1899 Hoffenheim

Gegen Dortmund das Spiel auf den Kopf gestellt

Mit einem Finale furioso gewinnt die TSG 1899 Hoffenheim nach Rückstand mit 2:1 gegen Borussia Dortmund

20.12.2019 UPDATE: 21.12.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 56 Sekunden
Ausgleich zum 1:1 durch Sargis Adamyan (links). Fotos: apf

Von Joachim Klaehn

Sinsheim. Der 17. und letzte Bundesliga-Spieltag in diesem Jahr verlief aus Sicht der TSG 1899 Hoffenheim doch noch erfolgreich. Über 70 Minuten lang sah es am späten Freitagabend nicht nach einem Dreier aus. Im Gegenteil: Eine spielfreudige Borussia aus Dortmund dominierte meistens das Geschehen, "Hoffe" fand kein Rezept und lag folgerichtig hinten. Binnen weniger Minuten drehte die TSG schließlich vor ausverkauftem Haus (30.150 Zuschauer) die Partie und feierte dank der Treffer von Sargis Adamyan (79.) und Andrej Kramaric (87.) ein nicht mehr für möglich gehaltenes 2:1 (0:1).

Wegen eines Verkehrschaos auf den Autobahnen kamen viele Zuschauer in der Sinsheimer Arena zu spät an. Doch das "Finale furioso" verpassten sie nicht. Im insgesamt 23. Bundesliga-Aufeinandertreffen beider Kontrahenten holte die Mannschaft von Trainer Alfred Schreuder den sechsten Sieg – und auch die Serie hielt: Seit dem 16. Dezember 2012 hatten die Nordbadener kein Heimspiel mehr gegen den BVB verloren.

Hintergrund

Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Starker Reflex gegen Hakimi, Glanztat gegen Hazard, Hüftparade gegen Brandt. Stark!

Rudy: Beim 0:1 im Pech, als er beim Versuch zu klären mit dem Ball am Fuß über die Linie rutschte. Kein

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Die Spieler in der Einzelkritik

Baumann: Starker Reflex gegen Hakimi, Glanztat gegen Hazard, Hüftparade gegen Brandt. Stark!

Rudy: Beim 0:1 im Pech, als er beim Versuch zu klären mit dem Ball am Fuß über die Linie rutschte. Kein Rechtsverteidiger.

Nordtveit: Überraschender Startelf-Einsatz. Gerne mehr davon.

Hübner: Starke Grätsche im Strafraum gegen Hazard, deeskalierende Betreuung eines Flitzers.

Skov: Dieser linke Fuß ist eine Sensation! Freistoß-Knaller an die Latte.

Grillitsch: Solide.

Samassékou: Ohne Zugriff im ersten Durchgang, zur Pause in der Kabine geblieben. Braucht noch Zeit.

Geiger: Viel Stückwerk beim jungen Mosbacher.

Bebou: Nach der Pause besser im Spiel.

Baumgartner: Von seiner Tor-Premiere am Dienstag beflügelt, vergab aber eine Riesenchance nach Hübners Vorarbeit.

Kramaric: Wieder extrem engagiert, aber praktisch nie in Abschlussposition – bis zum Siegtor.

Adamyan: Kurbelte die Offensive mächtig an. Musste beim Ausgleich nur noch einschieben, klasse Vorarbeit für Kramaric.

Locadia: Der eingewechselte Stürmer wurde zum unfreiwilligen Vorbereiter.

Kaderabek: Diesmal nur Joker, übernahm vom ausgepowerten Baumgartner für die Schlussviertelstunde. nb

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TSG-Präsident Peter Hofmann glaubte bereits vor dem Anpfiff zumindest an ein "kleines Wunder" gegen den klaren Favoriten: "Ich hoffe, wir holen einen Punkt."

Beim 2:0 bei Union Berlin hatten die TSG-Spieler noch jede Menge Kampfgeist und Aggressivität in die Waagschale geworfen, gegen die Dortmunder wurde es erwartungsgemäß eine ganz andere Partie. Schreuder hatte mit Nordtveit, Geiger und Baumgartner drei Startelf-Veränderungen angeordnet, und Sebastian Rudy auf die rechte Außenverteidigerposition gestellt.

Nach vorne ging bei den Hoffenheimern in der ersten Halbzeit relativ wenig. Außer einem raffinierten Freistoß und Flatterball von Robert Skov (26.) verzeichneten die Hausherren keine einzige echte Torchance. Die von Routinier Mats Hummels dirigierte gestaffelte BVB-Abwehr ließ lange keinen Kombinationsfluss zu.

