Sandhausen. (dpa) Fußball-Zweitligist SV Sandhausen leiht bis zum Saisonende Torhüter Stefanos Kapino vom Bundesligisten SV Werder Bremen aus. Das gaben die Badener am Donnerstag bekannt. Der 26 Jahre alte Grieche schließt die Lücke, die Martin Fraisl hinterlassen hat.
Der Österreicher hatte den Club zum Jahreswechsel verlassen und ist inzwischen zum niederländischen Erstligisten ADO Den Haag gewechselt. Kapino steht seit Sommer 2018 bei Werder unter Vertrag, kam für die Hanseaten seitdem aber erst zweimal in der Bundesliga zum Einsatz.
Mit sofortiger Wirkung aufgelöst hat der Verein den Vertrag von Marlon Frey. Von Heidenheim kommt der 27-jährige Patrick Schmidt, der in dieser Saison acht Zweitligaspiele absolvierte. Dabei gelang ihm ein Tor.
Update: Donnerstag, 21. Januar 2021, 14.01 Uhr
Martin Fraisl. Foto: dpaEx-Torhüter Martin Fraisl unterschreibt bei ADO Den Haag
Sandhausen/Den Haag.-(dpa) Der beim Fußball-Zweitligisten SV Sandhausen in Ungnade gefallene Torhüter Martin Fraisl hat einen neuen Verein gefunden. Der zuletzt vertragslose Österreicher unterschrieb am Mittwoch beim niederländischen Erstligisten ADO Den Haag einen Kontrakt bis Saisonende.
Beim abstiegsbedrohten SVS war Fraisl Mitte Dezember von Trainer Michael Schiele zunächst auf die Bank gesetzt worden, ehe es zu einem Kabinen-Disput kam. Daraufhin wurde der Schlussmann suspendiert. Kurz vor dem Jahreswechsel lösten der 27-Jährige und die SVS-Verantwortlichen das Arbeitsverhältnis vorzeitig auf.
Update: Mittwoch, 20. Januar 2021, 17.45 Uhr
SV Sandhausen löst Vertrag mit Keeper Fraisl auf
Die Trennung sei einvernehmlich erfolgt, teilte der Verein mit. Martin Fraisl war wegen eines Konflikts mit Trainer Michael Schiele vergangene Woche suspendiert worden.
Sandhausen (dpa) Der SV Sandhausen hat den ursprünglich noch bis Ende Juni 2022 laufenden Vertrag mit Torhüter Martin Fraisl mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Die Trennung sei einvernehmlich erfolgt, teilte der Verein am Montag mit. Fraisl suche nach einer neuen sportlichen Herausforderung.
Der 27 Jahre alte Österreicher war vergangene Woche suspendiert worden. Nachdem er vom bisherigen Ersatzkeeper Rick Wulle zum zweiten Mal in Serie auf die Bank verdrängt worden war, soll Fraisl in der unmittelbaren Vorbereitung auf das Heimspiel gegen Holstein Kiel (0:2) am 20. Dezember mit Coach Michael Schiele aneinander geraten sein. "Es sind Dinge in der Kabine vorgefallen, die ich als Trainer nicht dulden kann. Mehr möchte ich dazu nicht sagen", kommentierte Schiele den Vorfall vergangene Woche.
Update: Montag, 28. Dezember 2020, 13.30 Uhr
SV Sandhausen-Trainer hofft auf positive Folgen
Der Österreicher soll in der Kabine unangenehm aufgefallen sein. Dabei sei die "Grenze des Respekts überschritten" worden.
Von Claus Weber
Sandhausen. Michael Schiele winkte ab. "Was in der Kabine passiert ist, sollte in der Kabine bleiben." Der Trainer des SV Sandhausen wollte auf die Auseinandersetzung mit Martin Fraisl gar nicht mehr eingehen. Der Torwart hatte sich vor der Partie am Sonntag gegen Holstein Kiel (0:2) ein Wortgefecht mit seinem Coach geliefert. So jedenfalls hatte es Jürgen Machmeier am Montag erklärt und die Suspendierung des österreichischen Schlussmannes verkündet. Weil, so der Klub-Präsident, Grenzen des Respektes verletzt worden seien.
