TSG Hoffenheim gegen Arminia Bielefeld

In Bielefeld reichte es nur für einen Punkt

Teilweise leisteten sich die Hoffenheimer nun aber auch katastrophale Abwehrfehler.

15.05.2021 UPDATE: 16.05.2021 15:00 Uhr 5 Minuten, 48 Sekunden
Hoffenheims Torschütze Andrej Kramaric feiert seinen Treffer zum 0:1 mit Robert Skov. Foto: Friso Gentsch/dpa

Von Nikolas Beck

Heidelberg/Bielefeld. Zahlen sind Andrej Kramaric besonders wichtig. Seine Statistiken kennt er aus dem Effeff. Eigene Bestmarken treiben ihn an. Daraus hat der Kroate nie einen Hehl gemacht. Am Samstag, beim 1:1 (1:1) der TSG Hoffenheim in Bielefeld, war der nächste Rekord fällig.

Schon nach fünf Minuten trug sich Kramaric zum 19. Mal in dieser Spielzeit in die Torschützenliste ein. Persönlicher Bestwert, Vereinsrekord (zuvor Vedad Ibisevic, 18, Saison 2008/2009). Seit der 29-Jährige vor fünfeinhalb Jahren in den Kraichgau kam, hat nur Robert Lewandowski mehr Bundesliga-Tore geschossen.

Und weil es für die TSG im tabellarischen Mittelfeld nicht mehr viel zu gewinnen gibt, wusste der Toptorjäger, dass er trotz Voglsammers Ausgleich (23. Minute) seine Freude nicht verbergen musste. "Jeden Rekord zu brechen, ist etwas Besonderes", sagte der Mann aus Zagreb, der sich in dieser Spielzeit auch schon zum erfolgreichsten Kroaten der Ligageschichte geschossen hatte. "Ich bin stolz und glücklich."

Die Mission scheint erfüllt

Kramaric weiß allerdings auch, dass die Worte, die er folgen ließ, als Abschiedsrede verstanden werden müssen. "Ich will einfach Danke sagen an alle meine Mitspieler, Kollegen, Trainer, den Staff und den ganzen Verein – ich habe die fünfeinhalb Jahre hier genossen."

Alexander Rosen bot am Sonntag eine andere Lesart an. "Ich weiß, dass es Andrej viel bedeutet, Vereinshistorie geschrieben zu haben. Deshalb auch hat er danach allen gedankt, die ihn auf diesem Weg begleitet haben", wird der TSG-Manager auf der Klub-Homepage zitiert.

Dennoch: Kramarics Mission in Hoffenheim scheint erfüllt. Rekorde gibt es für den erfolgreichsten TSG-Torjäger, der auch mit 0,51 Treffern pro Partie den besten Schnitt hat, keine mehr zu brechen. In fünf Wochen wird er 30, könnte seinen letzten großen Vertrag unterschreiben. Topklubs aus Italien sollen interessiert sein. Noch liege zwar keine konkrete Anfrage vor, berichtete Alexander Rosen kürzlich im RNZ-Interview. Grundsätzlich sei man aber gesprächsbereit, signalisierte er. Nur noch in diesem Sommer könnte man eine Ablöse für Kramaric generieren. Dessen Marktwert wird auf über 30 Millionen Euro geschätzt. Der Umworbene grinste in die TV-Kamera: "Eigentlich hatte ich ein schönes Leben hier – mal schauen, was im Sommer passiert."

In Etappe 33 der Hoffenheimer Berg- und Talfahrt 20/21 ging es darum, die Zukunft zumindest für 90 Minuten noch einmal hintanzustellen. Sebastian Hoeneß hatte sich am Geburtstag im Quarantäne-Hotel von seiner Mannschaft sogar explizit gewünscht, im Schlussspurt noch einmal "durchzuziehen". So schwer dies auch fallen mag.

Des Trainers Wunsch ging in Erfüllung. Eine ansehnliche Partie war es, in der vor allem den Arminen anzumerken war, dass sie ums Überleben spielten. Die TSG aber hielt dagegen – und Ersatzkeeper Philipp Pentke seine Vorderleute vor allem nach der Pause im Spiel (48., 50., 55., 60., 64.).

"Diese Druckphase der Bielefelder haben wir leider selbst eingeleitet, indem wir einen Blackout hatten", sagte Hoeneß. Kevin Akpoguma war’s. Die völlig missratene Kopfball-Rückgabe des 26-jährigen Innenverteidigers, der etwas später auch noch verletzt runter musste, wurde zur perfekten Vorlage für Voglsammer, der diesmal aber in Pentke seinen Meister fand. "Danach waren wir nicht konzentriert, nicht fokussiert, haben uns beeindrucken lassen", so Hoeneß.

