Bei Sygnis Pharma reicht das Geld nur noch bis Ende September

Gespräche mit möglichen Investoren werden geführt. Ab Oktober soll erstmals seit bald 20 Jahren Geld verdient werden.

29.08.2013 UPDATE: 29.08.2013 06:00 Uhr 1 Minute, 48 Sekunden
Die Unternehmensleitung glaubt fest daran, dass die fehlenden Überbrückungsgelder aufzubringen sind. Foto: Sygnis Pharma
Von Harald Berlinghof

Eppelheim. Man erinnert sich noch gut. "Wir wollen die SAP der Bioinformatik werden", hatte Friedrich von Bohlen über seine 1997 in Heidelberg gegründete Lion Bioscience AG gesagt. Heute heißt man nach vielen Wendungen und Veränderungen Sygnis Pharma AG und das Geld reicht noch bis Ende September.

Soll das Projekt Sygnis Pharma AG, die 2006 aus Lion hervorging, noch zu einem guten Ende geführt werden, muss bis zum prognostizierten Erreichen der Gewinnzone Ende 2014 eine Finanzierungslücke in Höhe von 3,5 Millionen Euro geschlossen werden. Durch Darlehen des Mehrheitsgesellschafters Genetrix und Dietmar Hopps Gesellschaft dievini sowie von zwei internationalen Fonds konnten bereits 1,2 Millionen Euro aufgebracht werden so, dass die Reichweite der Finanzmittel gegenwärtig bis Ende September ausgedehnt werden konnte. Bankdarlehen sind für das Hochrisiko-Geschäft BioTech-Entwicklung im Moment nicht zu bekommen, wie die spanische Vorstandsvorsitzende Pilar de la Huerta gestern während der Hauptversammlung des Unternehmen in Eppelheim darlegte.

Aber man steht mit zahlreichen potenziellen internationalen Investoren in Kontakt und führt Gespräche. Man glaubt fest daran, dass die fehlenden Überbrückungsgelder aufzubringen sind. Und ein Produkt, das man bereits teilweise auslizensiert hat, soll das Unternehmen dann in die Gewinnzone führen. Gerade einmal rund 30 Aktionäre hatte die Hauptversammlung des Biotech Unternehmens in die Rudolf Wild Halle nach Eppelheim gelockt. Zu oft hatte man sich schon die optimistischen Versprechungen seit dem Börsengang der Lion Bioscience AG im Jahr 2000 anhören müssen, nur um dann ein ums andere Mal enttäuscht zu werden.

Die Sygnis Pharma AG ist 2006 aus dem Zusammenschluss der BASF-Tochter Axaron mit Lion Bioscience entstanden. Bereits 2011 schien das Ende nahe. Die Hoffnungen, die man in das Schlaganfallmittel AX 200 gesetzt hatte, zerplatzten wie eine Seifenblase, als in der klinischen Studie keine Wirkung nachgewiesen werden konnte. Damit war auch die Finanzierung des Demenz-Medikaments Kibra, für das noch mindestens zwei Jahre Forschungsarbeit nötig gewesen wären, nicht mehr zu stemmen. Das nötige Geld war nicht da, die Entwicklung von Kibra wurde eingestellt, die Mitarbeiterzahl in Heidelberg bis auf neun reduziert und die Laborflächen verkleinert.

Die Aktie stürzte ab und wurde zum Penny-Stock mit einem Wert von weniger als einem Euro. Während der Hausse-Phase am Neuen Markt notierte die Aktie noch als Lion Bioscience mit einem Höchstwert von 160 Euro. Vor drei Jahren entschloss man sich zu einer Kapitalherabsetzung und tauschte eine neue Sygnis-Aktie gegen acht alte Sygnis-Aktien. Ende 2012 erfolgte schließlich die Übernahme der spanischen X-Pol Biotech. X-Pol, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft des gegenwärtigen Mehrheitsgesellschafters Genetrix (65 Prozent). Inzwischen hat sich der Kurs auf gut drei Euro erholt. Sygnis ist inzwischen mit zwei Standorten in Madrid und Heidelberg nur noch im Bereich der Gen-Sequenzierung und der DNA-Probenvervielfältigung aktiv. Das am weitesten fortgeschrittene Projekt QualiPhi soll besser, genauer und schneller arbeiten als bislang übliche Polymere (Enzyme zur gezielten Vervielfältigung von DNA-Abschnitten im Labor). Der Marktführer Qiagen in diesem Bereich wird das Sygnis-Produkt ab Oktober in seinen Labor-Kits mitvertreiben. Daraus ergeben sich für Sygnis Lizenzeinnahmen.

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