Ein Firmenlogo der SAP ist an einem Firmengebäude angebracht. Das Coronavirus ist auch bei dem Softwarekonzern aufgetaucht.
Walldorf/St. Ingbert. (dpa/lrs) Nach Coronavirus-Infektionen bei drei Mitarbeitern hat der Softwarekonzern SAP seinen Standort im saarländischen St. Ingbert am Montag bis auf Weiteres geschlossen. Das Unternehmen habe seine dortigen rund 800 Mitarbeiter gebeten, vorerst von zuhause zu arbeiten, sagte ein Sprecher von SAP. Die drei betroffenen Mitarbeiter seien in häuslicher Quarantäne und würden medizinisch versorgt. Zuvor hatten saarländische Medien darüber berichtet.
Alle Bürogebäude vor Ort werden laut Sprecher nun umfangreich desinfiziert. Zudem werde geprüft, mit welchen Mitarbeitern die Kollegen Kontakt hatten. SAP unterstütze die Gesundheitsbehörden vor Ort bei weiteren Maßnahmen. Man gehe davon aus, dass etliche Personen getestet werden würden, sagte der Sprecher.
Wie lange die Schließung anhalten werde, könne nicht abgeschätzt werden. "Es wird schon ein bisschen dauern." Als Software-Unternehmen habe man es da "ein bisschen leichter" als Firmen, bei denen die Fabrikation rollen müsse. "Bei uns rollt die ja nur digital". SAP mit Sitz im baden-württembergischen Walldorf zählt weltweit rund 100.000 Mitarbeiter.
Im Saarland war die Zahl der nachgewiesenen Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus am Sonntagabend auf fünf gestiegen.
Update: Montag, 9. März 2020, 9.15 Uhr
Von Matthias Kros
Walldorf/Sankt Ingbert. Beim Softwarekonzern SAP gibt es die erste bestätigte Erkrankung eines Mitarbeiters an dem neuartigen Coronavirus. Das bestätigte ein Konzernsprecher am Freitagabend. Es handele sich um einen Beschäftigten am SAP-Standort Sankt Ingbert im Saarland. Insgesamt sind hier rund 1000 Mitarbeiter in mehreren Bereichen des Konzerns beschäftigt.
"Wir bestätigen, dass ein einzelner Kollege in einem unserer Büros in Sankt Ingbert positiv auf das Coronavirus getestet wurde", sagte der Sprecher. Der Kollege werde medizinisch entsprechend versorgt, sei in guter körperlicher Verfassung und befinde sich derzeit zu Hause in Quarantäne. "Gemäß den geltenden Abläufen und unseren Vorbereitungen für diese Situation haben wir sogleich die erforderlichen Maßnahmen vor Ort getroffen", sagte er weiter.
Die Behörden prüften und informierten, mit wem der Kollege Kontakt gehabt habe. "Dabei unterstützen wir tatkräftig. Das Bürogebäude ist zur Desinfektion geschlossen worden". Dem Vernehmen nach handelt es sich um das zentrale Verwaltungsgebäude der SAP in Sankt Ingbert samt Kantine. Angeblich befinden sich rund 20 Kollegen des infizierten Mitarbeiters unter Quarantäne.
Das Gesundheitsministerium des Saarlands in Saarbrücken bestätigte den Fall. Danach handele es sich um einen im grenznahen Lothringen (Frankreich) wohnhaften Mann. Auch die positive Testung auf das Coronavirus sei bei einem französischen Arzt erfolgt, heißt es in einer Presseinformation vom Freitag. Dieser habe den Mann über die positive Testung telefonisch in Kenntnis gesetzt. Die betroffene Person befinde sich bereits seit dem 3. März in häuslicher Quarantäne.
Derzeit sei man noch damit beschäftigt, weitere Personen zu ermitteln, die mit dem erkrankten Mann in Kontakt standen, teilte das Gesundheitsministerium weiter mit. Es handelt sich den Angaben zufolge um den zweiten bestätigten Corona-Fall im Saarland.
Unklarheit bestand zunächst darüber, ob der Mitarbeiter möglicherweise auch mit Kollegen in der Walldorfer Zentrale zu tun gehabt haben könnte. Eine offizielle Aussage vom Konzern gab es dazu am Freitag nicht.
Ein Corona-Fall in der eigenen Belegschaft ist ein Albtraum für einen Konzern. Wenn große Teile der Belegschaft betroffen sind – sei es durch Erkrankung oder nur durch vorbeugende Quarantäne – kann das die Geschäftsfähigkeit empfindlich treffen. Viele Unternehmen haben daher genaue Pandemiepläne entwickelt, die verschiedenste Maßnahmen bis hin zur Quarantäne und einem geregelten Herunterfahren von Produktionsanlagen umfassen. Bei der BASF in Ludwigshafen tagt beispielsweise täglich ein entsprechendes Krisenteam. Und auch bei der nun betroffenen SAP hatte man schon vor mehreren Wochen Maßnahmen zum Schutz vor einer Coronavirus-Epidemie verordnet. Neben diversen Hygienemaßnahmen sollen die Beschäftigten alle Dienstreisen, die nicht unbedingt notwendig sind, absagen. Stattdessen soll verstärkt auf eine virtuelle Zusammenarbeit, etwa durch Videokonferenzen, zurückgegriffen werden.
SAP beschäftigt weltweit mehr als 100.000 Mitarbeiter. Erst im vierten Quartal 2019 hatte der Softwarekonzern eine Niederlassung im chinesischen Wuhan eröffnet. In der Stadt war das Coronavirus erstmals aufgetreten. Laut SAP arbeitet dort eine zweistellige Zahl von chinesischen Mitarbeitern. Insgesamt hat SAP rund 6000 Mitarbeiter in 12 chinesischen Städten.
Update: Samstag, 7. März 2020, 6 Uhr