Studi-Talk an der Uni Heidelberg

Nagelsmanns Antrieb ist "einer der erfolgreichsten Trainer zu sein, die es gibt"

Vor einigen hundert Zuschauern stellte sich Julian Nagelsmann am Montagabend in der Neuen Aula der Universität Heidelberg den Fragen von Studierenden und Zuhörern

29.04.2019 UPDATE: 29.04.2019 23:19 Uhr 2 Minuten, 25 Sekunden
Foto: APF​

Heidelberg. (pami) Zum Auftakt des neuen Semesters bot sich den Studierenden der Universität Heidelberg, sowie anderen Interessierten, eine besondere Möglichkeit. Unter dem Motto "Was Studierende vom Spitzensport lernen können" stellte sich TSG-Trainer Julian Nagelsmann den Fragen der drei Moderatoren. Durch den Abend, bei dem es vor allem um die Themen Motivation, Erfolg und Herausforderungen ging führten mit Lina Bürger (Psychologie), Sebastian Fromm (Humanmedizin) und Lorenzo Sperlich (Biowissenschaft) drei Studierende der Universität. Julian Nagelsmann erwies sich, wie schon beim RNZ-Sportforum, als unterhaltsamer Gesprächspartner.

Angesprochen auf das Thema Entscheidungen, verwies Nagelsmann auf den Beginn seiner Amtszeit als Hoffenheimer Cheftrainer. "Über allen meinen Entscheidungen steht der Mut. Die Entscheidung, die Mannschaft, die ich damals gegen Darmstadt gesehen habe, zu übernehmen, kann man durchaus als mutig bezeichnen," erinnerte sich der 31-Jährige mit einem Lachen. "Das große Manko war damals, dass wir keine Tore geschossen haben. Natürlich hatte ich eine Idee, wie wir mehr Treffer erzielen können. Dennoch glaube ich: Wenn wir abgestiegen wären, würde ich heute nicht hier sitzen. Es hätten nicht alle gesagt "Das waren die anderen Trainer, der Julian hat alles richtig gemacht.""

Besonderes Augenmerk lag auch auf der Mannschaftsführung, die für Nagelsmann als jüngsten Bundesliga-Trainer natürlich besonders im Fokus liegt. Auch hier gab er als Beispiel seine Anfänge im Kraichgau an. "Meine erste Pressekonferenz und meine erste Sitzung liefen recht spontan ab. Mir war schnell klar, dass ich über die Inhalte kommen will. Wenn man die Spieler an den Inhalten packt, hat man eigentlich keine Probleme mit dem Alter. Wäre ich autoritär rübergekommen, wäre meine erste Sitzung vielleicht auch meine letzte gewesen." Dennoch sei die Führung einer Mannschaft heute schwieriger, so Nagelsmann weiter. "Es gibt mehr Kulturen im Team und auch die Peripherie der Spieler ist größer geworden. Heute ist ja nahezu jeder eine Ich-AG. Der Fußball wird dabei zur Randnotiz." Um so mehr komme es in der Bundesliga darauf an, die persönlichen Ziele der Spieler mit denen des Teams zu synchronisieren.

Dabei bezieht der Hoffenheimer Übungsleiter auch immer wieder die Erkenntnisse von Sportpsychologen in seine tägliche Arbeit mit ein. "Das muss aber immer passen und einen Mehrwert haben. Es geht immer darum, sich einen Vorteil zu verschaffen. Da gibt es aber noch Luft nach oben."

Natürlich blieb auch ein Blick in die Zukunft an diesem Abend nicht aus. "Leipzig ist der nächste logische Schritt," erklärte Nagelsmann den Zuhörern. "Ich komme zum ersten Mal als Profitrainer in einen Verein, in dem ich nicht jeden kenne. Mit einem Ja am Telefon hätte ich auch einen europäischen Spitzenverein aus dem Ausland trainieren können - das passte aber nicht in meinen Plan." Auch das große Ziel seiner Karriere im Fußballgeschäft formulierte Nagelsmann: "Mein Antrieb ist einer der erolgreichsten Trainer zu sein, die es gibt. Ich habe keine Angst, dem daraus entstehenden Druck standzuhalten." Allerdings stellte er auch klar. "Ich bin wie ich bin. Wenn ich mich verstellen muss, höre ich auf."

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Bei einer Veranstaltung unter Studenten durfte auch das Thema Feiern nicht zu kurz kommen. "Das überlasse ich eher meinen Spielern, da haben wir schon einige Partylöwen dabei. Als Trainer muss ich da die Haltung wahren, kann dann nicht mit 18 Gin Tonic intus um Sieben nach Hause gehen." Diesen bevorzugt Nagelsmann "weil er aussieht wie Wasser. Das ist bei Fotos nicht schlecht," so der 31-Jährige, der damit humorvoll auf ein für ihn ernstes Thema verwies. "Durch Social Media werden oft Bilder in unvorteilhaften Situationen gemacht. Außerdem muss man zu jedem freundlich sein. Klar, für den einen ist es nur ein einziges Bild, für mich aber vielleicht schon das fünfhundertste an diesem Tag. Wenn man dann mal ein wenig unfreundlicher ist, verbreitet sich das rasend schnell." Generell wolle Nagelsmann "als Trainer wahrgenommen werden, nicht als Social-Media-Guru." Davon können vielleicht auch die Studierenden etwas mitnehmen.

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