die ihm gegenüber steht, zählt auch schon 25 Lenze. Fünf Tonnen wiegt das Prachtstück.
Der beeindruckende Wurzelballen ist fest verankert mit einer etwa doppelt so großen Baustahlmatte. "Das ist wichtig, damit der Baum auch bei Wind stabil steht", erklärt Ernst Baader, Leiter des städtischen Landschafts- und Forstamts. Unter der Matte befindet sich Baumsubstrat, damit werden die Pflanzgruben dann auch aufgeschüttet. Die Matte verrottet nach und nach, der Rost, der dabei entsteht, hilf dem Baum beim Wachsen. Außerdem führt ein offenes Plastikrohr, der sogenannte Bewässerungsdocht, später von der Oberfläche direkt zum Wurzelballen. Dadurch kann der Baum später gegossen werden, und das Wasser kommt genau dort an, wo es hin soll.
Neben Amberbaum und Eiche werden auch Zelkove, Erle, Paulownie und Zeder den Marlene-Dietrich-Platz begrünen – allesamt Sorten, die auch große Hitze gut vertragen können. Neben dem großen Team vom Landschafts- und Forstamt, das hier seit Tagen mächtig schuftet, sind am Donnerstag auch Oberbürgermeister Eckart Würzner und Moritz Bellers von der Internationalen Bauausstellung (IBA) zum Pflanztermin gekommen. Der Haupt- und Finanzausschuss hatte Ende November außerplanmäßig 140.000 Euro bereitgestellt, damit der Platz entsiegelt und begrünt werden kann. Das Geld stammt aus Restmitteln der IBA. "Es ist großartig, was hier in so kurzer Zeit geschafft wurde", sagte Würzner und freute sich vor allem darüber, dass die Bäume schon so groß sind. "Damit haben wir viel früher das Grünvolumen, auf das man sonst lange warten muss." Der OB bedankte sich in diesem Zusammenhang auch bei der Firma Huben. "Wir freuen uns riesig, dass das jetzt auf den letzten Metern geklappt hat", betonte auch Bellers. Und weiter: "Man hat gemerkt, dass der Platz wenig Baum abbekommen hat."
Ursprünglich sei der allerdings mit mehr Baum geplant worden, dann allerdings das Geld ausgegangen. "Das hätte man nun erst im nächsten Haushalt einstellen müssen", erklärte Würzner, der betonte, dass die Baumpflanzungen nur dank der IBA-Mittel schon jetzt stattfinden konnten. Auch Ernst Baader freute sich sichtlich, sprach von "Stadtentwicklung auf höchstem Niveau" und erklärte, dass er eine solche Pflanzaktion in seinem Berufsleben noch nie erlebt habe. Auch Heike Hauck, Bezirksbeirätin Südstadt, war voll des Lobes. Jetzt werden die Pflanzgruben noch zugeschüttet, die Oberfläche rund um die Bäume wird als Schotterrasenfläche mit Blumen und Stauden gestaltet. Außerdem sollen noch 15 Sitzgelegenheiten, so genannte Sitzwaben, auf dem Platz aufgestellt werden. Um die Bäume pflanzen zu können, wurden insgesamt rund 420 Quadratmeter Fläche des Marlene-Dietrich-Platzes entsiegelt – vorher war dort Beton.