Was genau vorgefallen ist, bleibt also weiter unklar. Michael Schiele erklärte lediglich, dass er den Vorfall als Trainer nicht dulden könne. Dass seine Autorität untergraben worden sei oder ein langfristiger Schaden bleibe, glaubt er nicht. "Ich denke, dass ein Reinigungsprozess stattfinden wird", sagte der Coach.
Der Kabinen-Eklat war nicht der einzige Aufreger am Sonntag. Alexander Esswein hatte sich nach seiner Auswechslung lautstark beschwert. "Wir haben miteinander gesprochen", sagte Schiele, "und sind auf einen super Nenner gekommen."
Beide Vorfälle zeigen, dass am Hardtwald die Nerven blank liegen. Der Zweitligist hatte sich große Ziele gesetzt und kämpft nun gegen den Abstieg. Nach drei Niederlagen in Folge – mit 0:9 Toren – überwintert er auf dem Relegationsplatz.
Vielleicht kann die Mannschaft am Mittwochabend ein wenig Selbstvertrauen tanken – auch wenn die Aufgabe schwerer kaum sein könnte. In der zweiten DFB-Pokalrunde tritt der SV Sandhausen um 18.30 Uhr (live bei Sky) beim VfL Wolfsburg an. Der deutsche Meister von 2009 hat bisher erst ein einziges Bundesliga-Spiel verloren – mit 1:2 bei Bayern München – und ist am Sonntag durch den 1:0-Erfolg gegen Stuttgart auf den vierten Tabellenrang – einen Champions League-Platz – gesprungen.
Der Erfolg gegen die Schwaben ist deshalb bemerkenswert, weil der VfL pandemie-bedingt derzeit auf gleich sechs Spieler verzichten muss. Maximilian Arnold, Jerome Roussillon und William wurden positiv auf Corona getestet, ihre Kontaktpersonen Maximilian Philipp, Xaver Schlager und Tim Siersleben befinden sich auf Anordnung des Gesundheitsamtes in Quarantäne. Was – nebenbei bemerkt – die Frage aufwirft, ob es sinnvoll und aus gesundheitlichen und moralischen Gesichtspunkten vertretbar ist, das Spiel gegen Sandhausen überhaupt anzupfeifen.
Ob der Zweitligist aus den Personalsorgen des VW-Klubs Kapital schlagen kann? Schließlich fallen mit Mehmedi, Klaus und Brooks weitere Spieler wegen Verletzungen oder Krankheit aus und die Einsätze von Brekalo und Mbabu sind fraglich. "Das ist ein Top-Gegner", sagt Michael Schiele und warnt vor allem vor Torjäger Wout Weghorst (neun Treffer). "Er ist groß, torgefährlich, läuft die gegnerische Abwehr gut an und arbeitet in der eigenen Hälfte mit. Wenn wir eine Chance haben wollen, ihn vom Toreschießen abzuhalten, müssen wir im Kollektiv gegen ihn verteidigen."
Beim SV Sandhausen fällt lediglich Aleksandr Zhirov weiter aus. Dennis Linsmayer und Julius Biada haben ihre Blessuren aus dem Kiel-Spiel auskuriert.
So könnte Sandhausen spielen: Wulle – Röseler, Kister, Linsmayer – Diekmeier, Nartey, Taffertshofer, Contento – Biada – Behrens, Esswein.
Update: Dienstag, 22. Dezember 2020, 19.19 Uhr
SV Sandhausen suspendiert Torwart Fraisl
Von Claus Weber
Sandhausen. Als Jürgen Machmeier den Bussines-Turm des Hardtwaldstadions betrat, fror er. "Hier ist aber kalt", stellte der Präsident des SV Sandhausen fest und schmunzelte: "Man merkt, dass wir sparen müssen." Tatsächlich sollte es bei der Pressekonferenz zum Jahresende vor allem um knappe Finanzen, Kurzarbeit und Einsparungen gehen – um die Probleme eben, die die Corona-Pandemie dem Fußball-Zweitligisten bereitet.
