Mit diesem Pass in die Mitte bereitete Sandro Wagner die Führung der Hoffenheimer durch Florian Grillitsch vor. Foto: dpa
Von Achim Wittich
Istanbul/Heidelberg. 1899 Hoffenheim kann auch international einen Vorsprung nicht ins Ziel bringen. In der Europa League musste sich der Dorfverein am Donnerstagabend bei Basaksehir Istanbul mit einem 1:1 (0:0) zufrieden geben, obwohl die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann bis in die dritte Minute der Nachspielzeit durch einen Treffer von Florian Grillitsch (47. Minute) in Führung gelegen hatte. Immerhin ist 1899 trotz nur einer gewonnenen Partie aus vier Begegnungen noch nicht ausgeschieden.
Beim Abschlusstraining waren bei Benjamin Hübner muskuläre Probleme aufgetreten. Der Innenverteidiger musste deswegen passen. In der Dreierkette vor Torhüter Oliver Baumann bot Trainer Julian Nagelsmann diesmal Havard Nordtveit, Kevin Vogt und erstmals Justin Hoogma auf. "Er braucht noch ein bisschen", hatte Nagelsmann in der vergangenen Woche über den Neuzugang geurteilt. Doch nach den zahlreichen Verletzungen im Defensivbereich warf der TSG-Coach den 19-jährigen Niederländer am Bosporus ins kalte Wasser.
Knüppelhart gingen die Türken von Beginn an zu Werke. In der vierten Minute hätte Sandro Wagner aus halbrechter Position selbst abschließen müssen, zog aber den Querpass nach innen vor - dort war aber weit und breit kein Kollege zur Abnahme bereit. Dann patzte Debütant Hoogma und Baumann musste gegen Frei glänzen (7.). Zweimal durfte sich Andrej Kramaric (17./18.) versuchen, nach einer halben Stunde war Nico Schulz an der Reihe (30.). Tore wollten jedoch nicht fallen. Dafür humpelte auch noch Kapitän Kevin Vogt nach etwas mehr als 20 Minuten stinksauer vom Feld, nahm die Entschuldigung seines Gegenspielers nicht an. Nagelsmann brachte für Vogt den 20-jährigen Stefan Posch.
Im Gegensatz zur 1:3-Niederlage in Sinsheim hatte der Tabellenzweite der türkischen Süper Lig diesmal nicht auf die Schonung einiger seiner Besten verzichtet und wollte Revanche. Dagegen hatte der Rangsiebte der Bundesliga jedoch entschieden etwas einzuwenden. Also bediente Wagner zwei Minuten nach dem Wiederanpfiff Grillitsch und der Österreicher wuchtete den Ball zum 0:1 unter die Torlatte. Hoffenheim setzte nach, wollte den zweiten Treffer. Wagner kam einen Schritt zu spät, hätte nach einer Stunde vor der Geisterkulisse - gerade einmal 4000 Zuschauer wollten die Begegnung verfolgen - fast für die Vorentscheidung gesorgt. Dann holte Nagelsmann Kerem Demirbay vom Rasen, der bei seiner Rückkehr in die türkische Heimat kurz zuvor den Ball weggeschlagen hatte und deshalb verwarnt worden war.
Die Türken erhöhten in der Schlussphase den Druck und wurden dafür spät belohnt. Der eingewechselte Edin Visca schlenzte in der dritten Minute der Nachspielzeit das Spielgerät zum Ausgleich ins Netz. Und täglich grüßt das Murmeltier. Schon wieder hat die TSG in letzter Sekunde gepatzt. Nagelsmann kommentierte es mit Fassung: "Der Ausgleich geht in Ordnung, ist verdient", sagte der 30-Jährige und fügte hinzu: "Wir haben nicht die Power gehabt, am Ende gut zu verteidigen. Der Druck war groß."
Basaksehir Istanbul: Mert - Junior Caicara, Attamah, Epureanu, Clichy - Inler, Irfan Can (81. Mossoro) - Torun (62. Visca), Napoleon (81. Elia), Kerim Frei - Erdinc.
1899 Hoffenheim: Baumann - Nordtveit , Vogt (23. Posch) , Hoogma - Zuber, N. Schulz - Grillitsch - Demirbay (74. Geiger), Nad. Amiri (58. Ochs) - Kramaric, Wagner.
Schiedsrichter: Lechner (Österreich) - Zuschauer: 4000 - Tore: 0:1 Grillitsch (47.), 1:1 Visca (90+3).