In der Vorführdruckerei der Heidelberger Druckmaschinen AG in Wiesloch kommt es nicht auf den Inhalt der Drucksache an, sondern darauf, ob Farben und Raster und andere für den Drucker wichtigen Parameter stimmen. Foto: dpa
Von Thomas Veigel
Heidelberg. Der Absturz der Heideldruck-Aktie um bis zu zehn Prozent in der Spitze hat am gestrigen Dienstag einmal mehr gezeigt, wie anfällig der Wert weiterhin ist. Auslöser für den Kurssturz war die Streichung der Kaufempfehlung durch einen Analysten der Commerzbank. Die aktuelle Bewertung der Aktie rechtfertige keine Kaufempfehlung mehr, schrieb die Commerzbank in einer am gestrigen Dienstag veröffentlichten Studie.
Nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Monate wurde die Druckmaschinen-Aktie von "Kaufen" auf "Halten" zurückgestuft. Das Kursziel, das sich auf die nächsten zwölf Monate bezieht, beließ die Bank bei 3,50 Euro. Mittlerweile seien sämtliche positiven Aspekte der jüngsten Strategieanpassung eingepreist und die Aktien relativ hoch bewertet, so die Commerzbank. Zudem fehle es an kurzfristigen Kurstreibern. Die Commerzbank rechnet mit stagnierenden Geschäftszahlen, die Erwartungen für den operativen Gewinn seien in den vergangenen Monaten zudem gesunken. Seit der Bekanntgabe der Zahlen zum Geschäftsjahr 2016/17 im Mai war die Aktie um mehr als 40 Prozent gestiegen.
Kursrückgänge von rund zehn Prozent hat die Aktie in den vergangenen Monaten immer wieder relativ schnell aufgeholt. Das zeigt, dass der Wert für viele Anleger trotz des starken Kursanstiegs immer noch attraktiv ist. Vor einem Jahr hatte die Commerzbank die Aktie zum Kauf empfohlen, der Kurs lag damals bei rund 2,30 Euro. Die Aktie stieg um bis zu 55 Prozent bis auf 3,62 Anfang Oktober. Diese Spitze hat sie seither nicht mehr erreicht. Bis auf eine Ausnahme. Auch einige Analysten sind positiv gestimmt. Am Montag hatte die britische Investmentbank HSBC die Aktie weiterhin mit "Kaufen" und einem Kursziel von vier Euro eingestuft. HSBC begründete das mit einem starken Auftragszuwachs in der Maschinenbau-Branche im September. Das Umfeld sei günstig. Für positive Überraschungen gebe aber nur begrenzten Spielraum.
Das sehen auch andere Analysten so. Für das zweite Quartal, dessen Zahlen morgen veröffentlicht werden, rechnet die Baader Bank mit einem leichten Umsatz- und Auftragsplus und einem etwas deutlicheren Plus beim Ergebnis. Der Quartalsgewinn soll von neun auf 13 Millionen Euro steigen. Das Kursziel beließ Baader bei 4,10 Euro. Für das laufende Geschäftsjahr rechnet Baader mit einem Umsatz von 2,52 Milliarden Euro und einem Gewinn von gut 41 Millionen Euro.
Das entspricht den bisherigen Prognosen des Unternehmens. Vorstandsvorsitzender Rainer Hundsdörfer hatte bei der Bilanzpressekonferenz im Juni ein "Übergangsjahr" mit leichten Zuwächsen vorhergesagt. In einigen Jahren soll der Gewinn aber auf mindestens 100 Millionen Euro steigen, hatte Hundsdörfer im Juni prognostiziert. Die Aktie stand damals bei rund 2,50 Euro.
Das immer noch beachtliche Heer der Leerverkäufer ist vom Kursanstieg der vergangenen Monate kalt erwischt worden. Der Bundesanzeiger nennt sechs Leerverkäufer, die mehr als 0,5 Prozent der Aktien verkauft haben. Insgesamt sind es knapp acht Prozent, andere Quellen, die Leerverkäufer unter 0,5 Prozent einbeziehen, gehen von gut zehn Prozent aus. An der Leerverkäufer-Front gab es in letzter Zeit wenig Bewegung. Der US-Finanzkonzern Black Rock hatte am Montag - bei einem Schlusskurs von 3,48 Euro - sein Engagement um 0,12 Prozentpunkte auf 0,76 Prozent der Aktien reduziert. Die größte Position hält seit Februar 2016 der englische Hedgefonds Immersion Capital mit 4,73 Prozent. Bei den Verkäufen hatte Immersion Capital rund 26 Millionen Euro erlöst, ein Rückkauf hätte gestern fast 40 Millionen Euro gekostet. Um einen Gewinn zu machen, müsste Immersion Capital die Aktien zu einem Kurs von etwa 2,10 Euro kaufen.
Dieser Kurs wird allerdings weder von Analysten noch von anderen ernsthaften Beobachtern in absehbarer Zeit als realistisch betrachtet. Die Strategie von Immersion Capital ist ein Rätsel, da sich der Fonds dazu auch nicht äußert. Zu einem bestimmten Zeitpunkt müssen die geliehenen und leer verkauften Aktien dem Besitzer zurück gegeben werden. Vorher müssen sie gekauft werden.