Die Hoffenheim Story - Teil 3

Demba Ba - vom Liebling zum Leistungsverweigerer

Teil drei der Hoffenheim-Serie: Stehaufmännchen und Wandervogel Demba Ba besitzt nun einen eigenen Klub

29.04.2020 UPDATE: 30.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 5 Sekunden
Demba Ba (l.) schoss 40 Tore für Hoffenheim. Noch immer schnürt der Senegalese die Fußballschuhe, nun in der Türkei. Archivfoto: apf

Von Chris Offner

Heidelberg. "Demba nicht zu mögen, ist fast unmöglich." Das Zitat von Trainer Ralf Rangnick kann man im RNZ-Buch "Das Wunder von Hoffenheim" nachlesen. Die TSG-Anhänger mochten nicht nur den baumlangen Senegalesen, sondern auch seine viele Tore. Vom belgischen Klub Excelsior Mouscron nach Hoffenheim gewechselt, hatte er am Bundesliga-Aufstieg nicht weniger Anteil als Sturmkollege Obasi. Auch in der Zauber-Vorrunde der ersten Bundesliga-Saison im Mannheimer Carl-Benz-Stadion stach Ba hervor. Trotz seiner 1,90 Meter war er beweglich und vor allem wahnsinnig schnell.

In 106 Pflichtspielen gelangen ihm für Hoffe 40 Treffer und 14 Vorlagen. Sein Abschied aus Hoffenheim war dagegen weniger rühmlich. Im Januar 2011 weigerte sich Ba, in den Bus einzusteigen, der die Mannschaft zum Flughafen bringen sollte. Von dort sollte es ins Trainingslager ins spanische La Manga gehen. "Die Millionäre sollen ihrer Arbeit nachgehen" und "Setzt ihn als Greenkeeper ein" schrieben aufgebrachte Fans über den streikenden Profi. Ba tat seiner Branche deutschlandweit keinen Gefallen.

Letztlich ließen ihn die Kraichgauer ziehen. Bei West Ham United spielte er eine starke Halbserie, konnte den Abstieg aus der Premier League aber nicht verhindern. Ablösefrei zog Ba weiter, in den Norden Englands, in die Industriestadt Newcastle – und machte mit dem Toreschießen weiter. Seine guten Leistungen bei den "Magpies" riefen den FC Chelsea auf den Plan, der sich im Januar 2013 die Dienste des Angreifers sicherte. Bei den "Blues" kam er wegen der starken Konkurrenz über die Rolle des Reservisten nie hinaus, konnte in der Saison 12/13 aber immerhin den Gewinn der Europa League feiern.

Dennoch verließ er im Sommer 2014 London Richtung Istanbul und heuerte bei Besiktas an, wo er die Herzen der Fans wortwörtlich im Sturm eroberte und die "Adler" zur Meisterschaft führte. Trotzdem zog er nach nur einem Jahr in Istanbul weiter zu Shanghai Shenhua. Die ehrgeizigen Pläne der chinesischen Regierung, aus dem Milliarden-Staat auch fußballerisch eine Großmacht zu machen, wurden damals noch großzügig von heimischen Unternehmen unterstützt und Ba unterschrieb in Shanghai wohl den Vertrag seines Lebens. Treffsicher blieb Ba auch im Reich der Mitte, zog sich im Stadtderby gegen SIPG allerdings einen Schien- und Wadenbeinbruch zu, bereits den zweiten in seiner Karriere.

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"Es könnte seine Laufbahn beenden", mutmaßte sein damaliger Trainer Gregorio Manzano. Doch der senegalesische Angreifer, der in einem Pariser Vorort aufwuchs, kämpfte sich zurück. Wieder genesen, sollte Ba von da an beständig zwischen Shanghai und Vereinen in der Türkei – Besiktas, Göztepe und schließlich Istanbul Basaksehir – pendeln. Vor der coronabedingten Unterbrechung der türkischen Süper Lig lag er mit "IBB", dem Klub, der enge Verbindungen zu Präsident Erdogan pflegt, mitten im Meisterschaftsrennen. Das Tor trifft er mit nunmehr 34 Jahren noch genauso zuverlässig wie im Hoffenheimer Trikot – in 20 Einsätzen gelangen ihm bis dato zehn Treffer und fünf Vorlagen.

Und auch für die Zeit nach der Karriere ist schon gesorgt. Gemeinsam mit Weltstar Eden Hazard, dem französischen Ex-Nationalspieler Yohan Cabaye und dem senegalesischen Stürmer Moussa Sow gründete Ba in den USA den San Diego 1904 FC. "Wir möchten damit etwas zurückgeben und etwas Gutes für die Stadt tun", sagte Ba 2017. Der Verein spielt derzeit drittklassig, Fernziel bleibt allerdings die Major League Soccer (MLS). Wer weiß, wenn es mit dem Toreschießen in San Diego hapert, schnürt Ba eines Tages vielleicht auch noch die Schuhe für den Verein, den er als "Projekt meines Lebens" bezeichnet.

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