Der verlängerte Arm: Kapitän Marcel Seegert im Gespräch mit Trainer Patrick Glöckner. F: Im
Von Daniel Hund
Mannheim. Es war eine Szene, die schwer zu ertragen war: Im Heimspiel gegen die U23 des FC Bayern krachte Marcel Seegert, der Kapitän des SV Waldhof, im Luftkampf mit FCB-Keeper Lukas Schneller zusammen. Danach ging’s direkt ins Krankenhaus. Das war am 1. März. Mittlerweile geht es dem 26-Jährigen besser. Die RNZ sprach mit ihm über seinen Knock-out und die aktuell angespannte Situation rings um den Alsenweg.
Marcel Seegert, wie geht es Ihnen nach Ihrer Gehirnerschütterung?
Mir geht es wieder gut, ich habe keine Beschwerden mehr. Am letzten Donnerstag und Freitag war ich schon wieder im Training dabei und habe auch Kopfbälle ausprobiert. Das Auswärtsspiel in Ingolstadt kam aber noch ein, zwei Tage zu früh für mich.
Der Zusammenprall gegen die kleinen Bayern war heftig.
Ja, ich war auch für kurze Zeit komplett weg. Ich hatte keine Schutz-Mechanismen mehr und bin mit dem Kopf voll auf den Rasen geknallt. Ich kann mich an vieles auch gar nicht mehr erinnern. Die ersten zehn Tage waren dann richtig hart. Ich hatte starkes Kopfweh und ein permanentes Drücken hinter den Augen. Ich konnte kein TV schauen und auch nicht telefonieren. Spaziergänge waren das Highlight für mich.
In Ingolstadt waren Sie am Samstag trotzdem mit dabei.
Ja, es war mir sehr wichtig, dass ich als Kapitän dabei bin. Das Gemeinschaftsgefühl ist wichtig, es ist die Basis für Erfolg.
Die 0:1-Niederlage kann man als sehr unglücklich bezeichnen, oder?
Das sehe ich genauso. Wir haben dort mal wieder unser wahres Gesicht gezeigt und unsere Stärken eingebracht. Der Trainer hat uns perfekt eingestellt. Seinen Plan mit dem Gegenpressing und den Ballbesitz-Phasen haben wir gut umgesetzt. Aber Fußball ist ein Ergebnissport und das hat nicht gestimmt. Wir haben unsere Chancen nicht genutzt. Es ist wichtig, dass wir im letzten Drittel noch konsequenter werden. Die Tore erzielen und auch die Räume noch besser besetzen. Dann bin ich davon überzeugt, dass wir die nötigen Punkte für den Klassenerhalt holen werden.
Man hat nur noch vier Punkte Vorsprung auf die Abstiegsränge. Die Lage ist ernst, oder?
Sie ist sehr ernst. Das ist klar. Dir wird in der Dritten Liga nichts geschenkt. Die aktuelle Situation kann man ganz gut mit der kurz vor Weihnachten vergleichen. Da mussten wir auch dringend punkten. Und jetzt haben wir wieder anderthalb Wochen Zeit, um uns voll auf die nächsten Aufgaben vorzubereiten. Die Leistung in Ingolstadt war ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. In den nächsten Spielen müssen wir so weitermachen und uns auch mit Ergebnissen dafür belohnen.
Trainer Patrick Glöckner steht mittlerweile schwer unter Beschuss. Steht die Mannschaft noch hinter ihm?
Natürlich und zwar das komplette Team. Auf dem Platz stehen wir Spieler, wir müssen es umsetzen. Nicht er. Ich denke, dass in Ingolstadt jeder gesehen hat, dass unsere Mannschaft lebt und dass wir dem Trainer folgen. Im Fußball-Profigeschäft ist es eben leider so, dass immer zuerst der Trainer wackelt. Aber wir gehören zusammen und sitzen alle in einem Boot.
Es sind noch neun Spiele zu spielen. Wie viele Punkte wird man noch brauchen, um die Liga zu halten?
Ich bin kein Freund von Rechenspielen. Aber wir brauchen noch ein paar Siege, das ist klar. Die Leistung von Ingolstadt muss jetzt der Maßstab sein. Jeder einzelne muss den Anspruch haben, sich auf diesem Level einzupendeln, werden wir dazu vorne noch effektiver, mache ich mir keine Sorgen. Man muss sich vor Augen halten, dass man sich noch nichts dafür kaufen kann, wenn man die bessere Mannschaft ist. Es geht vielmehr darum, ein Tor mehr zu schießen als der Gegner.