In diesem Jahr meldeten Piloten 63 Behinderungen durch Drohnen - mehr als vier Mal so viel im Vergleich Vorjahr. Foto: dpa
Von Rasmus Buchsteiner und AFP
Berlin. "Ready to fly", verspricht die Werbung. "Sofort startklar - Ideal für Einsteiger, Fortgeschrittene und Profis!" Schon für 69,99 Euro sind Drohnen mit Kamera und Akku zu haben. Die kleinen, wendigen Flugobjekte, auch Multicopter genannt, liefern faszinierende Bilder aus der Luft, bieten jede Menge Flugvergnügen und sind jetzt vor dem Fest ein besonderer Verkaufsschlager. "Beim diesjährigen Weihnachtsfest werden mindestens 100.000 Drohnen verschenkt, schätzen wir", bestätigt der Geschäftsführer der Deutschen Flugsicherung, Klaus-Dieter Scheuerle.
Bislang werden rund 400.000 Drohnen genutzt. Im Jahr 2020 könnten es bereits eine Million sein, so die Prognose.
Scheurle forderte deshalb eine Registrierungspflicht beim Kauf von Drohnen. "Für eine faire und sichere Integration unbemannter Fluggeräte in den Luftraum ist sie unverzichtbar."
Die von der Bundesregierung geplante Kennzeichnungspflicht von Drohnen mit Namen und Adresse sei ein erster Schritt. "Dies allein wird aber in Zukunft nicht ausreichen, um mehr Sicherheit herzustellen." Wichtig sei auch ein abgestufter Drohnen-Führerschein - für Modelle ab einem Gewicht von 250 Gramm ein "Kenntnisnachweis" und für größere Drohnen ein "Führerschein".
Es gebe zwar heute bereits Regeln, dass in den An- und Abflugbereichen großer Flughäfen und im Umkreis von 1,5 Kilometern um einen Flughafenzaun keine Drohne fliegen darf. "Das beachtet oder weiß anscheinend nicht jeder Drohnenpilot", bemängelte der DFS-Chef. Wer die Gefahr einer Kollision mit einer landenden Passagiermaschine in Kauf nehme, könne angeklagt und auch verurteilt werden.
Seinen Angaben zufolge meldeten Piloten in diesem Jahr bereits 63 Behinderungen durch Drohnen. Im vergangenen Jahr seien es nur 15 gewesen.
Der Drohnen-Boom setzt die Politik unter Zugzwang. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt macht Tempo. Nach Informationen unserer Berliner Redaktion will der CSU-Politiker im Januar eine Verordnung mit strengen Regelungen für Drohnen-Flüge durch das Bundeskabinett bringen.
Der Entwurf liegt unserer Berliner Redaktion vor. Die Bestimmungen sollen im Laufe des kommenden Jahres in Kraft treten, wenn der Bundesrat zugestimmt hat. Der Verkehrsminister sieht ein großes Potenzial in der neuen Technik, aber auch Risiken. "Je mehr Drohnen aufsteigen, desto größer wird die Gefahr von Kollisionen, Abstürzen oder Unfällen", so der CSU-Politiker vor einigen Monaten.
Was plant Dobrindt im Einzelnen? Drohnen mit mehr als 250 Gramm Startgewicht müssen künftig gekennzeichnet werden, damit der Besitzer im Schadensfall schnell festgestellt werden kann. Name und Adresse des Eigentümers müssen auf einer Plakette gut lesbar sein. Kleine, leichte Drohnen sollen auch in Zukunft genehmigungsfrei sein. Für Flugmodelle und Drohnen mit mehr als fünf Kilogramm Gewicht wird eine Erlaubnispflicht eingeführt. Für die Betriebsgenehmigung sind die Landesluftfahrtbehörden zuständig.
Voraussetzung dafür soll künftig ein Kenntnisnachweis ("Drohnen-Führerschein") mit einer Prüfung sein. Hierfür ist ein Mindestalter von 16 Jahren vorgesehen. Darüber hinaus gibt es strenge Bestimmungen für den Flugbetrieb.
Drohnen dürfen grundsätzlich nur in Sichtweite betrieben werden. Ein Flugverbot gibt es über sensiblen Bereichen wie den Einsatzorten von Polizei und Rettungskräften, über Gefängnissen, Industrieanlagen, Behörden und Naturschutzgebieten. Gleiches soll über Verkehrswegen und in der Nähe von Flughäfen und über Privatgrundstücken gelten. Dobrindts Verordnung war nach Informationen unserer Berliner Redaktion zuletzt noch einmal überarbeitet worden, um die Interessen von Modellfliegern zu berücksichtigen. Diese waren Sturm gegen mögliche Einschränkungen für das Fliegen über 100 Meter gelaufen. Doch dafür ist nun eine Regelung gefunden worden, bestätigen Koalitionskreise.
Die SPD pocht jedoch an anderer Stelle noch auf eine Verschärfung der Drohnen-Verordnung. "Wir brauchen digitale Flugverbotszonen für privat genutzte Drohnen", erklärte Sören Bartol, stellvertretender Vorsitzender der SPD-Bundestagsfraktion, gestern im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. "Drohnen sollten verpflichtend eine Software haben, die verhindert, dass sie in bestimmten Regionen gestartet und geflogen werden können."