Jahresrückblick 2017

1899 Hoffenheim und der Duft der großen weiten Welt

Die "Nagelsmänner" zu Besuch an der legendären Anfield Road – Dritter hinter Bayern und dem BVB im Jahrestableau

28.12.2017 UPDATE: 30.12.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 36 Sekunden

"This is Anfield": Julian Nagelsmann und Jürgen Klopp in Liverpool. Foto: Imago

Von Joachim Klaehn

Das Gute ist der Feind des Besseren. Da liegt der hiesige Bundesligist TSG 1899 Hoffenheim nach Abschluss der Vorrunde 2017/18 auf Tabellenrang sieben und somit in Schlagdistanz zu den internationalen Plätzen - und doch herrscht nicht gerade Überschwang vor. Dies wiederum hängt weniger mit der Ausbeute in der Liga als vielmehr mit der internationalen Premiere zusammen.

Die mit den beiden Spielen der Spiele so verheißungsvoll am 15. und 23. August beginnt. "Hoffe" streitet mit keinem Geringeren als dem legendären FC Liverpool um einen Champions-League-Platz. Wer immer an dem berühmten roten Schild ("This is Anfield"), das Trainerheld Bill Shankly einst anbringen ließ, vorbeiläuft oder es gar anfasst, der bekommt eine Vorstellung von der Magie einer Fußballkathedrale.

Auch wenn das "Wunder von Anfield" ausfällt und Hoffenheim die größere Klasse der "Reds" nach den beiden Duellen (1:2, 2:4) anerkennen muss, es ist und bleibt der emotionale Höhepunkt im Kalenderjahr 2017. Eine unvergessliche Reise, eine wertvolle Erfahrung. Den Duft der großen weiten Fußballwelt genießen alle: Die TSG-Spieler, der Betreuerstab, das Umfeld, die Fans - und die Chronisten. "Ein Traum. Wir waren an der Anfield Road. Wow!", schreibt Christoph Nestor, Organisationsleiter beim Mieterverein Heidelberg. Nestor ist ein intellektueller Freund des Balles, verteilt seine badische Heimatliebe paritätisch auf "Hoffe" und den Sportclub Freiburg.

Der wichtigste TSG-Förderer und -Fan, Dietmar Hopp (77), schwärmt in der Dezember-Ausgabe des Vereinsmagazins "Spielfeld" von den Gänsehautmomenten. Hopp erinnert an die beste Saison 2016/17 der Klubgeschichte, an Platz vier sowie daran, dass sein "Baby" zum "ersten Mal auf europäischer Bühne auftreten durfte". Freude pur also.

Getrübt wird sie anderweitig: Die Lehrstunden in der Europa League gegen Braga, Razgrad und Basaksehir Istanbul hinterlassen einen faden Beigeschmack. Die Kraichgauer verfehlen krachend ihr selbst erklärtes Ziel, die Gruppenphase in Europa zu überstehen. Eine Enttäuschung - wie das DFB-Pokalaus in der zweiten Runde bei Werder Bremen (0:1).

Weitet man den Blick auf die Liga-Jahrestabelle, dann lässt sich konstatieren: Hinter dem FC Bayern (84 Punkte, Torverhältnis: 88:24) und Borussia Dortmund (65, 76:45) ist "Hoffe" Dritter (60, 63:42) - nach 35 Spielen saisonübergreifend. Dahinter folgt RB Leipzig (59, 62:49).

Julian Nagelsmann (30) prägt ebenfalls das Jahr 2017. Der redegewandte "Lausbub" aus Landsberg wird vom DFB zum "Trainer des Jahres" ausgezeichnet. "Jule" hat aus einem faden Abstiegskandidaten einen Champions-League-Aspiranten entwickelt und produziert gewollt-ungewollt Schlagzeilen am laufenden Band. Der "Wahnsinn" (Nagelsmann über den Bundesligazirkus) nimmt kein Ende, er wird erst mit den Bayern, dann vor allem mit dem BVB in Verbindung gebracht. "JN" gilt als eine Art Jürgen Klopp 2.0, gewiss nicht als zweiter Thomas Tuchel. Kurz vor Weihnachten hebt ihn Boss Hopp in den Adelsstand: "Julian ist ein Ausnahmetrainer. Wir müssen ihn irgendwann klonen."

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