Am Ende aber rückte doch das Sportliche in den Vordergrund. Der Chef gab bekannt, dass Martin Fraisl suspendiert wurde. Der Torwart soll sich mit Trainer Michael Schiele vor dem Spiel am Sonntag gegen Kiel (0:2) in der Kabine ein lautstarkes Wortgefecht geliefert haben. Es sei zu keiner körperlichen Gewalt gekommen, aber viel habe offenbar nicht gefehlt. Fraisl, seit Sommer 2018 die unumstrittene Nummer eins im Tor, hatte in den letzten beiden Partien seinen Platz für Rick Wulle räumen müssen. Das dürfte dem Österreicher nicht gepasst haben. "Martin ist unheimlich ehrgeizig", sagte Machmeier, "aber er hat eine Grenze überschritten und er wird hier nicht mehr spielen." Der Vertrag des 27-Jährigen wäre noch bis Juni 2022 gelaufen.
Der Kabinen-Eklat kommt zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt. Die Mannschaft kämpft gegen den Abstieg, es stimmt nicht im Team und der Trainerwechsel von Uwe Koschinat zu Michael Schiele hat bisher keine Wirkung gezeigt. Im Gegenteil. Jetzt muss sich der SVS auch noch nach einem neuen Torwart umsehen. "Wir hatten uns die Saison ganz anders vorgestellt", gab Machmeier zu. Der Chef wehrte sich gegen die Kritik, der Kader sei falsch zusammengestellt oder zu alt, räumte aber ein: "Das Mannschaftsgefüge passt noch nicht, einige Spieler sind noch nicht richtig angekommen." Das Budget lasse weitere Verstärkungen kaum zu. "Wenn es aber einen Spieler gibt, der uns weiterhilft, müssen wir den Spielraum schaffen", sagte Machmeier. Profis, die keine Perspektive sähen und wegwollten, könnten ohne Ablöse gehen. Auch das könnte den Etat entlasten.
Schließlich fehlt dem Verein allein eine Million Euro aus Zuschauereinnahmen. Und künftig muss der Zweitligist auch noch mit 1,8 Millionen Euro weniger Fernseh-Geldern auskommen – ein beachtlicher Brocken im 18 Millionen Euro-Etat. Ein KfW-Kredit, Gehaltsverzicht und Kurzarbeit halfen bisher dabei, die Krise zu meistern. Und die Unterstützung der Sponsoren, die dem SVS trotz Geisterspiele die Stange hielten und ihr Engagement zum Teil noch verstärkten. Die Rückforderungen lagen unter 10 000 Euro, verriet Machmeier. Man bedauere sehr, keine Zuschauer ins Stadion lassen zu dürfen, erklärte der Präsident, gab aber Entwarnung: "Wir können die Pandemie überstehen, auch wenn wir bis zum Ende der Saison vor leeren Rängen spielen müssen."
Dazu bedarf es jedoch weiterer Einsparungen. Machmeier glaubt, dass sich durch die Pandemie auch die Spielergehälter künftig reduzieren, vor allem aber die Prämien für deren Berater.
Auch das Team hinter dem Team muss sparen. Von Januar bis März wird es wieder Kurzarbeit für die 16 Mitarbeiter der Geschäftsstelle geben. Die kleine Belegschaft (Geschäftsführer Volker Piegsa: "Andere Klubs habe das Zwei- und Dreifache an Personal") habe zuletzt viele Service-Angebote auf den Weg gebracht, z.B. den Players-Talk, das Hardtwald-Radio oder den Podcast. Piegsa dankte auch dem Fan-Beauftragten Timm Merten, der ab Januar von Juliane Hoppart unterstützt wird und der den Anstoß dazu gab, dass am Hardtwald künftig mehr Schiedsrichter gewonnen werden. Die Zahl der Referees soll von bisher vier auf bis zu 17 gesteigert werden, Regelschulungen sollen im eigenen Nachwuchs-Leistungs-Zentrum stattfinden.
Und auch über die Abmeldung der U23 im Sommer mache man sich Gedanken. Weil sie einen erheblichen Kostenfaktor darstelle, als Sprungbrett für eigene Talente bislang aber kaum diene. "Wir sind mit unserem Nachwuchszentrum noch nicht so weit", sagte Machmeier. Trainer Frank Löning habe man frühzeitig informiert. Das sei der Hauptgrund für seine Kündigung zum 1. Januar gewesen. Ein Coach aus den eigenen Reihen soll die Oberliga-Elf übernehmen.
Übrigens: Die Heizung im Business-Turm hatte man nur vergessen anzuschalten. So schlecht geht es dem SV Sandhausen nun auch noch nicht.
Update: Montag, 21. Dezember 2020, 19.03 Uhr