Wechselt auf Leih-Basis zum SV Waldhof: Dennis Jastrzembski. Foto: dpa
Von Daniel Hund
Mannheim. Dienstagabend, kurz vor 21 Uhr, es läuft die sechste Minute der Nachspielzeit im Drittliga-Duell zwischen dem SV Waldhof und Dynamo Dresden. Rafael Garcia, 27, steht am Elfmeterpunkt, stemmt die Arme in die Hüfte, schaut kurz hoch und trifft. Eiskalt: Mit rechts flach ins linke untere Eck.
Wenig später dann Ekstase pur. Spieler, Trainerteam, Betreuer, Ordner – alle flippen aus, feiern den 1:0-Coup über den Spitzenreiter. Nicht auszudenken, was abgegangen wäre, wenn Zuschauer im Mannheimer Fußball-Tempel gewesen wären. Das Carl-Benz-Stadion wäre wohl abgehoben.
Ob der Sieg glücklich war? Natürlich ist immer Glück dabei, wenn man in der 96. Minute den Siegtreffer erzielt. Glück war an diesem klirrend kalten Januar-Abend aber das falsche Wort, denn die blau-schwarze Last-Minute-Party war vor allem eines: hoch verdient. Der Waldhof war Herr im eigenen Haus, zeigte Herz, kämpfte verbissen, hatte stets die Kontrolle im Mittelfeld. Spielerisch war noch Luft nach oben. Den letzten, den tödlichen Pass hatte man mehrfach auf dem Fuß, brachte ihn aber nicht an den Mann.
Zog die Bälle an wie ein Magnet: Waldhofs Sechser Marco Schuster (l.). Fotos: vaf/svwEgal, die Gäste waren auch so angetan vom Mannheimer Auftritt. Heiko Scholz zum Beispiel. Dresdens Co-Trainer sprach auf der abschließenden Pressekonferenz Klartext: "Mannheim war uns in der ersten Halbzeit total überlegen. Fußballerisch und spielerisch. Das Beste zur Pause war noch das Ergebnis."
Einen großen Anteil am Höhenflug hatte mal wieder Dominik Martinovic, 23. Diesmal hat er zwar nicht getroffen, dafür aber unermüdlich geackert und ganz nebenbei auch noch den Elfmeter rausgeholt. Danach war der Deutsch-Kroate einfach nur stolz: "Wir waren über 90 Minuten das bessere Team und haben defensiv super gearbeitet."
Stichwort Defensive. Aus dem Dezember-Hühnerhaufen ist ein echtes Bollwerk geworden. In den letzten fünf Spielen kassierte man nur zwei Gegentore und holte elf Punkte. Hat da in der kurzen Winterpause etwa ein Wunderheiler am Alsenweg vorbeigeschaut? Eher nicht. Martinovic erklärt es so: "Wir haben unseren Plan geändert. Marco Schuster muss man auch loben, er zeigt Super-Leistungen."
Schuster, 25, gab am 13. Januar in Lübeck nach langer Verletzung sein Saison-Debüt. Dresden war nun sein fünfter Startelf-Einsatz in Folge. Wegzudenken ist er nicht mehr. Gegen Dynamo zog der Sechser die Bälle an wie ein Magnet. Und wenn er mal auf dem falschen Fuß erwischt wurde, zündete Schuster den Turbo, packte die Grätsche aus und eroberte die Bälle zurück. Einer wie er könnte auch eine Etage höher als Mittelfeld-Zerstörer seine Brötchen verdienen.
Vielleicht klappt das ja schon in der nächsten Saison mit dem SV Waldhof. Denn auch wenn es sich nach der Schwächephase im Dezember verrückt anhört, das Potenzial ist da. Mit den Rückkehrern Max Christiansen und Jesper Verlaat sowieso. 30 Punkte hat man mittlerweile auf dem Konto. Bei Türkgücü München könnten es am Samstag 33 werden.
Themenwechsel: Der SVW hat am Mittwoch nochmals auf dem Transfermarkt zugeschlagen. Offensivmann Dennis Jastrzembski, 20, kommt bis Saisonende auf Leihbasis an den Alsenweg. Der polnische U21-Nationalspieler steht bei Hertha BSC unter Vertrag, war zuletzt aber an den Zweitligisten SC Paderborn ausgeliehen. "Mit seiner Geschwindigkeit wird er unserem Spiel eine weitere Alternative in der Offensive anbieten können", lobt Waldhofs Sportlicher Leiter Jochen Kientz den Neuzugang, der bereits elfmal in der 1. Bundesliga aufgelaufen ist.