Vom Jäger zum Gejagten

Dank Knipser Andrej Kramaric springt Hoffenheim auf Rang vier

Neun Spiele ohne Niederlage und zuletzt drei Siege in Serie – Die TSG träumt von der Königsklasse

29.04.2018 UPDATE: 30.04.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 8 Sekunden
Freud und Leid: Andrej Kramaric durfte drei Tore gegen Hannover feiern. Foto: APF

Von Nikolas Beck

Sinsheim. Irgendwann war es auch Julian Nagelsmann zu viel: "Unfassbar, dass ihr diese Frage jede Woche aufs Neue stellt", schüttelte Hoffenheims Cheftrainer den Kopf, als er am Donnerstag abermals auf die WM-Chancen von Serge Gnabry angesprochen wurde. Mit einer Einschätzung hielt sich der 30 Jahre junge Fußballlehrer, der längst gelernt hat, dass man im aufgedrehten Bundesligageschäft die eigene Meinung ab und an besser für sich behält, auch diesmal zurück. Entscheidend sei schließlich alleine die Beurteilung von Bundestrainer Joachim Löw.

Nach dem 3:1 (1:1)-Erfolg der TSG am Freitag gegen Hannover 96 besteht allerdings keine Gefahr mehr, dass sich Nagelsmann einmal mehr wiederholen müsste: Gnabry, der Turbosprinter, dem in der Rückrunde bereits acht Tore und sieben Vorlagen glückten, ist für die Weltmeisterschaft in Russland höchstwahrscheinlich kein Thema mehr.

Unmittelbar vor seinem Assist zum frühen Führungstreffer zog sich der 22-Jährige eine Muskelverletzung zu und musste ausgewechselt werden. Am Samstag bestätigte der Klub, was Nagelsmann nach dem Spiel bereits vermutet hatte ("Es sieht nicht gut aus"): Ein Muskelbündel in den Adduktoren ist gerissen - und der WM-Traum geplatzt?

Für Hoffenheim wird die Bayern-Leihgabe in den ausstehenden beiden Partien wohl nicht mehr auflaufen können. Und schon in zwei Wochen will Bundestrainer Löw seinen Kader nominieren. Bitter für Gnabry, aber besonders bitter für die TSG. Denn auch Kerem Demirbay, der gegen die Niedersachsen nach fast drei Monaten erstmals wieder in der Startelf stand, verletzte sich erneut am rechten Sprunggelenk (Kapseleinriss).

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Dass die beiden Edeltechniker im Kampf um die Champions-League-Qualifikation nicht mehr mithelfen können, ist der Wermutstropfen des drittletzten Bundesligawochenendes, das für den Kraichgauklub mit einem harten Stück Arbeit gegen unangenehm spielende 96er begonnen hatte und mit Niederlagen der Konkurrenten Leverkusen (0:1 gegen Stuttgart), Frankfurt (1:4 in München), Leipzig (0:3 in Mainz) und der Punkteteilung der Dortmunder (1:1 in Bremen) erfreulich für die Kraichgauer weitergegangen war.

Somit befindet sich 1899 nach 32 Spieltagen plötzlich auf Kurs, das kurze Europa-League-Abenteuer im vergangenen Herbst sogar noch zu toppen. "Wenn wir uns am Ende für die Champions League qualifizieren, wäre das eine Sensation", sagte Nagelsmann.

Durch neun Spiele ohne Niederlage und zuletzt drei Siegen in Serie ist Hoffenheim auf Rang vier geklettert - vom Jäger zum Gejagten geworden. "Ein Spiel kann alles entscheiden", weiß Kilometerfresser Nadiem Amiri, der mit funkelnden Augen diktierte: "Ich freue mich jetzt auf das Derby in Stuttgart und dann kommt Dortmund - das wird ein geiles Spiel."

Zweimal 90 Minuten trennen das Team der Stunde also von Duellen mit Juve, PSG, Barca, ManCity oder Real. Zweimal 90 Minuten, in denen viel von Andrej Kramaric abhängen wird. Gegen Hannover sprang der Knipser aus Zagreb für den zuletzt so treffsicheren Gnabry in die Bresche und avancierte zum Matchwinner.

Kollege Pavel Kaderabek kam beim Zählen nicht mehr mit: "Er hat zwei Tore gemacht", resümierte der tschechische Außenverteidiger und wurde prompt belehrt, dass es sogar deren drei waren. "Ach, guck mal", staunte der sympathische 26-Jährige über die Gala von Kramaric, der nach zuvor vier Partien ohne Treffer seine Saisontore zehn, elf und zwölf erzielte. Vom klassischen "Ketchup-Effekt" sprach in diesem Zusammenhang Havard Nordtveit. Getreu dem Motto: Erst will überhaupt nichts kommen, dann alles in einem Schwall.

Drei Tore, zwei davon erster Güteklasse - spielt Kramaric 180 weitere Minuten in "Normalform", wie Nordtveit den Sahnetag seines Kameraden augenzwinkernd umschrieb, wird der Jubel bei "Hoffe" 1899-prozentig keine Grenzen kennen - und zumindest Andrej Kramaric mit Kroatien zur WM fahren.

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