Auf der anderen Seite vergab Kramaric die vielleicht beste Chance, die Partie zu entscheiden. Doch auch im Bielefelder Kasten steht ein Ausnahmekönner: Stefan Ortegas Reflex gegen den Flugkopfball des Kroaten war in die Kategorie Weltklasse einzuordnen (75.).

Unterm Strich konnte Hoeneß – anders als beim 0:0 im Hinspiel – mit dem Remis sehr gut leben. Der 39-Jährige: "Wir haben klar dokumentiert, dass wir nichts zu verschenken haben und die Runde nicht einfach auslaufen lassen."

Das wird auch Kramaric nicht wollen. Im Gegenteil: Seinen Torrekord im Bundesliga-Kehraus am Samstag gegen Hertha BSC will er noch einmal ausbauen. Und damit weiter fleißig Argumente sammeln, nicht nur bei der EM, sondern auch im Anschluss bei einem Spitzenklub international spielen zu können. Mit Hoffenheim kann er das in der neuen Spielzeit bekanntlich nicht.

Dank seiner Großtaten würde Rosen und Co. die Suche nach dem nächsten Torjäger immerhin mit einer satten Ablösesumme erleichtert. Das ist eine Zahl, die auch der TSG Hoffenheim nicht ganz unwichtig ist.

Update: Sonntag, 16. Mai 2021, 20.50 Uhr


Bielefeld. (dpa) Arminia Bielefeld hat die fast sichere Rettung im Kampf gegen den direkten Wieder-Abstieg aus der Fußball-Bundesliga verpasst. Durch das 1:1 (1:1) gegen die TSG 1899 Hoffenheim sprang das Team von Trainer Frank Kramer am vorletzten Spieltag zwar auf einen Nicht-Abstiegsplatz, muss aber weiter zittern. Trotz einer überlegen geführten Partie reichte es am Samstag nur zum Ausgleichstor von Andreas Voglsammer (23. Minute). Goalgetter Andrej Kramaric (5.) hatte Hoffenheim zuvor früh in Führung geschossen.

Vor dem letzten Spieltag liegt Bielefeld nun mit 32 Zählern einen Punkt vor Werder Bremen und zwei Punkte vor dem 1. FC Köln auf Rang 15. Mit einem Sieg beim VfB Stuttgart können die Ostwestfalen den Klassenverbleib am kommenden Samstag aus eigener Kraft schaffen. Dieser wäre ihnen bei einem Sieg gegen Hoffenheim nur theoretisch noch zu nehmen gewesen. Für die TSG als Elften geht es gegen Hertha BSC dann um nichts mehr.

Hunderte Arminen-Fans hatten den DSC auf das wichtige Duell eingeschworen und an der Schüco-Arena empfangen. "Man hat beim Herfahren gesehen, was das allen bedeutet. Das spornt uns natürlich umso mehr an", hatte Kramer vor dem Spiel bei Sky gesagt. Auch während der Partie hallten immer wieder "Arminia, Arminia"-Rufe aus dem angrenzenden Wohngebiet ins Stadion hinein.

Dies schien die Bielefelder anzuspornen. Die Gastgeber kämpften, begannen engagiert und machten das Spiel, liefen aber früh in einen Konter. TSG-Torjäger Kramaric staubte nach Vorarbeit von Sargis Adamyan erfolgreich zu seinem 19. Treffer ab. Der erstmals als Kapitän für die Kraichgauer aufgelaufene Kroate ist damit der erste Spieler in der Bundesliga-Historie Hoffenheims, dem so viele Tore in einer Saison gelangen. Für den 29-Jährigen war es zudem das fünfte Tor aus den vergangenen vier Spielen.

Die ersatzgeschwächten Gäste - Trainer Sebastian Hoeneß fehlten neun Spieler - wurden aber sogleich wieder in die Defensive gedrängt. Voglsammer glich wenig später durch einen wunderschön direkt verwandelten Freistoß verdient aus. Philipp Pentke im TSG-Tor war dabei chancenlos. Der 36-Jährige vertrat den verletzten Stammkeeper Oliver Baumann.

Im dann einsetzenden heftigen Regen verlief das Spiel bis zur Pause kampfbetont und ausgeglichen. Zur Halbzeit kam die Sonne wieder raus und damit auch die Spielstruktur zurück. Bielefeld drückte auf die Führung, hatte aber mehrfach Pech oder scheiterte am nun glänzend reagierenden Pentke. Die größte Möglichkeit vergab Voglsammer, der eine verunglückte Rückgabe von Kevin Akpoguma erreichte, aber völlig frei zu unplatziert abschloss (49.).

