"Geisterspiel" wegen Corona

Auch Hoffenheim gegen Hertha wird ohne Zuschauer ausgetragen

Zuvor war bereits für mehrere Bundesligaspiele entschieden worden, dass sie vor leeren Rängen ausgetragen werden.

10.03.2020 UPDATE: 10.03.2020 21:00 Uhr 3 Minuten, 7 Sekunden
Das Hoffenheim-Stadion in Sinsheim. Foto: Hofmann

Heidelberg. (dpa/RNZ) Mit den ersten Geisterspielen der Fußball-Bundesliga, einem Länderspiel und dem Bayern-Auftritt in der Champions League vor leeren Rängen treffen die Folgen der Corona-Krise den deutschen Sport immer härter.

Hunderttausende Fußballfans werden in den kommenden Wochen aus den Stadien ausgesperrt, schon heute wird das Bundesliga-Derby Borussia Mönchengladbach gegen 1. FC Köln ohne Zuschauer gespielt. Auch die Nationalelf muss ihren EM-Test gegen Italien am 31. März in einer leeren Nürnberger Arena austragen, wie der Deutsche Fußball-Bund am Dienstag mitteilte. "Über allem steht die Gesundheit", sagte DFB-Generalsekretär Friedrich Curtius.

Weil auch Baden-Württemberg der Empfehlung von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn folgen und Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Menschen verbieten will, wird auch das Bundesliga-Spiel der TSG Hoffenheim am Samstag gegen Berlin vor leeren Rängen stattfinden. Eine bindende Verordnung auf Grundlage des Infektionsschutzgesetzes werde auf den Weg gebracht, kündigte Gesundheitsminister Manne Lucha an.

Eine einheitliche Lösung für alle Bundesländer gibt es bislang aber nicht – so will der 1. FC Union Berlin am Samstag in der Bundesliga gegen den FC Bayern München vor vollem Haus antreten. Das Achtelfinal-Rückspiel der Bayern gegen den FC Chelsea am 18. März in der Champions League dagegen findet als Geisterspiel statt. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet mahnte am Dienstag an, die "gesamte Liga" müsse sich auf eine "gemeinsame Linie einigen".

Nach einigem Zögern griffen zuerst die Behörden in Bayern und Nordrhein-Westfalen auch beim Sport durch. Nach einem Erlass des NRW-Landesgesundheitsministers darf das Fußball-Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke 04 am Samstag nur ohne Fans stattfinden, verfügte die Stadt Dortmund. Auch das Spitzenspiel der Bayern in Dortmund am 4. April wird wohl zum Geisterspiel. Die Dortmunder müssen schon heute im Achtelfinale der Champions League bei Paris Saint-Germain in einer leeren Arena antreten.

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Wie internationale Medien am Dienstag berichten, wächst der Druck auf Uefa-Chef Aleksander Ceferin, sogar die EM um ein Jahr in den Sommer 2021 zu verschieben. Hintergrund ist die Sorge nationaler Verbände und Ligen, dass sie ihre Meisterschaftswettbewerbe nicht wie geplant bis Mitte Mai beenden können. Die Uefa wies aber alle Gerüchte zurück: Der Zeitplan müsse nicht geändert werden, das Thema werde ständig überprüft.

Ein Überblick über die hiesigen Klubs:

> Die TSG Hoffenheim spielt am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen Hertha BSC Berlin in Sinsheim ohne Fans. "Die Gesundheit der Zuschauer ist das höchste Gut, daran haben sich alle Gespräche und Entscheidungen der vergangenen Stunden bemessen", sagte TSG-Geschäftsführer Frank Briel. Natürlich bedauere man diesen Schritt, der aber unumgänglich sei, so Briel: "Wir haben als Bundesligist eine große Strahlkraft und müssen insbesondere in einer solchen Krisensituation dann auch Verantwortung und eine Vorbildrolle übernehmen." Fans, die bereits im Besitz eines Tickets sind, erhalten eine Kostenerstattung. Dauerkarteninhaber werden nach Ende der aktuellen Saison ausführlich über den Erstattungsprozess informiert, weil die Anzahl der betroffenen Spiele noch nicht absehbar sei, teilte der Klub mit. Aktuell gelte die Entscheidung nur für den aktuellen Spieltag. Auch die anschließende Auswärtspartie der TSG beim SC Paderborn am 21. März wird ohne Zuschauer ausgetragen.

> Der SV Sandhausen spielt am Samstag (13 Uhr) beim FC Erzgebirge Aue. Nach derzeitigem Stand findet die Partie wie geplant mit Zuschauern statt. Einige Vorsichtsmaßnahmen wurden allerdings auch beim Zweitligisten getroffen. So findet vorerst kein öffentliches Training mehr statt und die Spieler sind aufgefordert, mögliche Gefahren zu meiden. Dazu gehören z.B. größere Menschenansammlungen, genauso wie Selfies zu machen oder Autogramme zu geben.

Drittligist SV Waldhof steht ständig mit Gesundheitsamt und der Stadt Mannheim in Kontakt. Eine Entscheidung, ob das Spiel am Freitag (19 Uhr) gegen den KFC Uerdingen ohne Zuschauer ausgetragen oder verlegt wird, soll am heutigen Mittwoch fallen.

Update: Dienstag, 10. März 2020, 21 Uhr


Sinsheim. (dpa) Auch das Heimspiel der TSG 1899 Hoffenheim gegen Hertha BSC am Samstag wird wegen der Auswirkungen des Coronavirus ohne Zuschauer ausgetragen. Das teilte der Fußball-Bundesligist am Dienstag mit. "Die Gesundheit der Zuschauer ist das höchste Gut, daran haben sich alle Gespräche und Entscheidungen der vergangenen Stunden bemessen", sagte TSG-Geschäftsführer Frank Briel. Die Entscheidung sei nach intensivem Austausch mit den zuständigen Bundes-, Landes- und Regional-Behörden gefallen.

Das Hoffenheim-Heimspiel ist nicht das einzige Geisterspiel im deutschen Fußball. Zuvor war bereits für mehrere Bundesligaspiele entschieden worden, dass sie vor leeren Rängen ausgetragen werden. Hintergrund ist, dass Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dazu geraten hatte, Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmern abzusagen.

Die Zweitliga-Partie des VfB Stuttgart am Montagabend war davon noch nicht betroffen. Mehr als 54 000 Zuschauer waren im Stuttgarter Stadion, als sich der VfB im Spitzenspiel von Arminia Bielefeld 1:1 trennte.

Hintergrund

Eine Übersicht der Absagen von Veranstaltungen in der Region finden sie hier: www.rnz.de/corona-absage

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Ein Ausschluss der Zuschauer droht in Baden-Württemberg auch für die Partie des SC Freiburg gegen Werder Bremen am 21. März. Die Stadt Freiburg entschied am Dienstag, dass alle Veranstaltungen mit mehr als 1000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern verboten sind. Der Sport-Club wollte dazu zunächst Rücksprache mit der Deutschen Fußball Liga halten, "ob und in welcher Form das Spiel gegen Bremen stattfindet". Für Mittwoch kündigte der badische Fußball-Erstligist eine Erklärung an.

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