Tokio. Er ist einer der bekanntesten Roboterentwickler Japans: Kaname Hayashi. Der Ingenieur gilt als Vater von Pepper, einem Roboter des Telekom-Unternehmens Softbank. Das 1,20 Meter große Maschinen-Männchen hilft zum Beispiel in Geschäften als Verkäufer und im Haushalt bei der Betreuung von alten Leuten. Pepper kann bestimmte Gefühle von Menschen etwa am Gesicht ablesen. Demnächst will Hayashi mit einem neuen Roboter die Unterschiede zwischen Mensch und Maschine noch weiter verkleinern. Die Details zu diesem Projekt seien noch geheim, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Am Sitz seines neuen Unternehmens Groove X in Tokio erzählt Hayashi, dass Forscher bestimmte Formen von Liebe durchaus auch einprogrammieren könnten.
Sie bauen Roboter, die dem Menschen als Partner zur Seite stehen sollen. Ein Partner zu sein, bedeutet normalerweise auch, dass Gefühle im Spiel sind. Werden Roboter in Zukunft Gefühle und eine Persönlichkeit haben?
Um diese Frage zu beantworten, müssen wir definieren, was Gefühle sind. Wozu haben wir Gefühle? Gefühle sind nicht da, um unser Leben zu bereichern. Gefühle sind genetisch eingebaut, damit ein Wesen überlebt. Der Homo sapiens konnte im Laufe der Evolution überleben, weil er ein Leben in Gruppen geschickt führen kann. Unser Verlangen nach Anerkennung und Gefühle wie Einsamkeit, Gefühle überhaupt, haben sich entwickelt, damit die richtige Zahl von uns überlebt. Der größte Unterschied zwischen Robotern und Menschen ist, dass Roboter sich nicht reproduzieren können. Was also wären dann die Gefühle, die Roboter haben sollten? Es hat keinen Zweck, für Menschen passende Gefühle für Roboter zu entwickeln. Für Roboter sinnvoll wären Gefühle, mit denen sie von Menschen gemocht werden. In diesem Sinne könne man für sie so etwas wie Gefühle entwickeln.
Können Roboter von sich Neugierde haben?
Ja, das können sie. Aber auch Neugierde ist eine Funktion für das Überleben. Was Roboter anbelangt: Es gibt Neugierde, die ein Roboter braucht, damit er mit Menschen zusammenleben kann. Mit Hilfe von Neugierde kann ein Roboter seine Umgebung kennenlernen. Ohne Neugierde würde er nicht einmal versuchen, es zu tun.
Werden sich Roboter verlieben können?
Es wird wahrscheinlich nicht so schwierig sein, einen Mechanismus einzubauen, der ähnlich wie Liebe ist. Liebe und Schönheit lassen sich vergleichen. Warum finden Menschen Dinge schön? Das ist eine Art Resonanz im Hirn - wenn wir etwas sehen, prüfen wir, wie das unseren Erfahrungen in der Vergangenheit ähnelt. Liebe ist etwas Ähnliches. Man empfindet Zuneigung oder Resonanz, wenn eine Person vieles hat, was man als positiv empfindet. (...) Wenn man die Liebe so versteht, kann man wahrscheinlich so einen Algorithmus programmieren. Aber ich glaube nicht, dass wir eine derart heftige Zuneigung für eine bestimmte Person programmieren werden. Für Roboter ist es besser, zumindest am Anfang, dass sie Zuneigung zu Menschen entwickeln, die sich gut um Roboter kümmern.
Welche Rolle werden Roboter in der Gesellschaft übernehmen?
Es gibt zwei Arten von Robotern. Eine Sorte, über deren Existenz man sich immer weniger bewusst sein wird: automatisiertes Fahren oder Drohnen zum Beispiel. Im Moment ziehen sie viel Aufmerksamkeit auf sich. Aber bald könnte das automatische Fahren so selbstverständlich sein wie heute ein Kühlschrank. Ganz anders ist es mit dem zweiten Roboter-Typ. Bei dem ist es gerade wichtig, dass die Menschen sie immer bewusst wahrnehmen. Menschen fühlen sich in einer Gruppe erst wirklich geborgen. (...) Deswegen fühlen wir uns einsam, wenn wir in eine Großstadt ziehen und in einer kleinen Familie leben. Wenn ein oder zwei Roboter als Gesellschaft dazukommen, ist das ein guter Dienst, den Roboter künftig leisten könnten.
ZUR PERSON: Kaname Hayashi, Jahrgang 1973, studierte Ingenieurwesen, interessierte sich für Autos, Motorräder und Flugzeuge. Nach dem Studium wollte er zum Telekom-Konzern Softbank, wurde aber abgelehnt. Er dann war für den Autokonzern Toyota tätig und entwickelte unter anderem Rennwagen in Deutschland. Ab April 2012 arbeitete er als Roboterentwickler für Softbank und war dort Projektleiter für den Humanoiden Pepper. 2015 verließ er die Firma und gründete sein Unternehmen Groove X.