Musik-Professor Udo Dahmen. Foto: zg
Von Benjamin Auber
Mannheim. Udo Dahmen (67) ist künstlerischer Direktor, Geschäftsführer und Professor der Popakademie Baden-Württemberg, Autor und Schlagzeuger.
Leopold geht offen mit seiner Homosexualität um. Ein guter Weg, um im Musikgeschäft Erfolg zu haben?
Für Leopold ist das der richtige Weg. In unserem Zeitalter sollten unterschiedliche sexuelle Orientierungen normal sein. Damit hat man auch verschiedene Möglichkeiten sich auf einer Bühne zu präsentieren. Das ist sicher ein Vorteil.
Glauben Sie, dass gerade die Betonung auf die sexuelle Orientierung nötig ist, um bei Fans anzukommen?
Für jüngere Generationen spielt das eine eher untergeordnete Rolle, weil sie damit anders sozialisiert sind. Es geht vielmehr darum, dass der Künstler seine Inszenierung so authentisch wie möglich darstellt. Das werden mögliche Fans auch zu schätzen wissen.
Wie wichtig ist im Jahr 2019 die Vermarktung als Künstler, der eine Besonderheit ausstrahlt?
Jeder, der sich auf eine Bühne selbst überhöhen möchte, das gilt auch für Schauspieler in Netflix-Serien, muss einen originellen Charakter vorweisen können, um im Gedächtnis zu bleiben. Die Künstler müssen etwas ausstrahlen, was größer ist, als das reale Leben. Dabei ist das Spielen mit Geschlechtern kein neues Phänomen. Männer in Frauenrollen waren schon in der Barockzeit üblich. Androgyne Charaktere wie David Bowie sind in der Popmusik seit den 60er Jahren typisch.
Leidet nicht die Qualität der Musik?
Die Qualität von Musik und Performance kann nur an der Künstlerpersönlichkeit entlang bewertet werden. Wenn das Potenzial groß ist, dann wird ein Künstler seinen Weg gehen. Egal, welche Begleitumstände zur Musik führen.
Sind homosexuelle Musiker heutzutage völlig anerkannt?
Mittlerweile sehe ich eine große Anerkennung und Legitimierung von Homosexualität. Die Popmusik war immer ein Vorreiter, um gesellschaftliche Entwicklungen zu fördern. Es tut aber trotzdem Not, dass es immer wieder Künstler wie Leopold gibt, die das offen verkörpern.
Also darf man das öffentlich so zur Schau stellen?
Ja, das ist Teil des gesellschaftlichen Lebens und das muss eine Gesellschaft tolerieren können. Entertainment und Show-Business müssen durch Überhöhung auffallen.
Aber warum fällt es dann vielen Musikern so schwer sich offen zu ihrer Homosexualität zu bekennen?
Diese Musiker sollten den Mut haben zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen und natürlich damit umzugehen. Sicherlich gibt es in unserer Gesellschaft noch immer traditionelle Vorstellungen, jeder Mensch kann sich seine eigene Meinung bilden. Doch glaube ich, dass Offenheit und Toleranz unsere liberale Gesellschaft weiterentwickelt.