Ein Lastwagen im Zementwerk im Leimen: Bei der Zementherstellung entsteht viel CO2. Foto: dpa
Von Barbara Klauß
Heidelberg. Der neue HeidelbergCement-Chef Dominik von Achten legt die Latte bei Nachhaltigkeit und Profitabilität höher. Das Ziel, den CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 30 Prozent zu senken, soll bereits 2025 erreicht werden – und damit fünf Jahre früher als ursprünglich geplant. Zudem will der größte deutsche Baustoffkonzern bis 2050 CO2-neutralen Beton anbieten. Und schließlich will der Vorstandsvorsitzende die Rendite deutlich steigern: Bis 2025 soll die operative Marge (bereinigtes Ebitda zum Umsatz) um 300 Basispunkte auf 22 Prozent verbessert werden.
Das hat von Achten, der seit einem guten halben Jahr an der Konzern-Spitze steht, bei einem virtuellen Kapitalmarkttag in der neuen Konzernzentrale in Heidelberg erklärt. "Beyond 2020" heißt die Konzern-Strategie, die er und seine Vorstandskollegen in einer Live-Übertragung im Internet vorgestellt haben – "Über 2020 hinaus". Neben neuen mittelfristigen Finanzzielen ging es dabei viel um Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
"Wir sehen den Klimawandel und die Digitalisierung als die beiden zentralen Herausforderungen der Zukunft für die Gesellschaft und für uns als Unternehmen", erklärte von Achten. Als einer der weltweit führenden Baustoffhersteller habe HeidelbergCement den Anspruch, bei diesem Wandel der Industrie zur CO2-Neutralität eine Vorreiterrolle einzunehmen, betonte er immer wieder.
In der Vergangenheit war HeidelbergCement wegen des hohen CO2-Ausstoßes bei der Zementproduktion von Umweltschutzorganisationen wiederholt scharf kritisiert worden. Wegen der grünen Farbe des Logos warfen die Aktivisten dem Konzern oft "Greenwashing" vor – also den Versuch, sich etwa durch PR-Maßnahmen als umweltbewusst darzustellen
Doch verwende HeidelbergCement die grüne Farbe nicht nur, erklärte der Vorstandschef nun beim Kapitalmarkttag – sondern er fülle sie mit Leben. Zwar sieht auch er, dass manche Werke und Prozesse noch verbessert werden könnten. Doch fügte er hinzu: "Ökologie und Ökonomie sind kein Widerspruch."
Inzwischen sind laut Konzern für alle Werke weltweit konkrete Maßnahmen zur CO2-Reduzierung festgelegt. Erreichen will das Unternehmen seine Nachhaltigkeitsziele unter anderem, indem es die Energieeffizienz seiner Produktionsanlagen steigert, verstärkt auf alternative Roh- und Brennstoffe setzt (insbesondere auf Biomasse wie Klärschlamm) und den CO2-intensiven Klinker im Zement durch mineralische Roh- und Reststoffe soweit wie möglich ersetzt. Der Klimawandel mache rasches Handeln notwendig, so von Achten. Er wolle Herausforderungen in Chancen verwandeln.
Dominik von Achten. Foto: rnzZudem setzt er verstärkt auf Effizienz und gestraffte Strukturen. Das Management hat sich vorgenommen, die Länderportfolios zu vereinfachen und sich auf die stärksten Märkte zu konzentrieren. Dort soll das Unternehmen weiter expandieren. Wo Renditeziele mittelfristig nicht erreicht werden können, will man sich schneller zurückziehen. Zudem sollen Prozesse und Strukturen in Vertrieb, Produktion und Verwaltung weiter gestrafft werden.
Einen Beitrag zur Effizienz soll auch eine Digitalisierungsoffensive leisten, die HeidelbergCement gestartet hat. So sollen digitale Produkte die Schnittstellen zu den Kunden verbessern und dabei helfen, Kosten in Produktion und Verwaltung zu senken.
Dem Baustoffkonzern mit seinen weltweit rund 54.000 Mitarbeitern (davon etwa 1300 in der Region) hat zuletzt die Corona-Pandemie und die damit verbundene Nachfrageschwäche in vielen Teilen der Welt zu schaffen gemacht. Dennoch lag das Ergebnis laut von Achten im Juli und August deutlich über den Vorjahresmonaten. Dazu beigetragen hat seiner Aussage nach das Sparprogramm, das bereits seit Februar läuft. Gespart wird unter anderem bei Personalkosten, durch Beschränkungen von Investitionen und freiwilligen Gehaltskürzungen des Managements. "Auch wenn die Absatzmengen in einem schwierigen Umfeld weiterhin rückläufig sind, sind wir sehr gut in das dritte Quartal gestartet", sagte von Achten. Die Börse nahm die Ambitionen positiv auf. Der Aktienkurs des Dax-Konzerns stieg bis zum Abend um 1,60 Prozent auf 56 Euro.
Eine Prognose für das Gesamtjahr wagt der HeidelbergCement-Chef dennoch immer noch nicht: Das Umfeld in der Bauwirtschaft bleibe sweiter hochvolatil. Zudem könne es jederzeit zu einer erneuten Infektionswelle mit den entsprechenden Auswirkungen auf bereits begonnene oder angekündigte Bauprojekte in einzelnen Ländern kommen. Vor diesem Hintergrund können die vollen Auswirkungen der Corona-Krise auf die Unternehmensergebnisse 2020 weiterhin nicht zuverlässig abgeschätzt werden.