Hoffenheims "Remis-Könige" erwarten Schalke "004"
Am Sonntag spielt Schalke 04 in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena - Ermin Bicakcic hat bis 2020 bei der TSG Hoffenheim verlängert

Laut Nagelsmann ein "kleiner Krieger": Ermin Bicakcic, hier gegen Mario Gomez, fühlt sich bei "Hoffe" heimisch. Foto: APF
Von Joachim Klaehn
Zuzenhausen. Markus Gisdol, der ehemalige Trainer und Vorvorgänger von Julian Nagelsmann bei der TSG 1899 Hoffenheim, hat mal über die Königsblauen gesagt: "Auf Schalke hast du nur am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag Ruhe und sonst nie." Nun kriselt es bereits nach nur vier Spieltagen gewaltig. Schalke "004": Null Siege, null Punkte, vier Niederlagen! Die Knappen präsentieren sich als Tabellenvorletzter am Sonntag (15.30 Uhr/Sky) in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena und möchten ihre Negativserie schleunigst beenden. "Da kommt eine Topmannschaft zu uns, auch wenn sie aktuell noch nicht so viele Punkte hat", warnte Nagelsmann bei der turnusmäßigen Pressekonferenz, "wir wissen schon, wen wir vor der Brust haben."
Hintergrund
Bisherige Bilanz
16 Mal trafen Hoffenheim und Schalke in der Bundesliga aufeinander. Die Zahlen aus TSG-Sicht: Fünf Siege, vier Remis, sieben Niederlagen bei einem Torverhältnis von 18:30. Im Achtelfinale des DFB-Pokals gewann 1899 am 3.12.2013 mit 3:1
Bisherige Bilanz
16 Mal trafen Hoffenheim und Schalke in der Bundesliga aufeinander. Die Zahlen aus TSG-Sicht: Fünf Siege, vier Remis, sieben Niederlagen bei einem Torverhältnis von 18:30. Im Achtelfinale des DFB-Pokals gewann 1899 am 3.12.2013 mit 3:1 in der Veltins Arena.
Es sagten ...
"Ich sehe jetzt keinen Grund, in die Kabine zu gehen und da rumzutoben. Wir müssen diesen Negativlauf unterbinden." - Manager Christian Heidel.
"Fakt ist, dass wir ein Erfolgserlebnis brauchen." - Schalkes neuer Trainer Markus Weinzierl.
28.000 Tickets sind weg
Bis Freitag waren 28.000 Eintrittskarten verkauft. 3 000 Fans davon werden im Gästeblock erwartet.
So könnten sie beginnen
Hoffenheim: Baumann - Rudy, Süle, Bicakcic, Kaderabek - Polanski - Demirbay, Rupp - Uth, Kramaric - Wagner.
Schalke: Fährmann - Höwedes, Naldo, Nastasic, Baba - Bentaleb, Stambouli - Konoplyanka, Meyer, Choupo-Moting - Huntelaar.
Schiedsrichter: Welz (Wiesbaden); Anpfiff: Sonntag, 15.30 Uhr in der Rhein-Neckar-Arena. jog
Der jüngste Bundesliga-Coach hält es für wenig förderlich, sich mit dem angeschlagenen Kontrahenten und dessen Befindlichkeiten aus dem fußballverrückten Ruhrpott zu beschäftigen. "Ich verschwende keinen Gedanken daran, wie viele Punkte Schalke hat oder nicht hat", konstatierte Nagelsmann, "wir versuchen Handlungsmuster für die eigene Mannschaft zu finden." Es sei wichtig, einen "guten Plan" zu haben, um den ersten Dreier einfahren zu können.
Das klingt plausibel, wären da nicht die ständigen Aufgeregtheiten, die zum Jahrmarkt Bundesliga gehören. Ob ihn die jüngsten Gerüchte, er sei Wunschkandidat des taumelnden Bundesliga-Dinos Hamburger, nerven oder an ihm abprallen würden, wurde "Nagel" am Freitag gefragt. "Ich habe dazu alles gesagt, was ich dazu sagen möchte. Damit ist das Thema auch erledigt", blockte der TSG-Trainer kategorisch ab.
Nach RNZ-Informationen ist die Aufmacherstory des kicker konstruiert und aus Beraterkreisen lanciert worden, was einmal mehr beweist, wie schmal der Grat zwischen Wahrheit, Halbwahrheit und Legendenbildung in dieser überreizten Branche ist. Auf Grund des Nachhakens dieser Zeitung bezog am Freitag TSG-Geschäftsführer Peter Görlich Stellung: "Das Thema hat es für uns zum einen nie gegeben, zum anderen hat sich Julian Nagelsmann zu diesen Spekulationen unmittelbar und unmissverständlich geäußert. Ich finde es zudem respektlos, wie in der aktuellen Situation mit Bruno Labbadia umgegangen wird, während er weiterhin Trainer des HSV ist."
Man kann das so sehen, zumal Rücksichtnahme, Achtung, Fairness und Empathie sicherlich nicht zu den Primärtugenden des Erstliga-Geschäfts zählen. Hier herrscht Wettbewerb pur, wenn die Trainerstühle in Bremen, Hamburg und Gelsenkirchen (?) bereits nach 270 bzw. 360 Saisonminuten wackeln.
"Hoffe" hatte vor dem morgigen Heimspiel frohe Botschaft zu verkünden, denn der bosnische Innenverteidiger Ermin Bicakcic verlängerte seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag im Kraichgau bis 2020. "Das war ein spezieller Wunsch von mir", sagte Nagelsmann über den Mentalitätsspieler, "Ermin hat bei uns eine bedeutende Rolle auf dem Feld und in der Kabine. Er ist ein kleiner Krieger, der jedes Spiel gewinnen will und die Mannschaft mitreißen kann." Artig bedankte sich Bicakcic, der in Möckmühl/Landkreis Heilbronn aufwuchs: "Mich freut das Vertrauen der Verantwortlichen und des Trainers. Ich sehe das natürlich auch als Bestätigung meiner Leistungen." Positive Typen wie Bicakcic brauchen sie bei den Nordbadenern, die mit vier Unentschieden einen durchwachsenen Start hingelegt haben. Das Etikett "Remis-Könige" ist gut und schön, aber die Lage bleibt trügerisch, ja gefährlich, wenn in den nächsten drei Partien (Schalke, Ingolstadt und Freiburg) keine "echten" Erfolgserlebnisse erzielt werden. Gegen Leverkusen, Hertha und den übermächtigen FC Bayern wird’s anschließend nicht leichter - und nach zehn Spieltagen Anfang November lässt sich wohl Verbindlicheres über Hoffenheim anno 2016/17 feststellen.
Bisher gleichen sie einer "Wundertüte". Mal gefällig, mal anfällig - der Pendelausschlag sollte nicht zu heftig ausfallen. Schalke ist am Sonntag nämlich dringend zur Kurskorrektur gezwungen. "Ich bin voller Zuversicht, dass wir es drehen", verbreitete Nullvier-Trainer Markus Weinzierl Optimismus. Kollege Nagelsmann kündigte unterdessen schmunzelnd an, den Revierklub genau und sachlich analysiert zu haben: "Was ich mir für Schalke überlegt habe - Sie können es sich denken -, dass ich das jetzt nicht kundtun werde. Wir haben eine Idee und hoffen, dass sie aufgeht." Aha. Vorsicht vor "004" ist allemal geboten ...