Blick über den Rhein auf das BASF-Werksgelände in Ludwigshafen. Archivfoto: dpa
Ludwigshafen. (tv) Kunststoffe sind ein eher junges Thema. Im Jahr 1950 kamen weltweit jährlich zwei Millionen Tonnen Kunststoff zum Einsatz, 2015 waren es nach Berechnungen von US-Forschern der Universitäten von Kalifornien und Georgia 380 Millionen Tonnen. 8,3 Milliarden Tonnen Plastik wurde bisher hergestellt, 6,3 Milliarden Tonnen waren im Jahr 2015 bereits Müll. Davon wurden nur neun Prozent wiederverwertet, zwölf Prozent wurden verbrannt, 79 Prozent befinden sich in der Umwelt oder auf Deponien.
Zu den großen Kunststoffherstellern der Welt gehört die BASF. "Kunststoffe", so heißt es in Ludwigshafen, "sind zu wertvoll, um sie wegzuwerfen oder zu deponieren. Der Chemiekonzern stellt zwar kein Polyethylen mehr her, aus dem die meisten Plastiktüten und Verpackungsfolien bestehen, aber auch zahlreiche Kunststoffe der BASF finden sich in Verpackungen: Schaumstoffe wie Styropor, technische Kunststoffe wie Polyamid, außerdem Polyurethane und Polystyrol. Die BASF stellt auch biologisch abbaubare Kunststoffe her. Die BASF bezeichnet die europäische Kunststoffstrategie, die bis zum Jahr 2030 alle Kunststoff-Verpackungen rezyklierbar machen will, als grundsätzlich richtig, aber als zeitlich ambitioniert. Es werde einige Entwicklungszeit und Investitionen in den Aufbau einer geeigneten Infrastruktur benötigen, teilte der Konzern auf Anfrage mit.
Die europäische Kunststoffindustrie habe sich ein inhaltlich ähnliches Ziel mit einem etwas anderen Zeitplan gesetzt. Ziel sei es, bis 2030 rund 60 Prozent der Kunststoffverpackungen zu recyceln. Bis 2040 sollen alle Kunststoffverpackungen wiederverwendet, recycelt oder energetisch verwertet werden.
Der von der BASF hergestellte Kunststoff Polyamid wird üblicherweise in Mehrschichtfolien kombiniert mit Polyethylen oder Polypropylen als Sauerstoffbarriere in Verpackungen für Käse oder Wurst verwendet. Diese Verbundverpackungen können die Schutzatmosphäre, in denen die Lebensmittel verpackt werden, länger aufrechterhalten als Verpackungen aus nur einem Material. Damit bleiben Lebensmittel länger frisch.
Gleichzeitig wird für die Herstellung der Verbundverpackung weniger Material benötigt als für eine Monomaterialverpackung.
Allerdings sind diese Verpackungen nicht einfach zu recyceln, da ein Materialverbund nicht ohne weiteres wieder auflösbar ist. Die BASF untersucht derzeit Technologien, mit denen solche Verbundverpackungen recycelt werden können. Das Beispiel der Verbundfolien verdeutliche, so die BASF, ein Phänomen, welches in der Diskussion um eine "Kreislaufwirtschaft" häufig auftaucht: Recyclingfähigkeit sei nicht immer mit der erforderlichen Produktleistung vereinbar. Wirtschaft und Politik müssten gemeinsam daran arbeiten, dass sich dies ändert.