Auslage beim Bäcker: Bei K&U gibt es Streit um die Verkaufsstellen. Foto: dpa
Von Barbara Klauß
Stuttgart/Mannheim. Die Auseinandersetzung um die Zukunft der K&U Bäckerei GmbH nimmt an Schärfe zu: Mit einer Petition und einem offenen Brief wollen der Betriebsrat und die Gewerkschaft NGG die "Zerschlagung" des Unternehmens stoppen. Edeka Südwest, zu dem die K&U Bäckerei gehört, widerspricht vehement: "Die NGG mobilisiert, indem sie die Situation und unsere Pläne völlig falsch darstellt", erklärt ein Sprecher am Freitag auf Anfrage der RNZ.
Vor einem Monat hatte die NGG mitgeteilt, dass das Unternehmen bis Ende 2023 zerschlagen werden solle. Demnach sei geplant, die K&U-Filialen, die im Südwesten vor allem in Edeka-Filialen zu finden sind, den jeweiligen Einzelhändlern zur Übernahme anzubieten oder zu schließen – obwohl sich die K&U Bäckerei und deren Tochter Bäckerhaus Ecker in guter wirtschaftlicher Verfassung befänden, wie es einer NGG-Mitteilung von Freitag heißt.
Für die Beschäftigten droht aus Sicht der Arbeitnehmervertreter "eine deutliche Verschlechterung der Arbeitsbedingungen, da viele Einzelhändler nicht tarifgebunden sind". Sie würden, wenn sie nicht ganz den Arbeitsplatz verlören, in unsichere Beschäftigungsverhältnisse wechseln, heißt es in der Online-Petition, die bis zum Freitagabend rund 500 Unterstützer gefunden hatte. Daher fordern Betriebsrat und Gewerkschaft die Geschäftsleitung von Edeka Südwest auf, die Pläne zu überdenken und den rund 3500 Beschäftigten von K&U und den rund 450 Beschäftigten von Bäckerhaus Ecker im Saarland eine Zukunft zu geben.
Zudem fürchten die Arbeitnehmervertreter Auswirkungen auf die vier Produktionsbetriebe der Bäckerbub GmbH, von denen sich eine in Mannheim befindet. Von diesen Produktionsstätten aus werden dem Unternehmenssprecher zufolge sowohl Bäckerei-Verkaufsstellen beliefert, die von selbstständigen Kaufleuten betrieben werden, als auch solche, die in Eigenregie laufen. Durch die Umstrukturierung ergäben sich keine Änderungen für die Produktionsstätten.
Auch der Darstellung, K&U befände sich in guter wirtschaftlicher Verfassung, tritt Edeka Südwest entschieden entgegen. "Vielmehr richtig ist, dass die Verkaufsstellen der Bäckerei K&U sowie des Bäckerhaus Ecker seit vielen Jahren defizitär sind", sagte der Sprecher. Mit der Neuausrichtung würden "weiter Perspektiven für die Mitarbeiter an den Verkaufsstellen" eröffnet und "negative Auswirkungen für die Beschäftigten" abgewendet.
Um den Verkauf von Backwaren im genossenschaftlichen Unternehmensverbund zukunftsorientiert auszurichten und Arbeitsplätze zu sichern, habe das Unternehmen bereits 2019 damit begonnen, Verkaufsstellen an selbstständige Kaufleute des Verbunds zu übergeben. Wie viele das bereits sind und wie viele noch übernommen oder geschlossen werden, dazu äußerte sich er sich nicht.
Nach der Übernehme könnten die Händler das Sortiment stärker an den örtlichen Kundenwünschen ausrichten, so der Sprecher. Beispiele aus anderen Edeka-Regionalgesellschaften hätten gezeigt, dass mit der stärkeren Betonung lokaler Kundenwünsche Umsatzzuwächse erzielt und somit Verkaufsstellen und Arbeitsplätze erhalten werden können.
Die betroffenen Mitarbeiter werden dem Sprecher zufolge beim Übergang von dem selbstständigen Kaufmann übernommen und Teil des Markt-Teams. "Die gesetzlichen Bestimmungen gewährleisten, dass die erworbenen arbeitsvertraglichen Rechte der Arbeitnehmer mindestens für ein Jahr bestehen bleiben – zum Teil gehen die Unternehmer noch deutlich darüber hinaus", so der Sprecher. "Unsere Kaufleute pflegen einen zuverlässigen, fairen und verantwortungsvollen Umgang mit ihren Mitarbeitenden."
Das Traditionsunternehmen K&U ist eine hundertprozentige Tochter von Edeka Südwest. Laut Statista war das Unternehmen mit Sitz in Offenburg im Jahr 2018 der größte Backwarenfilialist Deutschlands. Einem Unternehmenssprecher zufolge beschäftigen die Bäckereibetriebe von Edeka Südwest (K&U sowie die K&U-Tochter Bäckerhaus Ecker im Saarland) insgesamt rund 4100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Produktion sowie in den rund 500 Verkaufsstellen. In der Region Rhein-Neckar betreibt das Unternehmen derzeit rund 190 Filialen mit rund 1100 Beschäftigten.