Hoffenheim gegen Stuttgart

Im "Ländle" regieren die Schwaben

Die TSG Hoffenheim lässt sich am Wahlsonntag beim 0:2 in Stuttgart zu leicht auskontern. Kasim Adams trifft ins eigene Tor.

12.03.2021 UPDATE: 14.03.2021 21:20 Uhr 7 Minuten, 12 Sekunden
Stuttgarts Sasa Kalajdzic dagegen schießt Tore wie am Fließband. Mit seinem Treffer zum 2:0 (linkes Bild) stellte der Österreicher einen Stuttgarter Vereinsrekord ein. Foto: dpa

Von Nikolas Beck

Stuttgart. Als Andrej Kramaric nach bereits 90 gespielten Minuten auch seinen letzten Versuch des Abends vergeben hatte, war auch die letzte Stimme ausgezählt. Wenig später, um 19.53 Uhr war das Ergebnis am Wahlsonntag amtlich: Das sportliche Kopf-an-Kopf-Rennen in Baden-Württemberg zwischen Stuttgart und der TSG Hoffenheim ging mit 2:0 (1:0) an den VfB. Im "Ländle" regieren erst einmal die Schwaben.

Der Aufsteiger ist auf Rang acht geklettert, hat auch das dritte baden-württembergische Team der Liga, den SC Freiburg überholt, und die Elf von Trainer Sebastian Hoeneß erst einmal auf sechs Zähler distanziert (Rang elf). Ob die letzten zarten Träume von Europa nun endgültig ad acta gelegt werden müssen? "Das muss man sehen", war der TSG-Coach noch nicht bereit zu kapitulieren: "Aber wir haben uns heute sicher nicht in eine bessere Position gebracht."

Vor der Partie, mit welcher der 25. Spieltag beschlossen wurde, war die Ausgangsposition beider Teams ähnlich. Aus den vergangenen vier Spielen hatte es jeweils zwei Siege und Remis gegeben. Die beiden Trainer Pellegrino Matarazzo und Hoeneß hatten nach vier ungeschlagenen Spielen hintereinander also wenig Gründe, das Personal durchzumischen. Lediglich Ryan Sessegnon durfte für die Kraichgauer mal wieder die linke Seite beackern, weil der 18-jährige Marco John eine Pause benötigte und die Abiturprüfungen vor der Brust hat. Beim VfB rutschte Castro für Coulibaly in die Startelf.

Sasa Kalajdzic, Stuttgarts Torjäger, der zuletzt sechsmal in Folge getroffen hatte, konnte also mitwirken. Und der "Serientäter" aus Österreich tauchte bereits nach einer Viertelstunde einschussbereit im Hoffenheimer Strafraum auf, trat aber am Ball vorbei. Ein Fauxpas, von dem offenbar auch Gegenspieler Kasim Adams dermaßen überrascht war, dass er im Rücken des Stürmers den Ball ins eigene Tor spitzelte. Bitterer hätte der Abend für "Hoffe" kaum beginnen können.

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Der Frust über ein Spiel, bei dem der TSG Hoffenheim einfach kein Treffer gelingen will, steht 1899-Coach Sebastian Hoeneß ins Gesicht geschrieben. Foto: APF

"Natürlich hat das Gegentor nicht geholfen", ärgerte sich Hoeneß, "vor allem war es deswegen so ärgerlich, weil wir bis dahin gar nichts zugelassen hatten."

Nach dem Nackenschlag musste sich die TSG erst einmal schütteln. Es dauerte eine halbe Stunde, ehe Andrej Kramaric erste leise Ansprüche anmeldete, Hoffenheim auch auf der richtigen Seite auf die Anzeigetafel zu bekommen. Seinen Schlenzer aus der Distanz konnte Kobel im VfB-Tor ohne Mühe fangen. Dass der Schweizer Schlussmann, der von 2014 bis 2018 auch mal im Kraichgau unter Vertrag stand, aber auch knapp zehn Minuten später als Sieger aus dem Duell gegen den Kroaten hervorging, überraschte. Nach einer mustergültigen Flanke von Pavel Kaderabek kam Kramaric aus wenigen Metern frei zum Abschluss, köpfte Kobel aber an.

