TSG 1899 Hoffenheim

Hoffenheimer Teilzeitarbeiter

Eine gute Halbzeit reicht der TSG beim 3:3 gegen Stuttgart nicht zum Sieg, weil der VfB in der Nachspielzeit ausgleicht

22.11.2020 UPDATE: 22.11.2020 22:29 Uhr 2 Minuten, 1 Sekunde
Schock kurz vorm Abpfiff: Oliver Baumann streckt vergeblich das linke Bein, Stuttgarts Marc-Oliver Kempf (l.) versenkt den Ball zum Endstand im Tor von „Hoffe“. Fotos: APF

Von Achim Wittich

Sinsheim. Die 94. Spielminute war an diesem kalten Samstagnachmittag in Sinsheim fast angebrochen, als Marc-Oliver Kempf der TSG Hoffenheim den nächsten Genickschlag versetzte. Von sieben Corona-Fällen im Kader betroffen und von der Deutschen Fußball Liga (DFL), die eine Spielverschiebung um einen Tag abgelehnt hatte, enttäuscht, lag "Hoffe" gegen den VfB Stuttgart dank des eiskalt verwandelten Elfmeters von Andrej Kramaric (71. Minute) mit 3:2 in Führung. Doch Kempf dachte überhaupt nicht daran, im Ländle-Derby gnädig mit dem angeschlagenen Gegner umzugehen und setzte den Ball an Oliver Baumann vorbei zum Ausgleich ins Netz. Statt mit stolz geschwelter Brust schlichen die Kraichgauer mit gesenkten Köpfen vom Rasen.

Hintergrund

Außergewöhnlich

Seine Rückkehr wurde sehnlichst erwartet – und Andrej Kramaric zeigte nach seiner fünfwöchigen Corona-Auszeit gleich wieder, wie wichtig er für die TSG ist. Vor der Pause noch wie alle seine Mitspieler nicht auf dem Höhepunkt

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Außergewöhnlich

Seine Rückkehr wurde sehnlichst erwartet – und Andrej Kramaric zeigte nach seiner fünfwöchigen Corona-Auszeit gleich wieder, wie wichtig er für die TSG ist. Vor der Pause noch wie alle seine Mitspieler nicht auf dem Höhepunkt seines Schaffens, drehte der kroatische Vizeweltmeister in den zweiten 45 Minuten mächtig auf und leistete sich beim Strafstoß keinen Fehlschuss. Zehn seiner letzten elf Elfmeter hat Kramaric im Netz untergebracht. Ob er überrascht sei, dass sein Torgarant bis zu seiner Auswechslung kurz vor Schluss gleich wieder 90 Minuten spielen konnte, fragten wir TSG-Trainer Sebastian Hoeneß. "Er verfügt über eine sehr gute Grundfitness und dass er außergewöhnliche Fähigkeiten besitzt, wissen wir", war Hoeneß vom starken Comeback kaum überrascht.

Freundschaftlich

Vorm Anpfiff standen Pellegrino Matarazzo und Sebastian Hoeneß freundschaftlich am Spielfeldrand nebeneinander. Der Informationsaustausch dauerte mehrere Minuten und Pellegrino fühle sich an seiner alten Wirkungsstätte sichtlich wohl. Das änderte sich nach dem 2:3-Rückstand, als sich der Italo-Amerikaner kurzzeitig seiner Jacke entledigte. Doch schnell wurde es ihm dann nur im Pullover zu kalt und Marc-Oliver Kempf sorgte dafür, dass es seinem Trainer am Schluss doch noch warm ums Herz war. awi

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"Frust, Frust" ...

"Frust, Frust", sagte Baumann den Medienleuten und traf dann den Nagel auf den berühmten Kopf. "Eine gute Halbzeit reicht halt nicht." Damit spielte der Torwart auf den ersten Spielabschnitt an, in dem ihn seine Vorderleute zur Weißglut trieben. Trotz der frühen Führung mit der ersten Torgelegenheit durch Christoph Baumgartner (16.) schlichen sich viel zu häufig Krankheitssymptome ins Spiel von 1899 ein. Die Schwaben nutzten das unnachgiebig aus. Der Argentinier Nicolás González durfte viel zu ungestört fast wie sein genialer Landsmann Lionel Messi durch die Hoffenheimer Abwehr tanzen und postwendend ausgleichen (18.). Knapp zehn Minuten später knallte der Ball erst gegen die Latte und dann gegen den rechten Pfosten, bevor ihn Silas Wamangituka über die Torlinie beförderte (27.).

Andrej Kramaric

"Die erste Halbzeit war schwer, in der Kabine war es schon heftig", berichtete Havard Nordtveit vom Pausenaufenthalt in den Katakomben.

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Doch Trainer Sebastian Hoeneß hatte wohl die richtigen Worte gefunden und seinen Profis den richtigen Impfstoff verpasst. Kaum hatte nämlich Schiedsrichter Daniel Siebert (Berlin) die Pfeife zum Wiederanpfiff in den Mund genommen, startete Hoffenheims englischer Leihspieler von den Tottenham Hotspurs Ryan Sessegnon seinen Turbo und überwand Gregor Kobel (48.). Der frühere TSG-Keeper hätte das an einem ganz guten Tag sicher verhindert.

Taktisch ebenfalls neu ausgerichtet trumpfte der Europa-League-Teilnehmer gegen den Aufsteiger plötzlich auf. Und als Stuttgarts Anton gegen Florian Grillitsch im eigenen Strafraum unsportlich zu Werke ging, pfiff Siebert folgerichtig. Andrej Kramaric höchstpersönlich ließ sich beim Elfmeter nicht aus der kroatischen Ruhe bringen und schickte Kobel beim 3:2 (71.) in die falsche Torwartecke.

Corona-Begrüßung: Sebastian Hoeneß (r.) und Pellegrino Matarazzo.

"Die Art und Weise, wie wir in der zweiten Hälfte aufgetreten sind, macht mich stolz. Das ist überhaupt nicht selbstverständlich", meinte Hoeneß nach dem höchst unterhaltsamen Kick im fast menschenleeren Stadion. Der Münchner darf gewiss glücklich darüber sein, wie seine Mannschaft die außergewöhnliche Situation angenommen hat.

Dennoch sind die Worte von Oliver Baumann in Stein gemeißelt: "Wir bekommen einfach zu leicht Gegentore. Vielleicht ist das aber gut für den Lernprozess", fühlt er sich viel zu häufig wie im Filmklassiker "Und täglich grüßt das Murmeltier".

... bei der "gefühlten Niederlage"

Auch für Kramaric war das Glas halb leer und nicht halb voll: "Ein gefühlte Niederlage", sagte der Stürmer, der den 2:2-Ausgleich von Sessegnon mit einem feinen Pass vorbereitet hatte.

Am Donnerstag geht’s für Hoffe" nun erst einmal international weiter. In Liberec (18.55 Uhr/DAZN) kann das Weiterkommen in der Europa League bereits klar gemacht werden.

Im Liga-Alltag aber kommt der Dorfklub, aktuell mit acht Punkten auf Tabellenrang zwölf notiert, mit Teilzeitarbeit nicht voran.

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