Hintergrund

Wieder Hopp-Schmähungen: BVB-Fans droht Auswärtsbann

Nach erneuten Schmähungen gegen Hoffenheims Mehrheitseigner Dietmar Hopp droht den Fans von Borussia Dortmund ein Stadionverbot bei der TSG. Während der 1:2-Niederlage des BVB am Freitagabend hatten

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Wieder Hopp-Schmähungen: BVB-Fans droht Auswärtsbann

Nach erneuten Schmähungen gegen Hoffenheims Mehrheitseigner Dietmar Hopp droht den Fans von Borussia Dortmund ein Stadionverbot bei der TSG. Während der 1:2-Niederlage des BVB am Freitagabend hatten Dortmunder Anhänger in Sinsheim beleidigende Plakate in die Höhe gehalten und Hopp mit Gesängen verunglimpft. Genau für einen solchen Wiederholungsfall hatte das Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes vor gut einem Jahr einen Auswärtsbann in Aussicht gestellt.

Die Gäste-Fans setzten ihren seit Jahren andauernden Streit mit Hoffenheims Mehrheitseigner und Mäzen Hopp fort. Sie hielten beleidigende Plakate in die Höhe und verunglimpften den 79-Jährigen mit Gesängen. "Natürlich ist dieses Spiel hier unter besonderer Beobachtung. Da kann ich aber nicht viel zu sagen, weil ich nicht gesehen habe, welche Banner dort platziert wurden", sagte Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspielabteilung beim BVB. "Ein leidiges Thema, das wir schon oft genug kommentiert haben. Der Verein hat auch eine klare Meinung dazu abgegeben, daran hat sich auch nichts geändert."

Die Dortmunder waren bei der Verhandlung am 2. November 2018 nach den Ausfällen der eigenen Anhänger im Auswärtsspiel in Sinsheim am 22. September 2018 um einen Punktabzug herumgekommen. Stattdessen hatte das Sportgericht ein dreijähriges Stadionverbot auf Bewährung verhängt. Sollten sich die BVB-Fans bis zum Ende der Bewährungsfrist am 30. Juni 2022 erneut etwas zuschulden kommen lassen, so das Urteil, sollte es zum Ausschluss der Anhänger in den nächsten drei Gastspielen im Kraichgau kommen.

Im September 2018 hatten Dortmunder Fans unter anderem erneut ein etwa zehn mal zehn Meter großes Banner ausgerollt, welches das Konterfei von Hopp hinter einem Fadenkreuz zeigte. Am Freitagabend waren die Banner kleiner, aber nicht weniger beleidigend. Unter anderem wurde dem Hoffenheimer Mehrheitseigner "das letzte Weihnachtsfest" gewünscht.

Beim DFB-Kontrollausschuss werden am Montag die Berichte der Sicherheitsaufsicht und der Spielbeobachtung zusammengetragen und weitere Beweismittel gesichtet. (dpa)

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Anders die ballsicheren Westfalen: Sie zeigten gefälligen Fußball, ließen das Rund und den Gegner laufen. Das 0:1 (17.) entsprang einem Fehlpass von Diadie Samassékou in der Dortmunder Hälfte, dann ging es flott in die Gegenrichtung. Thorgan Hazard hebelte mit einem steilen Pass die TSG-Viererkette auf der Skov-Seite aus, Achraf Hakimi passte nach innen, und Mario Götze sorgte für die Führung, die Rudy hinter der Linie nicht mehr verhindern konnte.

Da die Schwarz-Gelben durch Hakimi (5.), Akanji (34.) und Hazard (39.) weitere Topgelegenheiten besaßen, die zweimal Torhüter Oliver Baumann mit dem langen Bein und mit der Hand spektakulär entschärfte, ging das Resultat in Ordnung. De facto war "Hoffe" mit dem 0:1 beim Kabinengang noch gut bedient.

Es ging ähnlich weiter. Hoffenheim hatte nun zwar mehr Spielanteile, doch die Favre-Schützlinge hätten frühzeitig die Weichen auf Sieg stellen müssen. Brandt (50.), Hakimi (55.) und Sancho (68.) verpassten das 0:2. Umso überraschender fiel der Ausgleich. Der gerade eingewechselte Pavel Kaderabek flankte, Jürgen Locadia scheiterte zunächst an Roman Bürki, aber den Abpraller verwertete Sargis Adamyan aus fünf Metern zum 1:1 (79.).

Dieser Treffer war wie ein Energieschub. Acht Minuten später platzierte Andrej Kramaric einen Kopfball zum 2:1 (87.) ins lange Eck.

Und Hoffenheims Präsident sollte im Weihnachtsspiel Recht behalten: "Wir gewinnen immer dann, wenn man es nicht denkt." So sollte es auch gegen den BVB sein.

Hoffenheim: Baumann – Rudy, Nordtveit, Hübner, Skov – Grillitsch, Geiger (65. Locadia) – Samassékou (46. Adamyan), Bebou, Baumgartner (78. Kaderabek) – Kramaric.

Dortmund: Bürki – Akanji, Hummels (46. Piszczek), Zagadou – Hakimi, Weigl, Brandt, Schulz – Götze (84. Alcacer) – Hazard (46. Bruun Larsen), Sancho.

Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)

Tore: 0:1 Götze (17.), 1:1 Adamyan (79.), 2:1 Kramaric (87.)

Zuschauer: 30.150

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