So lange die Badener gebraucht hatten, ehe sie gefährlich wurden, so vehement drängten sie vor der Halbzeitpause auf den Ausgleich. Auch Kaderabek (37. Minute), Sessegnon (42.) und Baumgartner (43.) blieben bei ihren Versuchen aber ohne Fortune. Mit einem 0:1, aber 7:2 Torschüssen aus Sicht der Hoeneß-Elf wurden die Seiten gewechselt.

Den Schwung konnte 1899 auch in Hälfte zwei mitnehmen, zog phasenweise ein regelrechtes Powerplay auf. Doch Grillitsch (55.) und erneut Kramaric (57.) scheiterten. Das Problem: Je offensiver die Blauen zu Werke gingen, desto größer wurden die Räume für Stuttgarter Konter. Erneut Wamangituka war beim Sprintduell von der Mittellinie nicht zu halten – und diesmal fand der Flügelflitzer in der Mitte auch den Fuß seines Kollegen. Kalajdzic schob zum 2:0-Endstand ein. Der 23-Jährige schrieb mit seinem 13. Saisontor Stuttgarter Vereinsgeschichte. In sieben aufeinanderfolgenden Spielen traf bislang nur Fredi Bobic (1995/96).

Von solch einer Serie konnte "Hoffe" nur träumen. "Wir waren sooo ineffizient", stöhnte Florian Grillitsch unmittelbar nach Spielende: "Wir müssen einfach einen reinmachen, dann läuft das Spiel ganz anders." Dem Fazit des Österreichers war nichts mehr hinzuzufügen: "Einfach ein bitterer Abend."

Update: Sonntag, 14. März 2021, 21.20 Uhr


Castro zurück in VfB-Startelf – Hoffenheim mit Sessegnon 

Stuttgart. (dpa) Kapitän Gonzalo Castro kehrt beim Heimspiel gegen die TSG 1899 Hoffenheim am Sonntagabend (18 Uhr/Sky) zurück in die Startelf des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart. Nachdem der 33-Jährige zuletzt beim 1:1 in Frankfurt über 90 Minuten auf der Bank gesessen hatte, spielt er im Baden-Württemberg-Duell wieder an der Seite von Philipp Förster im offensiven Mittelfeld der Schwaben.

Davor agiert Sasa Kalajdzic als einzige Sturmspitze. Sollte der Österreicher auch gegen die Hoffenheimer treffen, wäre es für ihn das siebte Spiel in Serie mit einem Torerfolg, wodurch er einen Rekord des einstigen VfB-Angreifers Fredi Bobic aus der Saison 95/96 einstellen würde. Daniel Didavi sitzt dagegen erneut auf der Bank.

TSG-Coach Sebastian Hoeneß tauscht im Vergleich zum jüngsten 2:1-Erfolg gegen Wolfsburg einmal. Anstelle von Marco John rückt Ryan Sessegnon in die Startelf.

Update: Sonntag, 14. März 2021, 17.45 Uhr


Hoffenheims Trainer Sebastian Hoeneß. Foto: Sascha Meiser/APF

Die Schwaben jagen 

Von Nikolas Beck

Zuzenhausen. Ein Kosmopolit ist in der ganzen Welt zu Hause. Sebastian Hoeneß hat zumindest in Deutschland bereits an verschiedenen Orten Wurzeln geschlagen. "Wahrscheinlich bin ich von allem ein bisschen was", sagte der Trainer der TSG Hoffenheim mit einem Schmunzeln im Gesicht, als er auf die vielen Stationen seines Fußballerlebens angesprochen wurde. "München würde ich als meine Heimat bezeichnen, aktuell ist Baden mein Zuhause", sagte der 38-Jährige während der Pressekonferenz am Freitag. Freilich wusste auch Hoeneß, worauf die Frage abzielte: "Ich will nicht verhehlen, dass ich eine schöne Zeit in Stuttgart hatte, aber auch in Sachsen, auch in Berlin." 1999 gewann Hoeneß mit den Schwaben die Deutsche Meisterschaft der B-Junioren.

