Daniel Keita-Ruel. Foto: dpa
Von Claus Weber
Sandhausen. Michael Schiele hatte es eilig. Wann der Bus nach Hamburg geht, wollte die RNZ am Montagvormittag bei der virtuellen Pressekonferenz des SV Sandhausen wissen. "Jetzt gleich", sagte der Trainer, "wir fahren im Anschluss los." Am Hardtwald möchte man die 0:3-Pleite vom Freitagabend gegen Fürth so schnell wie möglich vergessen machen. Mund abputzen und weiter. "Wir haben es analysiert und abgehakt", sagte der Trainer über die ersten 40 Spielminuten, in denen die Kurpfälzer furchtbar schlecht aussahen. "Wir wollen uns daran orientieren, was ab der 41. Minute passierte", erklärte Schiele. Da spielten die Sandhäuser gut mit, hatten auch mehrere Chancen – trafen aber das Tor nicht.
Das soll am Dienstagabend (18.30 Uhr/Sky) im Spiel beim Hamburger SV anders werden. "Wir müssen den Gegner zu Fehlern zwingen – und die dann auch mal kaltschnäuzig ausnutzen", fordert Schiele, "wir müssen uns das Match-Glück erarbeiten."
Wie’s geht haben die Sandhäuser vor knapp einem halben Jahr eindrucksvoll bewiesen. Mit 5:1 gewann der Fußball-Zwerg aus der Kurpfalz das letzte Spiel der Vor-Saison und verdarb dem ehemaligen Bundesliga-Dino damit die ersehnte Rückkehr ins Oberhaus. Vielleicht stärkt die Erinnerung an das Husarenstück das angeknackste Selbstvertrauen.
Von einer Krisenstimmung nach der sechste Niederlage im elften Saisonspiel wollte Schiele nichts wissen. "Aber natürlich ist man enttäuscht nach so einem Heimspiel – es wäre ja auch schlecht, wenn es anders wäre."
Allerdings wird die Aufgabe in der Hansestadt nochmal schwerer als die gegen Fürth. "Der HSV ist enorm spielstark, hat große Qualität im Kader und wird noch zielstrebiger aus der Abwehr heraus Fußball spielen als zuletzt Greuther Fürth." Vor allem aber hat der Rauten-Klub den wohl gefährlichsten Zweitliga-Torjäger der letzten Jahre in seinen Reihen. Simon Terodde führt mit elf Treffen die aktuelle Liste an, traf beim jüngsten 2:1-Erfolg gegen Darmstadt doppelt und beendete damit die Ergebniskrise der Hanseaten. Nach fünf Siegen zum Saisonstart konnte der HSV fünf Mal in Folge nicht gewinnen – doch jetzt ist der Klub wieder auf Bundesliga-Kurs.
Mutig, wie in der zweiten Halbzeit gegen Fürth, will Schiele seine Jungs sehen. Ja, und auch lauffreudiger als zuletzt. SVS-Präsident Jürgen Machmeier hatte am Freitagabend seinem Frust Luft gemacht und der Mannschaft die Fitness abgesprochen. "Es ist noch nicht so, wie ich es mir für mein Spiel vorstelle", sagte der Coach über die Laufleistung und versprach, in den "nächsten Wochen im Training noch etwas draufzupacken".
Auf die beiden Verteidiger Aleksandr Zhirov (Knie) und Tim Kister (Trainingsrückstand nach Knie-OP) muss der Coach in Hamburg weiter verzichten. Möglicherweise fällt auch Stürmer Daniel Keita-Ruel aus. Sandhausens bislang erfolgreichster Schütze (5 Tore) hat ein dickes Knie. "Für Dienstagabend könnte es eng werden", fürchtet der Coach.
Der Hardtwald-Hörfunk begleitet die Partie. Die Reportage beginnt gegen 18.20 Uhr. Alle Infos zum Livestream auf der SVS-Homepage: https://svs1916.de.
So könnte Sandhausen spielen: Fraisl – Diekmeier, Röseler, Nauber, Contento – Linsmayer, Nartey, Esswein – Biada – Behrens, Bouhaddouz.
Update: Montag, 14. Dezember 2020, 20.17 Uhr
Sandhausen. (dpa) Fußball-Zweitligist SV Sandhausen fährt mit personellen Sorgen zum Aufstiegsanwärter Hamburger SV. Neben Abwehrchef Alexander Schirow, der sicher fehlen wird, droht am Dienstag (18.30 Uhr/Sky) auch Daniel Keita-Ruel auszufallen. Der mit fünf Treffern bislang beste SVS-Torschütze der Saison hat ebenfalls Knieschmerzen.
Trainer Michael Schiele versucht, die Probleme auszublenden. Stattdessen erinnerte der 42-Jährige, der die Baden-Württemberger Ende November übernommen hatte, am Montag an den 5:1-Erfolg seiner Mannschaft aus dem Vorjahr: "Die Spieler haben schöne Erinnerungen an Hamburg. Natürlich wartet eine Top-Mannschaft auf uns, aber wir wollen die wenigen Fehler des HSV kaltschnäuzig ausnutzen."
Der SVS rangiert auf dem 15. Platz und liegt damit nach Punkten gleich auf mit Eintracht Braunschweig auf dem Abstiegsrelegationsrang. Über die prekäre Tabellensituation macht sich Schiele keine Gedanken. Für ihn geht es darum, die Defizite nach und nach aufzuarbeiten: "Im Moment sind wir noch nicht auf dem Level, das ich mir vorstelle. Der enge Terminkalender kostet Kraft und wir haben wenig Zeit. Dennoch wollen wir mutig auftreten und eine bessere Leistung abrufen als zuletzt beim 0:3 gegen Greuther Fürth."