Von Matthias Kros
Tübingen/Heidelberg. Das Tübinger Biotech-Unternehmen Curevac, das mehrheitlich der Heidelberger Dievini und damit SAP-Mitgründer Dietmar Hopp gehört, hat eine geplante Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Autobauer Tesla bestätigt. Es gehe um die schon vor längerer Zeit kommunizierte Entwicklung sogenannter "RNA-Drucker", sagte ein Sprecher am Freitag. Das sind dezentrale, mobile Produktionsanlagen für Impfstoffe, die dort aufgestellt werden können, wo sie im Fall von Pandemien, die plötzlich auftauchen, gerade gebraucht werden. Curevac testet gerade einen Corona-Impfstoff auf Basis der RNA-Technologie.
Tesla-Chef Elon Musk will mit Curevac kooperieren. Foto: dpaAm Vortag hatte Tesla-Konzernchef Elon Musk via dem Kurznachrichtendienst Twitter mitgeteilt, dass "Tesla als Nebenprojekt RNA-Minifabriken für Curevac und möglicherweise andere" baue. Dies geschehe bei der deutschen Maschinenbau-Tochter Tesla Grohmann.
Mit einem RNA-Drucker, wie ihn Curevac entwickelt, sollen Impfstoffe kostengünstig, in großen Mengen und zeitsparend hergestellt werden. Die Geräte könnten innerhalb weniger Wochen mehrere hunderttausend Impfstoffdosen produzieren. Die Technik könnte zudem schnell auf neue, bislang unbekannte Erreger angepasst werden.
Curevac machte zuletzt Schlagzeilen, als die Bundesregierung ihre Beteiligung an den Tübingern bekanntgab. Ein Börsengang an die New Yorker Nasdaq wird Mitte Juli erwartet. Derzeit kursierten Angebote falscher Aktien des Unternehmens, warnte Curevac. Sie seien "betrügerischer Natur", teilte das Unternehmen mit. Aktuell seien mehrere Betrugsfälle anhängig.
Siegfried Bialojan. Foto: zgOffiziell bestätigt sind Curevacs Börsen-Pläne nicht. Experten wie Siegfried Bialojan, Leiter des Life Science Center der Beratungsgesellschaft EY in Mannheim, halten die Idee aber für naheliegend: "Curevac verschafft sich damit ganz neue Möglichkeiten, Kapital aufzunehmen, und bekommt Zugang zu anderen Investoren als den klassischen Wagniskapitalgebern". Auch ein Gang an die amerikanische Börse Nasdaq sei nachvollziehbar: "In den USA erleben wir eine größere Begeisterung und ein größeres Verständnis für Biotech als sonst wo auf der Welt", weiß Bialojan.
Allein im vergangenen Jahr seien in den USA rund 46 Milliarden US-Dollar an Kapital in den Biotech-Sektor investiert worden (davon allein fast 15 Milliarden Dollar an Risikokapital), in Deutschland seien es im gleichen Zeitraum dagegen insgesamt lediglich rund 850 Millionen Euro gewesen (knapp 500 Millionen Euro an Risikokapital). Aber auch das gesamte Ökosystem im Finanzsektor, also Branchenkenner, Investoren und Analysten sei im anglo-amerikanischen Raum viel stärker ausgeprägt als irgendwo sonst auf der Welt.
Als günstig könnte sich zudem der aktuelle Zeitpunkt erweisen, so der Biotech-Experte. Allgemein setzte der Kapitalmarkt auf Zukunftserwartungen und da könnten sich Firmen, die an Corona-Impfstoffen forschen, derzeit natürlich gut positionieren.
In der Regel nutzten die Alteigentümer der Unternehmen dann einen Börsengang zumindest für einen teilweisen Ausstieg (Exit): "Zumeist werden Anteile abgegeben und diese Rückflüsse können dann wieder neu investiert werden", so Bialojan. Auch ein Dietmar Hopp wolle vermutlich irgendwann sein investiertes Geld wieder zurückerhalten. Aber natürlich gelte es im Fall Curevac erst einmal abzuwarten, wie sich die Alteigentümer verhielten. Hopps Anteil an Curevac war bereits durch den Einstieg des Staates von 80 auf nur noch gut 60 Prozent gesunken. bei einem Börsengang ist fraglich, ob er die Mehrheit behält.