TSG Hoffenheim gegen Leverkusen

Wenn zwei alte Bekannte aufeinandertreffen

Beim Duell zwischen Hoffenheim und Leverkusen treffen zwei alte Bekannte aufeinander - Bayer-Co-Trainer Xaver Zembrod über Nagelsmann und seine Zeit in Hoffenheim

19.01.2018 UPDATE: 20.01.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 54 Sekunden

Gemeinsame Zeiten: Julian Nagelsmann (r.) war 2011 noch Assistent von Xaver Zembrod. Foto: Uwe Grün

Von Tobias Schächter

Leverkusen. Früher war Julian Nagelsmann (30) Co-Trainer von Xaver Zembrod bei der U 17 der TSG Hoffenheim. Nun ist Zembrod (51) Co-Trainer von Heiko Herrlich (46) und kehrt mit Bayer Leverkusen heute zum Bundesligaspiel gegen die TSG Hoffenheim (15.30 Uhr/Sky) und ihren Cheftrainer Nagelsmann zurück nach Baden. Im Interview mit der RNZ spricht Zembrod über seine Hoffenheimer Zeit, die Anfänge von Julian Nagelsmann und erklärt, warum Bayer wieder eine Spitzenmannschaft ist.

Xaver Zembrod, wie prägend war die Zeit in Hoffenheim (2007 bis 2011) für Sie als Trainer?

Sehr prägend, die TSG war nach meiner Zeit beim DFB meine erste Vereinsstation als Trainer. Es gab viele Fachleute, viele neue Ideen und einen sehr kreativen Austausch.

Was machte den Geist im TSG-Nachwuchs damals aus?

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Der damalige Nachwuchschef Bernhard Peters war der große Antreiber. Er wollte, dass sich jeder Gedanken über die Nachwuchsförderung macht. Er trug das Wissen, das jeder aus seinen Fachgebieten mitbrachte, zusammen und schrieb es in einem "Lernzielkatalog und Leitfaden" auf.

Das war im Fußball eine neue Art zu arbeiten …

Ja, ihm war der strategische Ansatz bei der Ausbildung sehr wichtig. In Bezug auf die Arbeit mit den Mannschaften legte er beispielsweise großen Wert auf einheitliche Begriffe und Transparenz. Bernhard war sehr fordernd, hat jede Woche AGs und Sitzungen abgehalten. Aber er war auch ein Teamplayer - absolut der richtige Mann.

Julian Nagelsmann erzählte einmal, dass er zu seiner Anfangszeit bei der TSG von anderen Nachwuchstrainern kritisch gesehen wurde. Sie hätten ihm damals sehr geholfen, auch weil Sie ein gutes Standing im Klub gehabt hätten.

Eigentlich hätte Julian Co-Trainer von Tayfun Korkut werden sollen, aber der absolvierte gerade die Ausbildung zum Fußballlehrer, also wurde ich U 17-Trainer. Julian wurde vom damaligen Manager Ernst Tanner nach Hoffenheim gelotst, die beiden kannten sich aus gemeinsamen Zeiten bei 1860 München. Aus diesem Grund wurde Julian zu Beginn kritisch beäugt. Ich fand aber gleich, dass er ein super Typ ist, der schon damals unheimlich viel über das Trainerdasein und den Fußball wusste.

Wie lief Ihre Zusammenarbeit?

Ich weiß gar nicht, ob ich ihn als meinen "Co-Trainer" bezeichnen möchte. Er hat viele Dinge auf dem Trainingsplatz alleine geleitet, ich habe ihm blind vertraut. Er besitzt ein sehr positives Selbstbewusstsein und eine sehr gute Ansprache. Julian bringt die Dinge auf den Punkt. Er ist auch sehr kollegial, wir haben viele Dinge zusammen entwickelt.

Zum Beispiel?

Niklas Süle war bis zur U 16 ein Sechser. Ich weiß noch wie heute: Wir haben bei einem Turnier ständig Konter bekommen, weil Niklas wie ein Wilder hinten rausgestochen ist. Julian sagte damals: Den kriegen wir hin, wir machen aus dem einen Innenverteidiger. Dann haben wir angefangen, mit Niki zu arbeiten und blieben beide auf unsere jeweilige Art sehr konsequent mit ihm. Das war so ein Beispiel, wo Julian und ich den gleichen Gedanken hatten.

Stehen Sie noch regelmäßig mit ihm in Kontakt?

Wir schreiben uns unregelmäßig regelmäßig, wie ich das auch mit noch einigen Leuten aus der Hoffenheim-Zeit tue.

Wollen Sie nicht irgendwann einmal erster Mann werden?

Nein, ich bin mit meiner Rolle sehr zufrieden. Ich arbeite gerne inhaltlich, ein Cheftrainer steht ständig in der Öffentlichkeit, das brauche ich nicht.

Was zeichnet denn einen guten Co-Trainer aus?

Man muss zuerst sehr loyal gegenüber seinem Cheftrainer sein. Und man sollte Probleme in der Mannschaft oder von einzelnen Spielern früh erkennen und erst einmal versuchen alleine zu lösen. Man sollte dem Cheftrainer möglichst lange den Rücken freihalten und erst wenn man selbst nicht weiterkommt, auf die Probleme hinweisen. Außerdem ist man Ratgeber und Unterstützer des Cheftrainersin allen Bereichen.

Nachdem Tayfun Korkut, mit dem Sie schon in Hannover und Kaiserslautern zusammenarbeiteten, Leverkusen verlassen musste, blieben Sie bei Bayer. Kannten Sie den neuen Cheftrainer Heiko Herrlich?

Wir hatten uns vorher noch nie gesehen. Es war spannend: Ich ließ etwas Vertrautes hinter mir und begann etwas Unbekanntes. Nach dem Beschnuppern und dem Kennenlernen der neuen Abläufe und Ideen kann ich nun sagen, dass es richtig Spaß macht, mit Heiko und dem restlichen Team zu arbeiten.

Warum läuft es in diesem Jahr wieder bei Bayer?

Als ich mit Tayfun in Leverkusen elf Spieltage vor Rundenende begann, wirkte die Mannschaft ausgebrannt. Es gab Grüppchen, wie das eben so ist, wenn es nicht läuft. Doch Heiko hat es hingekriegt, dass die Mannschaft wieder als echte Einheit auftritt. Und wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern.

Was für ein Spiel erwarten Sie in Hoffenheim?

Es treffen zwei wahnsinnig talentierte Mannschaften mit zwei innovativen Trainern aufeinander. Es wird darauf ankommen, welches Team die taktischen Vorgaben besser umsetzt. Ich glaube, das wird ein sehr enges und attraktives Spiel. Und ich hoffe auf einen Sieg der Gastmannschaft.

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