Die Gewerkschaft IG Metall ist vom Vorgehen des Daimler-Konzerns alles andere als begeistert. Archivbild: dpa
Mannheim. (hab) "Sind Sie Mitglied in der IG Metall?" Eine solche Frage bei einem Einstellungsgespräch ist rechtswidrig. "Genau das wurde aber bei der Firma Transco gefragt. Dagegen behalten wir uns juristische Schritte vor", erklärte Reinhold Götz, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim gestern auf einer Pressekonferenz. "Das gibt es doch gar nicht. Unsere Leute in der Personalabteilung wissen doch auch, dass das nicht erlaubt ist. Außerdem interessiert uns das gar nicht", sagte Günter Walser, Geschäftsführer von Transco Logistik Nürnberg, angesprochen auf die Vorwürfe der Gewerkschaft. Die Positionen der IG Metall und des Unternehmens Transco liegen weit auseinander. Und das nicht nur in der Frage der Einstellungsgespräche.
Im Mannheimer Mercedes-Benz-Werk sollen beginnend mit dem 1. August Logistiktätigkeiten, die bisher von Daimler-Mitarbeitern und von Daimler-Leiharbeitern durchgeführt wurden, an eine Fremdfirma vergeben werden. Rund 300 Beschäftigte am Standort Mannheim sollen davon betroffen sein. 180 von ihnen sollen im Werk neue Arbeitsplätze erhalten. Die restlichen 120, überwiegend Leiharbeiter, sollen zu spürbar schlechteren Bedingungen bei Transco angestellt werden.
In einem ersten Schritt sollen ab Anfang August auf dem Daimler Werksgelände die Hälfte der dann neuen Transco-Mitarbeiter mit ihrer Arbeit beginnen. Die andere Hälfte soll 2016 an einem Standort außerhalb des Werkes ihre Tätigkeit aufnehmen. Transco bezahlt nach dem Tarifvertrag der Logistikbranche, der niedrigere Sozialstandards und Bezahlungen vorsieht.
"Wir achten aber darauf, dass die Firmen, an die wir Werkverträge vergeben, von uns definierte Standards einhalten. Deshalb sind wir auch ein bisschen überrascht über die Reaktion der IG Metall", so eine Sprecherin von Daimler. "Diese Standards sehen offenbar keine Sonderzahlungen wie Urlaubs- oder Weihnachtsgeld vor", sagt IG Metaller Götz.
"Ein Leiharbeiter bei Daimler in Mannheim hat über seinen Tarifvertrag ,Zeitarbeit‘ rund 19 Euro pro Stunde verdient, plus Urlaubsgeld, plus Weihnachtsgeld", rechnet Götz vor. Bei Transco soll es drei Tage weniger Urlaub geben und mindestens sechs Euro weniger Stundenlohn. "Teilweise kommen die Leute auf einen Stundenlohn zwischen 8,50 Euro und 10,50 Euro", so der Gewerkschafter. "Nie und nimmer. 14 bis 15 Euro sind der Durchschnitt bei uns", sagt hingegen der Transco-Geschäftsführer.
"Die Fremdvergabe ist nichts Neues", so die Daimler-Sprecherin. Das sei vereinbart zwischen Werkleitung und Betriebsrat des Mannheimer Werkes.
Hier die mehrere hundert Millionen Investitionen in das Mannheimer Werk und keine betriebsbedingten Kündigungen, dort die Zustimmung zur Fremdvergabe der Logistik. "Das war keine Vereinbarung. Das wurde uns als beschlossene Sache vorgelegt. Ändern ließ sich da nichts mehr", so Götz. Da sind sie wieder, die unvereinbaren Positionen. Nur in einem sind sich alle einig: Entlassungen werde es in Mannheim keine geben.