Eine schöne Zeit in Stuttgart, das will Hoeneß mit seiner Elf auch am Sonntagabend haben. Um 18 Uhr (Sky) steigt in der Mercedes-Benz Arena das Landesderby. Und mit einem Sieg in der Fremde könnte die TSG nach Punkten mit dem VfB gleichziehen. "Wir wollen unseren Weg mit aller Macht weitergehen", gab Hoeneß mit dem Selbstvertrauen von vier ungeschlagenen Ligaspielen im Rücken die Marschrichtung vor: "Auf Angriff in solch ein Spiel gehen."

In der Verteidigung hofft Hoeneß, dem beim 2:1-Erfolg am vergangenen Samstag sechs (!) Innenverteidiger fehlten, auf grünes Licht bei Stefan Posch und Kevin Vogt: "Sie waren beide heute dabei, da müssen wir mal abwarten, wie es für Sonntag ausschaut."

Dass man aktuell hinter Freiburg (Rang acht; 34 Punkte) und Stuttgart (neun; 33) auf Rang elf nur die Nummer drei in Baden-Württemberg ist, fuchst Hoeneß, wie er einräumte. Die TSG habe sich in den vergangenen Jahren als der Platzhirsch im "Ländle" schließlich durchaus wohlgefühlt.

Auch sein Gegenüber Pellegrino Matarazzo, von Sommer 2017 bis Ende 2019 selbst Teil des Hoffenheimer Trainerteams, weiß um die Bedeutung des Spiels, vor allem für die Anhänger. "Sicherlich ist den Fans wichtig, wenn wir als VfB Stuttgart der beste Verein in Baden-Württemberg wären", sagte der 43-jährige VfB-Coach. Er versprach: "Wir geben alles, sie nicht zu enttäuschen."

Die hervorragende Arbeit, die der Italo-Amerikaner in Stuttgart leistet, hat ihm kürzlich eine vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2024 eingebracht – und ist auch Hoeneß nicht entgangen. "Sie haben eine gute Kombination aus Speed und technischer Versiertheit, sind aus verschiedenen Positionen torgefährlich", warnt Hoeneß vor allem vor der Offensive des kommenden Gegners. Das Hinspiel hat er dabei sicherlich im Hinterkopf: Am achten Spieltag gab’s Ende November ein wildes 3:3 in Sinsheim. "Damals haben wir in letzter Sekunde drei Punkte entrissen bekommen", erinnert sich Hoeneß: "Das haben wir nicht vergessen."

Generell sei der VfB "ein Aufsteiger, der eine richtig gute Runde spielt" – und trotzdem nur drei Punkte besser dasteht als man selbst. Neun Punkte Rückstand sind es aktuell auf Borussia Dortmund, die als Sechster momentan den letzten Europapokal-Platz belegen. Nicht der richtige Zeitpunkt, findet Hoeneß, Kampfansagen an die Konkurrenz zu schicken. Aber: "Wir sprechen von 30 Punkten, die noch zu vergeben sind." Sobald tabellarisch mehr drin sein sollte, könne man gerne auch wieder über andere Ziele reden. "Aktuell wollen wir fleißig weiter Punkte sammeln, um in unserer Jägerrolle zu bleiben", hält es der "Hoffe"- Coach mit der beliebten Trainer-Floskel, wonach nur von Spiel zu Spiel gedacht wird.

Übersetzt hieße das: Am Sonntagabend dreht sich die ganze Welt nur um Stuttgart. Zumindest für "Kosmopolit" Sebastian Hoeneß.

Update: Freitag, 12. März 2021, 19.30 Uhr


Wieder Nummer 1 im Ländle werden

Hoffenheim ist am Sonntag zu Gast beim VfB Stuttgart und hofft auf die Rückkehr von Posch und Vogt.

Zuzenhausen. (dpa) Wäre Ralf Rangnick oder Hansi Flick der bessere neue Bundestrainer? Chefcoach Sebastian Hoeneß vom Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim wäre ein echter Experte, um das zu beurteilen. "Gemeine Frage!", sagte der 38-Jährige bei der Online-Medienrunde am Freitag in Zuzenhausen lächelnd, als das zum Thema wurde.

"Beide sind hervorragende Trainer, da werde ich mich ganz diplomatisch geben. Beide hätten grundsätzlich die Fähigkeit, den Job super auszuüben", sagte Hoeneß über die beiden Kandidaten für die Nachfolge von Joachim Löw nach der Fußball-EM im Sommer.

