Sandhausens Kevin Behrens verlädt St. Paulis starken Schlussmann Robin Himmelmann und trifft zum 1:1-Zwischenstand. Foto: vaf
Von Claus Weber
Sandhausen. Die Ausbeute war gleich, die Wahrnehmung völlig anders. "Beim 4:4 letzte Woche in Bochum hat die Leistung in vielen Bereichen nicht gestimmt, dafür das Ergebnis", sagte Trainer Uwe Koschinat nach dem 2:2 seines SV Sandhausen am Sonntag gegen den FC St. Pauli, "heute war es genau umgekehrt."
Die Kurpfälzer boten gegen den Kiezklub vor annähernd 10.000 Zuschauern eine starke Partie, schlugen aber zu wenig Kapital daraus: Am Ende gab es wieder nur einen Punkt. Es war schon das elfte Remis in dieser Runde. Die vielen Unentschieden – nur Darmstadt hat noch mehr – bringen Sandhausen kaum voran. Der Vier-Punkte-Vorsprung zum Relegationsplatz konnte nicht vergrößert werden, die Kellerkinder Wehen Wiesbaden und Dresden kamen durch ihre Überraschungssiege sogar näher ran.
Und trotzdem macht das 2:2 Mut. Sandhausen war diesmal hellwach, aggressiv, zweikampfstark und über die meiste Zeit dominant. Alles Tugenden, die Koschinat zuletzt vermisst hatte. Der Trainer glaubt, dass die Trendwende eingeläutet ist. "Die Zahl der Torchancen und unsere Präsenz im gegnerischen Strafraum hat gegenüber der Negativphase im Februar deutlich zugenommen", sagte der Coach, "leider hindern uns aber zu viele leichte Gegentore an einer besseren Tabellensituation."
Dabei lag der erste Heimsieg seit dem 2:1 gegen den VfB Stuttgart am 1. Dezember in der Luft. Nach Robin Scheus Treffer zur 2:1-Führung in der 63. Minute deutete wenig auf ein erneutes Remis hin. "Da war allerdings mehr Zufall als Absicht dabei", meinte der Schütze ganz bescheiden nach seinem sehenswerten Aufsetzer, der sich hinter Schlussmann Robin Himmelmann ins Tor senkte.
Schade, dass sich die Sandhäuser am Ende doch noch die Butter vom Brot nehmen ließen. In der 78. Minute verlängerte Tashchy einen Abschlag von Himmelmann auf Diamantakos. St. Paulis Torjäger behauptete sich gegen Aleksandr Zhirov und traf zum 2:2-Endstand.
"Das war unverdient für St. Pauli", ärgerte sich SVS-Kapitän Dennis Diekmeier, "wir haben ein richtig gutes Spiel gemacht, da war deutlich mehr drin, wir hätten in der Anfangsphase 3:0 oder 4:0 in Führung gehen können." Tatsächlich prüften Aziz Bouhaddouz und Kevin Behrens Torwart Himmelmann in den ersten Minuten mehrfach. Die Führung der Kiezkicker nach 28 Minuten fiel dagegen aus dem Nichts: Nach einem langen Pass von Miyaichi schloss Gyökeres den blitzschnellen Konter zum 1:0 ab.
Der Ausgleich durch einen von Kevin Behrens in der 45. Minute verwandelten Foulelfmeter war deshalb mehr als verdient. Zumal Sandhausen dran blieb und am Ende auch die Statistik mit 10:5 Torchancen und 5:0 Ecken klar anführte.
Auch für Jürgen Machmeier fühlte sich das Remis diesmal wie eine Niederlage an. "Wir sind ohne Ende marschiert, waren aber nicht so effektiv wie St. Pauli", bedauerte der SVS-Präsident, "die Mannschaft hat allerdings in Bochum und heute erneut eine Reaktion gezeigt, ich sehe eine positive Tendenz."
Die müsse die Mannschaft am Samstag in Aue und danach gegen Regensburg und in Wiesbaden fortsetzen. "Das sind die Wochen der Wahrheit", sagte Machmeier, wohlwissend, dass die Top-Teams Bielefeld, Hamburg und Stuttgart im Saisonfinale erst noch kommen.
Auch gestern gab es im Stadion wieder Proteste. "Vor einer klaren Linie gegen Rassismus verstecken, aber mächtige Geldgeber decken", stand auf Transparenten im SVS-Fanblock. Auch drastischere Spruchbänder der St. Pauli-Anhänger veranlassten Schiedsrichter Rene Rohde aber nicht zu einer Spielunterbrechung.
Sandhausen: Fraisl - Diekmeier, Kister, Zhirov, Paqarada - Paurevic - Taffertshofer, Scheu (75. Linsmayer) - Biada (87. Türpitz) - Behrens, Bouhaddouz.
St. Pauli: Himmelmann - Zander, Östigard, Buballa, Penney (46. Lawrence) - Benatelli - Miyaichi, Sobota (68. Tashchy), Knoll (57. Becker) - Gyökeres, Diamantakos.
Schiedsrichter: Rohde (Rostock); Zuschauer: 9872; Tore: 0:1 Gyökeres (28.), 1:1 Behrens (45., Foulelfmeter), 2:1 Scheu (63.), 2:2 Diamantakos (78.).