Teilweise leisteten sich die Hoffenheimer nun aber auch katastrophale Abwehrfehler - etwa als Florian Grillitsch und Stefan Posch nur halbherzig gegen Fabian Klos verteidigten, Pentke dessen Kopfstoß aber erneut glänzend parierte (64.). Die mangelnde Chancenverwertung rächte sich beinahe, doch Arminen-Schlussmann Stefan Ortega reagierte bei der ersten Hoffenheimer Chance im zweiten Durchgang gegen Kramaric ebenfalls sensationell (75.). In der Schlussphase wurde die Partie schließlich noch etwas wild, Entscheidendes geschah aber nicht mehr.


Und so gingen die anderen Partien aus:


Werder Bremen hat im Abstiegskampf der Bundesliga den nächsten Rückschlag kassiert, der FC Augsburg, Hertha BSC und der FSV Mainz 05 sind gerettet. Augsburg entschied am Samstag am 33. Spieltag das Keller-Duell gegen Werder Bremen mit 2:0 (0:0) für sich, Hertha BSC reichte ein 0:0 gegen den 1. FC Köln. Die Rheinländer als 17. mit 30 Punkten müssen vor dem 34. Spieltag in der Fußball-Bundesliga ebenso noch zittern wie der 16. Bremen (31) und der 15. Arminia Bielefeld. 

Beim 2:2 (1:1) von Meister FC Bayern beim SC Freiburg erzielte Torjäger Robert Lewandowski sein 40. Saisontor und egalisierte damit den Bundesliga-Rekord von Gerd Müller aus der Saison 1971/72. Im Kampf um die Königsklasse musste Eintracht Frankfurt beim 3:4 (1:1) beim schon abgestiegenen FC Schalke den nächsten Dämpfer hinnehmen.

Bayer Leverkusen hat nach einem 1:1 (1:0) gegen Union Berlin als Sechster die Europa-League-Teilnahme sicher. Borussia Mönchengladbach kassierte eine 1:2 (1:0)-Niederlage gegen den VfB Stuttgart und kämpft mit nun 46 Zählern als Achter mit Union (7. Platz/47 Punkte), Stuttgart (9./45) und Freiburg (10./45) am 34. Spieltag noch um Platz sieben und damit die Teilnahme an den Playoffs zur Conference League.

Für die Augsburger begann das Keller-Duell gegen Bremen mit einem frühen Schock. Ruben Vargas sah nach einer Notbremse die Rote Karte (13.). In Unterzahl blieben die Gastgeber aber nur 36 Minuten, dann sah Werders Christian Groß Gelb-Rot (49.). Rani Khedira erzielte das wichtige 1:0 (57.), Daniel Caligiuri machte den Sieg spät perfekt (90./Foulelfmeter). In Berlin genügte der Hertha das torlose Remis zum Klassenverbleib, die Kölner müssen als 17. weiter zittern.

In Freiburg dauerte es nur 26. Minuten, ehe Lewandowski den Rekord von Müller egalisierte. Der Pole verwandelte einen Foulelfmeter und wurde von seinen Mitspielern und dem Trainerteam mit einem Spalier gefeiert. Den Gastgebern gelang durch Manuel Gulde der schnelle Ausgleich (29.). Auf Leroy Sanés Treffer zum 2:1 (53.) antworteten die Gastgeber noch mit dem 2:2 durch Christian Günter (81).

Frankfurt blieb zum dritten Mal in Serie sieglos. Klaas Jan Huntelaar brachte Schalke per Nachschuss nach einem Foulelfmeter in Führung (15.). Stürmer André Silva (29.) und Evan Ndicka (51.) drehten die Partie, ehe Youngster Blendi Indrizi (52.), Florian Flick (60.) und Matthew Hoppe (64.) für Schalke zurückschlugen. Das 3:4 durch erneut Silva (72.) änderte nichts mehr. Im Kampf um die Champions League muss die Eintracht als Fünfter am Sonntag auf das Duell von Borussia Dortmund in Mainz und die Partie Leipzig gegen Wolfsburg schauen.

Youngster Florian Wirtz schoss Leverkusen gegen Union in Führung (26.), der Bayer-Leihgabe Joel Pohjanpalo gelang das 1:1 (72.). In Gladbach erzielte Kapitän Lars Stindl die Führung (45.), ehe der VfB durch Wataru Endo (72.) und Sasa Kalajdzic (78.) die Partie drehte.

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