Hoeneß erlebte den derzeitigen Bayern-Trainer Flick in München, wo er in der vergangenen Saison die zweite Mannschaft des FC Bayern zum Drittliga-Meister machte. Rangnick lernte er als Spieler in Hoffenheim (2006 bis 2007) in dessen Anfangszeit beim damaligen Dorfclub kennen. Und von 2014 bis 2017 arbeite Hoeneß im Nachwuchsbereich von RB Leipzig auch unter Rangnick.

Wieder Nummer 1 in Baden-Württemberg werden

An einem großen Saisonziel fehlt es der TSG derzeit mangels Perspektive. Aber wieder die Nummer 1 in Baden-Württemberg - das wäre natürlich was! Entsprechende Gedankenspiele ließ sich  Hoeneß vor dem Bundesliga-Duell der Kraichgauer beim VfB Stuttgart am Sonntag (18 Uhr/Sky) gerne entlocken.

"Das würde bedeuten, dass wir die beiden anderen Mannschaften hinter uns lassen und wahrscheinlich in der Tabelle noch klettern würden", sagte der 38-Jährige am Freitag. "In der Rolle haben wir uns schon ganz gut gefallen. Trotz dieser kuriosen Saison ist es noch möglich und wir wollen es versuchen." Noch stehen der SC Freiburg (34 Punkte) und der VfB (33) vor dem derzeitigen Elften Hoffenheim, der in den vergangenen sieben Spielzeiten die erfolgreichste Erstliga-Mannschaft im Ländle war.

Die leise Hoffnung, doch noch irgendwie ins internationale Geschäft zu kommen, soll die Hoffenheimer auch weiter tragen. Nach vier ungeschlagenen Spielen hintereinander ist das Selbstbewusstsein der TSG wieder gewachsen. "Wir wollen das Maximum rausholen aus jedem Spiel und einfach unsere Hausaufgaben machen", sagte Hoeneß. "Wir fühlen uns in der Position des Jägers und wollen diese Rolle weiter ausbauen."

Nach dem Ausscheiden in der Europa League hat auch die Chefetage um Alexander Rosen noch kein konkretes Ziel für die letzten zehn verbliebenen Spiele ausgegeben. "Wir wollen den Weg mit aller Macht weitergehen. Über alles andere können wir ab dem 30. Spieltag sprechen", erklärte Hoeneß nach Monaten mit vielen Corona-Fällen und schweren Verletzungen bei seinen Profis.

"Es sind noch 30 Punkte zu vergeben, das sind schon viele. Und seit ich in Hoffenheim bin, waren wir in der Rückrunde immer besser. Ich hoffe, dass das wieder so kommt und wir noch etwas Großes schaffen können", sagte Flügelspieler Pavel Kaderabek im "Kicker" mit Blick auf den fünf Punkte entfernten Rang 7, der für die Europa League oder die neue Europa Conference League reichen könnte.

Für Hoeneß ist die kurze Reise nach Stuttgart auch eine Rückkehr an alte Wirkungsstätte: Mit dem VfB war der Sohn des früheren Stuttgarter Managers Dieter Hoeneß als Spieler 1999 deutscher B-Jugend-Meister - unter Trainer Hansi Kleitsch und unter anderem mit dem späteren Nationalstürmer Kevin Kuranyi: "Das war damals so ein Stück weit der Beginn einer tollen Karriere, er kam relativ frisch aus Brasilien", erinnerte sich Hoeneß.

Geografisch lässt sich der TSG-Coach vor dem Aufeinandertreffen zwischen dem schwäbischen und dem nordbadischen Bundesligisten ohnehin nur schwer verorten. "Ich habe eine schöne Zeit gehabt in Stuttgart, aber auch in Sachsen, auch in Berlin", sagte er mit Blick auf seine Stationen bei Hertha BSC und RB Leipzig. "Aktuell lebe ich in Baden, das ist gerade mein Zuhause. Wahrscheinlich bin ich von allem ein bisschen." Seine Heimat sei natürlich München, wo er geboren ist.

Update: Freitag, 12. März 2021, 16.30 Uhr

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