Enttäuschung pur bei Patrick Glöckner (r.), dem Trainer des SV Waldhof Mannheim, Foto: Pix
Von Daniel Hund
Meppen. Das Reden fiel schwer. Nach so einem Spiel, nach so einer Niederlage, da will man eigentlich nur noch eins: Ab unter die Dusche und rein in den Mannschaftsbus. Kopfhörer auf und nach Möglichkeit relativ schnell weg dösen, quasi den Frust raus schlafen. Auch Marcel Seegert, 26, hatte diesen Plan wohl am Dienstagabend, doch der wurde durchkreuzt. Noch auf dem Spielfeld wurde der Kapitän des SV Waldhof abgefangen. Der Blondschopf aus der Mannheimer Innenverteidigung sollte erklären, wie es zum 0:2-Absturz der "Buwe" beim SV Meppen kommen konnte.
Und Seegert lieferte, redete klar und deutlich, referierte "über eine ganz bittere Niederlage". Sprach von einem "guten Beginn und unnötigen Gegentoren". Wer ihn kennt, spürte sofort, dass er schwer am ersten Rückschlag seit Wochen zu knabbern hatte.
Was letztlich ausschlaggebend für die Pleite im Emsland war, ist schwer zu sagen. Auch Patrick Glöckner, der Chef der Blau-Schwarzen, schien sich relativ schnell im Grübel-Modus zu befinden. Leicht angesäuert war er noch dazu, frustriert über zwei Gegentore, die so eigentlich nie hätten fallen dürfen. Einen Freistoß aus gut und gerne 30 Metern, der als Bogenlampe geschlagen an Freund und Feind vorbei segelte und im Tor landete. Und einen Treffer, bei dem sich seine komplette Mannschaft im Tiefschlaf befand. Glöckner, der Verärgerte: "Wie wir diese Tore hergeschenkt haben, das ist nicht das, was wir spielen wollen."
Wie sie spielen wollen, hat sich in der zweiten Halbzeit mal wieder gezeigt. Ab da war es ein Spiel auf ein Tor. Mit schnellen Kombinationen, mit einigen Abschlüssen, aber – und das ist im Fußball eben das Entscheidende – ohne eigene Treffer. Pech hatte Mittelfeld-Wirbler Onur Ünlicifci, der einen Flachschuss an den linken Pfosten setzte. Auch Dominik Martinovic traf nur das Gebälk. Weitere Chancen folgten. Oft fehlte nur der letzte Pass.
Immerhin: Die zweite Halbzeit macht Mut. Und den wird man in den kommenden Spielen auch brauchen. Drei sind es noch bis Weihnachten. Dreimal improvisieren lautet dann wohl die Devise. Denn das Lazarett ist groß. Vor allem Max Christiansen, 24, und Jesper Verlaat, 24, bereiten Kopfzerbrechen.
Sorgenkind Nummer eins: Christiansen verletzte sich in Meppen beim Aufwärmen. Beim Schusstraining machte der Oberschenkel zu. Und Christiansen ist nicht irgendwer: Er ist der, der alles steuert, der immer anspielbar ist, der die blau-schwarze Balance zwischen Angriff und Defensive regelt. Eine Ultraschall-Untersuchung soll Klarheit über die schwere der Verletzung bringen.
Sorgenkind Nummer zwei: Auch Verlaat klagt über Schmerzen im Oberschenkel. In der 20. Minute kam er unglücklich auf und sackte sofort zu Boden. Was zuversichtlich stimmt: Der lange Blonde konnte nach der Partie schon wieder normal laufen.
Mit Ferndiagnosen ist es immer so eine Sache. Doch nach RNZ-Infos deutet einiges darauf hin, dass das Fußball-Jahr 2020 für beide beendet sein könnte.
Und es kommt noch schlimmer: Auch Marcel Hofrath und Hamza Saghiri hatten Schmerzen. Hofrath musste in Meppen wegen Waden-Problemen ausgewechselt werden. Auch hinter diesen beiden steht für das Spiel bei 1860 München (Samstag, 14 Uhr) ein Fragezeichen. Definitiv fehlen wird Spielmacher Arianit Ferati, der sich in der Schlussphase seine fünfte Gelbe Karte abgeholt hatte und für die nächste Partie gesperrt ist.
Zum Abschluss noch etwas positives: Der SV Waldhof hat finanzielle Unterstützung aus dem staatlichen Corona-Hilfspaket erhalten. Es gab 800.000 Euro, was zugleich das Maximum war. Sollten die Geisterspiele weitergehen, könnte der SVW nach RNZ-Infos nochmals mit einem ähnlichen Betrag rechnen.