Daimlers Motorenherstellung in Mannheim. Foto: Daimler
Von Matthias Kros
Mannheim. In einem dramatischen Appell unter der Überschrift "Kahlschlag droht, wenn wir uns nicht wehren!" haben sich die Betriebsräte der Lkw-Standorte im Daimler-Konzern an die Belegschaft gewandt. Er ist auch von Joachim Horner, Betriebsratsvorsitzender in Mannheim, unterzeichnet. Daimler baut hier mit rund 5200 Mitarbeitern hauptsächlich konventionelle Diesel-Lkw-Motoren.
In dem Schreiben an die Belegschaft, das der RNZ vorliegt, berichtet der Betriebsrat über Gespräche mit der Geschäftsführung darüber, wie die Lkw-Standorte angesichts der aktuellen Veränderungen in der Automobilindustrie und des Kostendrucks im Konzern in 10 bis 15 Jahren aussehen könnten. Der Vorstand hatte bereits im September mit seiner Ankündigung, Diesel-Lkw in absehbarer Zeit überflüssig zu machen und stattdessen auf Batterie und Brennstoffzelle zu setzen, im Mannheimer Werk für Unruhe und Jobängste gesorgt.
Nun werden die Betriebsräte ganz konkret: In den ersten Gesprächen sei klar geworden, dass das Unternehmen mit einem "drastischen Personalabbau" an den Lkw-Standorten rechne, schreiben die Arbeitnehmervertreter. Die Geschäftsführung habe in einem Auftaktgespräch mehrere Varianten vorgestellt, was passieren könne. "Ein Beschäftigungsszenario sieht gar eine Halbierung unserer heutigen Mannschaft vor!" Eine dermaßen dramatische Entwicklung sei aus heutiger Sicht zwar unwahrscheinlich, aber sie mache deutlich, dass "Handeln dringend erforderlich" ist.
Betriebsräte und IG Metall hatten sich schon vorher immer offener gegen die Umbau- und Sparpläne bei Daimler positioniert und erst am Montag zu einer bundesweiten "Solidaritätsaktion" an sämtlichen Standorten aufgerufen.
Die Lkw-Geschäftsführung wehrte sich am Mittwoch: "Das können wir so nicht stehenlassen", heißt es in einem Schreiben, das unter anderem von Daimler-Trucks-Vorstandschef Martin Daum unterzeichnet ist und der RNZ ebenfalls vorliegt. "Kahlschlag" unterstellt, dass wir willkürlich Arbeitsplätze abbauen wollen, und das ist schlicht falsch." Eine Sprecherin bestätigte allerdings, dass es "spürbare Veränderungen" in den Werken geben werde.